Bushido: Gangsta war gestern
Berlin/dpa. - Berlin Zuletzt war der Berliner Skandalrapper Bushido vor allem deshalb in aller Munde, weil er einen Film gedreht hat, der erfolgreich in den Kinos läuft: «Zeiten ändern dich» mit Stars wie Hannelore Elsner und Moritz Bleibtreu.
Bushido spielt sich in der von seinem Leben inspirierten Bernd-Eichinger-Produktion selbst. Davor hatte er 2008 mit seinem Buch «Bushido» Erfolg. Von der Musik hat sich der 31-Jährige, der mittlerweile längst im Pop-Mainstream angekommen ist, aber längst noch nicht verabschiedet. Davon zeugt sein neues Album: Es trägt den gleichen Titel wie der Bushido-Film: «Zeiten ändern Dich».
Textzeilen wie «Berlin wird wieder hart, denn wir verkloppen jede Schwuchtel», die einst für den schlechten Ruf des Rappers sorgten, wird man auf dieser Platte nicht hören. Vor allem in seiner Frühphase tat sich der im hessischen Bad Godesberg geborene Künstler mit Songs wie «Pussy» oder «Dreckstück» als wenig zimperlicher Gangsta-Rapper hervor. Die Zeiten aber haben Bushido wohl tatsächlich verändert.
Ohnehin befindet sich der so berüchtigte wie prollige Berliner Gangsta-Rap auf dem absteigenden Ast. Und das nicht erst, seit letztes Jahr das maßgebliche Label Aggro Berlin seine Auflösung bekanntgab. Dort hatte auch Bushidos Karriere ihren Anfang genommen. Mit «Vom Bordstein bis zur Skyline», dem 2003er-Debüt des Rappers, aber hat das, was Bushido heute macht, nur mehr wenig gemein.
Vielmehr finden sich auf dem neuen Album des Künstlers, der unlängst erklärte, er würde gerne Bürgermeister von Berlin werden, Aussagen wie diese: «Mir tut so vieles heute unfassbar leid». Und im «Bravo HipHop Special» beschrieb Bushido, worum sich die erste Single des Albums mit dem Titel «Alles wird gut» dreht: «Es geht mal nicht um Autos, Weiber und viele Plattenverkäufe.» Stattdessen: «Der Song soll dich aufbauen und dir einfach ein gutes Gefühl geben.»
Hatte auf Bushidos letzter Platte («Heavy Metal Payback») noch Karel Gott einen Gastauftritt («Für immer jung»), so sind es nun Künstler wie Glashaus oder die Musical-Sängerin Leah Delos Santos, die ihn unterstützen. Auch ein Song für seine geliebte Mutter darf nicht fehlen: In «Nur für dich (Mama)» heißt es: «Ich liebe dich, ich würde alles für dich tun». An anderer Stelle findet Bushido die tröstlichen Worte: «Immer wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her».
Fans der ersten Stunde werden entscheiden, ob das noch als Gangsta-Rap durchgeht oder nicht. Bushidos Label jedenfalls, ersguterjunge, zitiert den Rapper mit den Worten: «ein klassisches Bushido Album, nur eben das beste Album, was ich je gemacht habe und worauf ich sehr stolz bin!» Und das Rappen hat er ja auch tatsächlich nicht verlernt. Songs wie «23 Stunden Zelle» oder das eingängige «Zeiten ändern dich» unterstreichen das.
Etwas dürftig dagegen das Booklet zur CD, in dem sich nicht viel mehr findet als einige Aufnahmen des Meisters selbst: Bushido mal mit, mal ohne Sonnenbrille, mal in Lederjacke, mal im schwarzen Anzug. Fast so, als wäre sich Anis Mohamed Ferchichi, genannt Bushido, doch noch nicht so ganz im Klaren darüber, wohin ihn denn nun sein künftiger Weg tragen soll: Weiter gen Mainstream oder vielleicht doch wieder zurück zum «Bordstein» und seinen Wurzeln auf den Straßen Berlins.
(Tourdaten: 30.4. Ludwigsburg, 1.5. Mannheim, 2.5. München, 3.5. Bamberg, 4.5. Düsseldorf, 5.5. Frankfurt am Main, 4.6. Berlin, 5.6. Dresden)
www.kingbushido.de (dpa)