Charles Wilp Charles Wilp: Neue Bleibe für Nachlass des «Weltraumkünstlers»

Düsseldorf/dpa. - Eine Privat-Initiative will demselbst ernannten «Weltraumkünstler» in Düsseldorf ein Zentrum fürseinen Nachlass einrichten.
An das Werk Wilps, dessen schräge und freche Werbeslogans wie«super-sexy-mini-flower-pop-op-cola» unvergessen sind, soll eine«Begegnungsstätte» erinnern. Entsprechende Berichte bestätigteWilp-Freund Karl-Heinz Theisen - zusammen mit der Wilp-Witwe IngridSchmidt-Winkeler Initiator des Plans - am Wochenende.
Kapriziert haben sich die Initiatoren auf das Gelände derKaiserswerther Diakonie. Der Vorstand der Diakonie habe zwar «keingrundsätzliches Ja oder Nein» ausgesprochen, berichtete eineSprecherin. Allerdings sei der ins Gespräch gebrachte Vorschlagabgelehnt worden. Begründung: «Das auserkorene Gelände istbelegt.»
Höchstens 50 000 Euro veranschlagt Theisen für die geplante«Containerlösung» im Park der Diakonie: Vier Container, in denenBilder, Zeichnungen und Fotografien aus dem umfangreichen NachlassWilps gezeigt werden sollen, werden miteinander verbunden und«verschwinden» als «Grashaus» unter Erde und Rasen.
«Krönung» des Ensembles soll Wilps berühmtes Ufo «Futuro» aus demJahr 1973 sein. Das bewohnbare linsenförmige Zimmer mit Bullaugenhatte der PR-Mann und Fotograf, der Künstler wie Andy Warhol undJoseph Beuys oder Sportler wie Muhammed Ali vor seiner Linse hatte,vor gut 35 Jahren auf dem Dach seines Hauses installiert. EinAufreger für die Nachbarschaft, der dazu führte, dass Wilp dasWeltraumobjekt letztlich in den Niederlanden einlagerte. Von dortwill Theisen es «aufpoliert» nach Kaiserswerth zurückholen.
Von Kaiserswerth aus hatte Wilp in den 60er und 70er Jahren mitKampagnen für Afri-Cola, Wodka («Puschkin: Für harte Männer») oder VW(«und läuft und läuft und läuft») seinen legendären Ruf als kultigeWerbe-Ikone begründet. Hier begann Wilp (1932-2005) auch seine zweiteLaufbahn - als «ARTronaut». Fasziniert von der Raumfahrt schickteWilp - für so manchen eine zunehmend «spinnerte» Haltung - etwa Kunstper Rakete ins Weltall.
Warum der Nachlass, von dem schon Teile an Museen in Berlin undMünchen gegangen sind, nicht einem Düsseldorfer Museum angebotenwird? Der Prophet im eigenen Lande gelte nichts, antwortet Theisen.«Für Charles Wilp war bisher kein Platz», sagt der Wilp-Freund undbegründet die «nicht so ganz große Resonanz» mit Ignoranz undUnkenntnis. «Charles Wilp, wer ist das denn?» - diese Bemerkung seinicht selten.
Theisens Fazit: «Die Kulturverantwortlichen haben die BedeutungWilps nicht erkannt.» Seine Schlussfolgerung: «Ohne Privatinitiativeläuft nichts.» Als Vorsitzender des Heinrich-Heine-Freundeskreises inDüsseldorf ist er - was die Realisierung des Wilp-Zentrums betrifft -zuversichtlich. Bei 400 Mitgliedern sei der ein oder andere schon«verpflichtbar», meint Theisen.
Sollte der Plan nicht umsetzbar sein, etwa weil die KaiserswertherDiakonie nicht vom Wilp-Zentrum zu überzeugen sei, dann - so gibtTheisen den Plan Schmidt-Winkelers zur Überlassung des Nachlasses anein US-amerikanisches Museum wieder - «Dann ist eben alles weg.»