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Benny aus der Olsenbande Benny aus der Olsenbande: Morten Grunwald legt seine Biografie vor

Von Steffen Könau 31.05.2014, 20:19
Cover "Meine Tage in Gelben Socken" von Morten Grundwald, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, 24,95 Euro
Cover "Meine Tage in Gelben Socken" von Morten Grundwald, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, 24,95 Euro Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Die Hosen zu kurz, das Sakko in beißenden Mustern, auf dem Kopf einen Hut, der immer zu klein wirkte, und an den Füßen diese grellgelben Socken - für einen Berufsverbrecher kleidete sich Benny Frandsen in der Tat recht wiedererkennbar. Aber damit passte der großgewachsene Mann mit dem unverwechselbaren Hüpfgang prima zum Rest der legendären Olsenbande. Sein Chef, der von Ove Sprogøe gespielte Egon Olsen, war ein schmaler Opa im Oldtimeranzug, dessen versteinerte Gesichtszüge von einem kalten Zigarrenstummel beherrscht wurde. Und Kjeld Jensen, der dritte im Bunde, wurde von Poul Bundgaard als liebenswerter lahmer Tropf im Samtjackett gegeben. Zusammen waren sie ein bunter Haufen Verlierer, der ab 1968 vom dänischen Kopenhagen aus einen Siegeszug vor allem an den Kinokassen der ehemaligen DDR startete.

Trio mit Kultstatus

14 Filme brachten die drei Kleinganoven unter Leitung von Regisseur Erik Balling zwischen 1968 und 1998 zustande. In der Zuschauergeneration, die „Die Olsenbande stellt die Weichen “ oder „Die Olsenbande läuft Amok“ seinerzeit noch im Kleinstadtkino sah, erarbeitete sich das Trio damit Kultstatus, wie der Dresdner Bestsellerautor Uwe Tellkamp („Der Turm“) bestätigt. „Auf den billigsten Plätzen, auf den Holzklappstühlen erste Reihe, mit bald schmerzendem Hintern und weit in den Nacken gereckten Köpfen haben wir gesessen“, erinnert er sich, „nichts sollte uns entgehen, denn diese Filme waren ein Fenster in die verbotene Welt jenseits der Mauer.“

Nach Poul Bundgaard, der seine Memoiren schon Ende der 80er schrieb, und Ove Sprogøe, dessen Biografie vor zwei Jahren erschien, hat nun mit Morten Grunwald der letzte Überlebende der Kerntruppe seine Lebenserinnerungen vorgelegt. „Meine Tage in gelben Socken“ (Schwarzkopf&Schwarzkopf-Verlag, 24,95 Euro) ist dabei weniger breitwandig erzählte Biografie als launige Aneinanderreihung von lustigen und tragischen Anekdoten, kurzen Begebenheiten am Rande der Dreharbeiten und vielen, vielen beeindruckenden Bildern sowohl aus den Filmen als auch von Ereignissen jenseits der Kameras.

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Grunwald, der erst mit Mitte 20 die Schauspielschule des Königlichen Theaters in Kopenhagen besuchte, geht chronologisch vor. Am Anfang seiner Karriere stand die Figur des „Freddy“, eines Reisevertreters für Scherzartikel, der ähnlich wie Pierre Richard in „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ irrtümlich für einen Geheimagenten gehalten wird. Nach kleineren Filmrollen, die er seit 1961 gespielt hatte, war diese Rolle Grundwalds Eintrittskarte in die spätere Olsenbande-Welt. Nachdem dieselbe Truppe mit demselben Regisseur in Griechenland die Filmkomödie „Martha“ gedreht hatte, die bei Fans heute als Vorläufer der Olsenbande-Filme gilt, war der großgewachsene, lustige Typ auch erste Wahl, als Regisseur Erik Balling und sein Drehbuchautor Henning Bahs die endgültige Besetzung ihrer Filmverbrecherbande festzurrten.

Dass der lautstarke, simpel gestrickte und technisch begabte Benny seine Lebensrolle werden würde, ahnte Morten Grunwald nicht. Zwei, drei Filme waren anfangs geplant, hier nun aber begann mit dem dritten erst wirklich, was heute als ein Grund für den Kult um den Film gilt: Die immergleichen stereotypen Handlungsschemata werden so kunstfertig um die immergleichen Macken der bis in die Nebenrollen hinein immergleichen Darsteller gewickelt, dass jeder Moment gleichzeitig neu und bekannt, absehbar und überraschend ist.

Forderung nach höheren Gagen brachte Zwangspause

Da geht es den Männern vor der Kamera nicht anders als den Zuschauern. „Rückblickend“, schreibt Morten Grunwald, „ist die Olsenbande ja wie eine Wanderung auf den Spuren der Erinnerung.“ Zu der gehören auch Geschichten wie die über das Jahr 1970, in dem kein Olsenbandenfilm gedreht wurde. Der Grund war ein ganz einfacher: Nach dem Erfolg des ersten Filmes hatte Morten Grunwald bei der Produktionsfirma höhere Gagen für sich und seine Kollegen ausgehandelt. „Das war unerhört, so was machte man nicht.“

www.olsen-bande.com

www.olsenbandenfanclub.de

www.mz-web.de/olsenbande

Die Zwangspause tat dem Projekt allerdings eher gut, im Nachhinein gesehen. Denn mit „Die Olsenbande fährt nach Jütland“ entstand Mitte Mai bis Mitte Juni 1971 der bis heute wirkungsmächtigste Teil der Saga. „Es war eine Freude, wir spürten alle, jetzt hatten wir’s.“

Auch Grunwalds Spruch, im Original „Skide godt“, nimmt in dieser Zeit seinen Anfang: Der heute in Belzig lebende Dialogbuchautor Wolfgang Woizick übersetzte das dem DDR-Publikum nicht zumutbare „scheißgut“ kurzerhand mit „mächtig gewaltig“ - dem Satz, der inzwischen ein mächtig kultverdächtiges Wort geworden ist.

Olsenbande im Wandel der Zeit: Grunwald (M.) mit seinen Kollegen Ove Sprogøe (l.) und Poul Bundgaard.
Olsenbande im Wandel der Zeit: Grunwald (M.) mit seinen Kollegen Ove Sprogøe (l.) und Poul Bundgaard.
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