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Bildhauer Bildhauer: Liebesbriefe von Ernst Barlach werden veröffentlicht

21.12.2011, 16:48
Herausgeberin Inge Tessenow zeigt am Freitag im Depot der Ernst Barlach Stiftung in Güstrow hinter der Porzellanfigur «Russische Bettlerin» einen Brief Ernst Barlachs an seine langjährige Lebensgefährtin Marga Böhmer. (FOTO: DPA)
Herausgeberin Inge Tessenow zeigt am Freitag im Depot der Ernst Barlach Stiftung in Güstrow hinter der Porzellanfigur «Russische Bettlerin» einen Brief Ernst Barlachs an seine langjährige Lebensgefährtin Marga Böhmer. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Güstrow/dpa. - Mehr als 60 Briefe undKarten Barlachs (1870-1938) aus den 1920er Jahren - neben sachlichenNotizen auch viele Liebesbriefe - bewahrt die Stiftung in ihremBestand, wie Herausgeberin Inge Tessenow der Nachrichtenagentur dpasagte. Sie werden komplett in dem Buch «Briefe Ernst Barlachs anMarga Böhmer» publiziert. Es soll parallel zur Ausstellung «ErnstBarlach - Marga Böhmer. Zeichnungen. Druckgraphik. Briefe» im Juni2012 erscheinen.

Marga Böhmer war 1924 erstmals zusammen mit ihrem damaligenEhemann, dem Kunsthändler Bernhard Böhmer, nach Güstrow gekommen. AmInselsee erwarben die beiden ein Sommerhaus; die Villa steht nochheute auf dem Nachbargrundstück des Atelierhauses von Ernst Barlach.Doch das Ehepaar ging bereits mehr oder minder getrennte Wege. AlsMarga Böhmer, selbst ausgebildete Bildhauerin, Ernst Barlach inGüstrow kennenlernte, entspann sich bald ein Liebesverhältnis. DreiJahre später ließen sich die Böhmers scheiden und Marga wurde ErnstBarlachs Lebensgefährtin der letzten Jahre. Barlach lebte bereitsseit 1910 in der mecklenburgischen Stadt.

«In den Briefen an Marga Böhmer tritt uns ein ganz anderer ErnstBarlach entgegen als man ihn aus seinen anderen Schriften und Briefenkennt», sagte der Direktor der Ernst Barlach Stiftung, Volker Probst.Sie zeugten von tiefer Zuneigung zu der 17 Jahre jüngeren Frau.«Süßer Jeter» nannte er sie. Marga Böhmer ist die große LiebeBarlachs, dessen Verhältnis zu Frauen sonst als schwierig galt.

Marga Böhmer lebte nicht nur mit und für Barlach, sondernunterstützte ihn auch bei seiner Arbeit. So soll sie erheblichenAnteil am Mahnmal gegen den Krieg im Magdeburger Dom gehabt haben.Als Barlach in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre schwer erkrankte,pflegte sie ihn bis zu seinem Tod 1938 in einem RostockerKrankenhaus. Anschließend hütete sie sein Werk und erreichte 1953 dieEröffnung einer Barlach-Gedenkstätte in der Gertrudenkapelle inGüstrow. Dort wohnte Marga Böhmer auch bis zu ihrem Tod im Jahr 1969.Geheiratet hatten die beiden nie.