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Claudia Cardinale wird 70

Von Carola Frentzen 14.04.2008, 10:05

Rom/dpa. - In den 60er und 70er Jahren war sie der Inbegriff mediterraner Schönheit: Claudia Cardinale, eine schillernde Diva und über Jahrzehnte eine der begehrtesten Frauen der Welt - obwohl sie sich nie vor der Kamera ausgezogen hat.

«Eine Frau ist doch viel erotischer, wenn nicht alles von ihr gezeigt wird», sagte die Cardinale einmal in einem Interview. «Wenn die Frau von einem Schleier bedeckt bleibt, so hat die Fantasie mehr Raum.» Überhaupt gilt die Schauspielerin mit der markanten Stimme bis heute als zurückhaltende Frau ohne Skandale und Starallüren. Am Dienstag (15. April) wird sie 70 Jahre alt.

Mit der Rolle der jungen Witwe Jill McBain in Sergio Leones Meisterwerk «Spiel mir das Lied vom Tod» ist Claudia Cardinale in die Filmgeschichte eingegangen. Wie sie da ganz allein am Bahnhof des Nestes Flagstone ankommt und wenig später die Leichen ihrer neuen Familie entdeckt, die Kameraeinstellungen der Trauer und Verzweiflung in ihren durchdringenden dunklen Augen - das sind unvergessliche Kinomomente. Viele andere legendäre Filmemacher wählten die in Tunis geborene Italienerin als Protagonistin für ihre Werke aus. So spielte «La Cardinale» in Federico Fellinis «8 1/2», in Werner Herzogs «Fitzcarraldo» an der Seite von Klaus Kinski und zusammen mit Peter Sellers in Blake Edwards legendärem Streifen «Der rosarote Panther».

1938 in Nordafrika geboren, wurde sie auf den Namen «Claude Josephine Rose» getauft. 1957 gewann sie in Tunis einen Schönheitswettbewerb und damit eine Reise zu den Filmfestspielen nach Venedig. Dort begann ihr kometenhafter Aufstieg in die Welt der Schönen und Reichen. Ihre erste Rolle spielte sie wenig später in Mario Monicellis «I soliti ignoti» (Die üblichen Verdächtigen) an der Seite von Stars wie Vittorio Gassman und Totò. Cardinales späterer Ehemann, der Produzent Franco Cristaldi, hatte ihre Karriere in die Hand genommen. Schon bald wurde die brünette Südländerin mit Filmangeboten überhäuft.

Dabei spielte sie mit Leinwandpartnern, die sich wie das ABC der Filmgeschichte lesen - und sie erinnert sich: Alain Delon sei der schönste, Sean Connery der faszinierendste, Burt Lancaster der perfekteste, Cary Grant der sympathischste gewesen. «Ich habe mich immer gut mit den Männern verstanden», erklärte sie. «Aber ich habe Privatleben und Arbeit stets auseinandergehalten.» Neben vielen französischen, amerikanischen und britischen Produktionen spielte C.C. die Hauptrolle in gleich drei Meisterwerken des Italieners Luchino Visconti: «Rocco und seine Brüder», «Der Leopard» und «Gewalt und Leidenschaft».

Seit den 60er Jahren galt Claudia Cardinale neben Sophia Loren und Gina Lollobrigida als einer der ganz großen Stars des italienischen Kinos und bildete einen seit langem überfälligen Gegenpol zu den übermächtigen französischen Schönheiten Brigitte Bardot und Jeanne Moreau. Fernsehgeschichte schrieb sie 1987 mit der Trilogie «La Storia» (Die Geschichte) nach dem Roman von Elsa Morante, mit Tobias Moretti spielte sie in dem TV-Vierteiler «Mia, Liebe meines Lebens». Auf der großen Leinwand war die Cardinale zuletzt 2002 in dem Werk «And now, Ladies and Gentlemen» mit Jeremy Irons und Patricia Kaas zu sehen.

Sie selbst sah sich übrigens nie als reine Italienerin. Wegen ihrer verschiedenen Wurzeln hat sich Claudia Cardinale stets als Weltbürgerin gefühlt: «Ich bin Französin, weil ich eine französische Schule in Tunesien besuchte. Ich bin Italienerin, weil mein Vater aus Sizilien stammt. Ich bin Tunesierin, weil ich dort geboren wurde», erklärte sie einmal. Seit Jahren ist sie als Sonderbotschafterin für die Vereinten Nationen tätig, wo sie sich für die Rechte der Frauen einsetzt. Vor dem Älterwerden hat die Schauspielerin, die 1993 in Venedig den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk verliehen bekam, im übrigen keine Angst: «Das ist kein Problem für mich. Ich blicke aus Prinzip sowieso niemals zurück.»