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Benjy Ferree: Country und Folk in Cinemascope

05.02.2007, 10:24

Hamburg/dpa. - «Leaving The Nest» lautet der Titel des Debütalbums, mit dem ein Newcomer von der amerikanischen Ostküste auf sich aufmerksam macht. Benjy Ferree hat mit Anfang dreißig den Traum von der Schauspielerkarriere endgültig an den Nagel gehängt und entschlossen, sich voll und ganz der Musik zu widmen.

Ein weiser Entschluss, denn «Leaving The Nest» besticht durch eine Mischung aus Benjy Ferrees Talent zum Geschichtenerzählen und einen klaren und zugleich originellen Blick auf die Interpretationsmöglichkeiten von Country und Folk.

Eigentlich wollte Benjy Ferree Schauspieler werden und verfolgte dieses Ziel nicht nur als bunten Tagtraum. Im heimischen Maryland an der US-Ostküste studierte er Drama, führte Regie am College-Theater und entschied sich schließlich, dorthin zu ziehen, wo der Legende nach das große Glück auf alle angehenden Schauspieler wartet: nach Hollywood. Dort kam Benjy Ferree als Kellner seinem Ziel, selbst vor der Kamera zu stehen, so nah wie ein Großteil der Menschen, die diesen Beruf anstreben; und dem Glamour der Filmwelt als Au-pair-Boy in der Familie von David Lynch näher als die meisten.

Inzwischen hat Benjy Ferree die Suche nach einem Agenten aufgegeben, Kalifornien den Rücken gekehrt und ist zurück in den Osten gezogen. Dort steht er nach wie vor hinter der Bar, aber das ist nicht alles. Seinen Blick des Filmfans und Dramatikers, den Benjy Ferree im Laufe der Jahre entwickelt und gepflegt hat, investiert er nun in seine Musik. In seinen Songs richtet der Songwriter den Blick auf das Land, an dessen beiden Küsten er unterschiedliche Leben geführt hat, dessen Geschichte er auf «Leaving The Nest» so beleuchtet, wie er seine eigene Biografie rekapituliert, die mit Anfang dreißig schwindende Jugend, große und kleine Gefühlsregungen: Schnappschuss-Aufnahmen und persönliche Close-ups wechseln sich ab mit weiten Panorama-Einstellungen.

Auf die Idee, diese Musik endlich einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren, haben Benjy Ferree Dennis Kane und Fugazis Brendan Cantry gebracht, der auch das aktuelle Album der Thermals produziert hat. «Leaving The Nest» erschien zunächst als EP in einer 1000er-Auflage, als waschechte Indie-Produktion also. So wurde schließlich das für absolute Geschmackssicherheit bekannte Label Domino auf Benjy Ferree aufmerksam und bat den Künstler, diese Kostprobe seines Könnens zu einem Album in voller Länge zu erweitern.

Die Ungezwungenheit und das Ungekünstelte, die sich entfalten können, wenn Musik nicht mit der Notwendigkeit des kommerziellen Erfolges im Hinterkopf geschrieben und gespielt wird, ist auf «Leaving The Nest» deutlich spürbar. Benjy Ferree verbindet schnörkellose Folk-Melodien, zupackendere Country-Elemente, seine warme Stimme und die Art, in der er Geschichten mit dem Handwerkszeug eines versierten Dramatikers aufbereitet, zu einem Album, das gleichzeitig eine Reise durch die Zeit, durch Nordamerika und in sein eigenes Inneres ist.

www.benjyferree.com

www.dominorecordco.com