Brigitte Mang Brigitte Mang wird die neue Kulturstiftungs-Direktorin in Dessau

Wien - Sie ist die erste Frau an der Spitze der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz: Die Wienerin Brigitte Mang übernimmt im Februar 2017 die Aufsicht über das Gartenreich. Die Gartendirektorin und Landschaftsarchitektin wird an diesem Freitag in Wörlitz von Ministerpräsident Haseloff der Presse vorgestellt. Mit Brigitte Mang sprach unser Redakteur Christian Eger.
Frau Mang, gärtnern die Österreicher anders als die Deutschen?
Mang: Nein, die historischen Gärten werden auf einer sehr vergleichbaren Ebene erhalten und in die Zukunft geführt.
Man sagt ja zum Beispiel, der Engländer kennt den Namen einer Pflanze, der Deutsche den Preis. Was weiß der Österreicher?
Mang: Er kennt den Namen, den botanischen Wert, das Wunderbare an der Pflanze.
Frau Mang, Sie waren bislang Direktorin der historischen Bundesgärten in Österreich, die in ihrer Verwaltungsstruktur aufgelöst worden sind. Wollten Sie eher aus Wien weg oder eher hin nach Dessau-Wörlitz?
Mang: Ich wollte nach Dessau-Wörlitz hin. Ich wollte diese neue Herausforderung im Juwel Dessau-Wörlitzer Gartenreich.
Was ist das Juwelenhafte?
Mang: Das Gesamtkunstwerk, das Weltkulturerbe. Für mich wesentlich ist dieser Gesamtcharakter aus Schlössern, aus Gärten, aus der Landschaft, aus den Menschen. Es geht bei den historischen Anlagen immer um das große Ganze, die Gesamtstruktur, das Ensemble.
Seit wann kennen Sie Dessau?
Mang: Seit den 80er Jahren. Damals war ich erstmals in Dessau und Weimar, von Westberlin aus kommend. Dort hatte ich während meines Studiums ein Praktikum am Bauhaus-Archiv, ich recherchierte zu einer Ausstellung über den Bauhauskünstler Georg Muche. Damals konnte man als Österreicher eine Reise durch die DDR beantragen. Das tat ich. Es war ein Luxus. So kam ich nach Dessau. Aber es war in meiner Erinnerung grauer - und es strahlt jetzt.
Ja, so ist es gewesen.
Mang: Aber ich darf Ihnen versichern, auch Wien war in den 80er Jahren grauer und es strahlt jetzt. Das ist eine europäische Entwicklung. Wir sehen alle, dass im mitteleuropäischen, tendenziell osteuropäischen Bereich aus einem graueren ein strahlenderes Leben geworden ist. Inzwischen habe ich mich verliebt in das Gartenreich.
Was haben Sie vor damit?
Mang: Mir ist wesentlich, aus diesem historischen Kunstwerk heraus eine Zukunft zu entwickeln. Aus der Substanz, der Qualität, der Kraft, die da ist. Und damit zeitgemäß zu arbeiten.
Was heißt das?
Mang: Es geht dabei immer auch um Budget- und Personalzahlen, natürlich. Das ist das, was uns alle beschäftigt: der Denkmalschutz, der Weltkulturerbestatus, die Frage der Besucherzahlen. Wie attraktiv bin ich? Interessiere ich die Besucher regional, überregional, international? Mit der Stadt Dessau, der Stiftung Bauhaus, dem Biosphärenreservat gibt es potenzielle starke Partner vor Ort. Hier ist zu klären, wie man miteinander arbeiten kann. Das ist für mich eine wesentliche Aufgabe. Wie arbeiten wir nicht isoliert, sondern tatsächlich miteinander. Denn die Zahlen-Fragen haben alle.
Das Land Sachsen-Anhalt wünscht sich vor allem Internationalität für die Stiftung. Was soll das sein, wie wäre das herzustellen?
Mang: Über eine gute Vernetzung, die ich aus Österreich mitnehme.
Was bringen Sie da mit?
Mang: Ein europäisches Netzwerk, das sich über Deutschland erstreckt. Wesentlich scheint mir, nach Skandinavien und in die Niederlande zu gehen, auch in die romanischen Länder wie Frankreich, England ist ja klar.
Werden sich dann europaweit Reisebusse nach Dessau in Bewegung setzen? Werden gemeinsam Ausstellungen gemacht?
Mang: Das werden wir uns, mit Februar beginnend, ansehen. Es geht um eine hochqualitative Entwicklung, nicht um Masse.
Nun ist die Stiftung ja keine Garten-, sondern eine Kulturstiftung
,...
Mang: Genau.
… die das sichtbarste, populärste anhaltische Kulturerbe verwaltet. Dieses Erbe muss von der Stiftung erkannt und gefördert werden. Was haben Sie vor?
Mang: Das werden wir ab Februar mit dem Herrn Minister, dem Kuratorium, den Mitarbeitern bearbeiten und danach kommunizieren.
Zuletzt war die Kulturstiftung in die Schlagzeilen geraten, weil sich ein Großteil der Mitarbeiter öffentlich gegen eine autoritäre Führung erklärt hatte. Wie kann eine gute Mitarbeiterführung gelingen?
Mang: Mein Leitungs- und Führungsstil ist einer, der das Gespräch mit allen sucht und führt. Wirklich mit allen. Mit allen Ebenen, allen Personen. Das ist ein Grundsatz meiner Leitungstätigkeit. Ich arbeite immer auf Fakten-, auf Sachlage. Immer fundiert. Es ist mir ganz wesentlich, dass alle Entscheidungen im Miteinander vorbereitet, besprochen und akkordiert sind.
Natürlich gibt es auch Entscheidungen, wo Gefahr in Verzug ist, da stellt sich das natürlich anders dar. Wesentlich ist mir aber das Hören und Wahrnehmen. Und dass jede Ebene ihre Verantwortung hat, die sie wahrnehmen muss. Dafür gibt es Hierarchien.
Sie werden 2017 Ihr Amt antreten. Was haben Sie bis dahin vor?
Mang: Noch habe ich bis Jänner in Wien zu arbeiten. Aber ich bereite mich vor, um wirklich mit 200 Prozent starten zu können.
Werden Sie nach Dessau ziehen?
Mang: Ja, ich werde in die Region Dessau ziehen. Dort werde ich meinen Lebensmittelpunkt haben.
In Österreich haben ja berufsspezifische Ehrentitel überlebt. Tragen Sie einen davon?
Mang: (lacht) Nein, nein, ich bin keine Hofrätin. Als Leiterin der Bundesgärten hatte ich den Titel Direktorin. Aber wenn Sie das beruhigt: Ich habe den höchsten Tiroler Orden, den Großen Tiroler Adler-Orden in Gold.
Fürst Franz trug den Schwarzen Adlerorden, den höchsten preußischen Orden.
Mang: Nun, ich muss auf den Tiroler Orden sehr stolz sein. Den haben nur sehr wenige Wienerinnen.
(mz)