Comic Comic: Walter Moers wird 50 Jahre alt

München/dpa. - Bewusste Verletzungen derpolitischen Korrektheit sowie eine geradezu kindlich unschuldigeFantasie zeichnen den Roman- und Comicautoren Walter Moers aus, deram Donnerstag (24. Mai) seinen 50. Geburtstag feiert.
Der öffentlichkeitsscheue Zeichner schlug sich nach dem Abbruchdes Abiturs zunächst mit verschiedenen Gelegenheitsjobs in seinerGeburtsstadt Mönchengladbach durch und schrieb - wenn er nicht geradein der Gladbacher Hannen-Brauerei Flaschen abfüllte - bereits kleineGutenachtgeschichten für das «Sandmännchen». 1988 erschienschließlich der erste «Käpt'n Blaubär»-Comic, zwei Jahre späterfolgte «Das kleine Arschloch», das sich innerhalb von acht Monaten90 000 Mal verkaufte, Moers aber auch Ärger einbrachte.
«Das kleine Arschloch» erhitzte bundesweit die Gemüter. Währenddie «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) und das «Zeitmagazin»Moers' Comicfigur einen Platz in ihrem Blatt einräumten und dieFeuilletons ihn sogar mit dem Charly-Brown-Erfinder Charles M.Schultz verglichen, stellte das Landesamt für Jugend und Soziales1994 einen Antrag, das Buch «Schöner leben mit dem kleinen Arschloch»auf die Liste der jugendgefährdenden Schriften zu setzen.
Ebenfalls 1994 wurde Moers der Adolf-Grimme-Preis für Gestaltungund Konzeption von «Käpt'n Blaubärs Seemannsgarn» verliehen. Ein Jahrspäter erhob der Regensburger Generalvikar Wilhelm Gegenfurtner Klagegegen «Das kleine Arschloch» wegen «böswilligen Verächtlichmachenseines religiösen Bekenntnisses und behinderter Menschen».
Aber nicht nur den Unmut der Kirche und des Jugendschutzes zogMoers auf sich. Als 1998 «Adolf, die Nazi-Sau» in dem Satiremagazin«Titanic» vorabgedruckt wurde, erhielt er Morddrohungen aus derrechtsradikalen Szene. Ein Grund mehr für Moers, keine Interviews zugeben und sich auch nicht fotografieren zu lassen.
Die «ultimative Wahrheit über den Erzeuger des kleinen Arschlochs»kann man lediglich auf der Internetseite des Eichborn-Verlagesnachlesen, der bis 2002 Moers' Werke herausgab. Hier heißt es, Moerskönne 5000 Weinsorten am Entkorkungsgeräusch erkennen, habe bis datomit 8000 Frauen geschlafen und habe nach der Mount-Everest-Besteigungmit verbundenen Augen 1992 die Goldmedaille im Trampolin-Synchron-Springen gewonnen. In Wahrheit ist Walter Moers jedoch verheiratet,lebt vorzugsweise in Hamburg und schimpft sich selbst einenHypochonder.
Seit 2003 schreibt Moers für den Piper-Verlag in München. Nach demErfolg seines Romans «Die Stadt der Träumenden Bücher», für den er2004 mit dem Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar ausgezeichnet wurde,wird im Herbst 2007 mit dem «Schrecksenmeister» ein weiterer Romanerscheinen, dessen Handlung sich auf dem fiktiven Kontinent«Zamonien» abspielt.
Man darf gespannt sein, wann Moers nach den Geschichten aus seinerFantasiewelt rund um Geheimbären, Sternenstauner undschriftstellernden Lindwürmern Kritiker mit einem neuen Tabubruchschockiert. Nach dem Geschmack der Leser hat er sich schließlich nochnie gerichtet. Denn «mein Zielpublikum bin ich», sagte Moers einmaleiner Zeitschrift.