Bayerische Staatsoper startet mit «Macbeth»
München/dpa. - Die erste Premiere der Bayerischen Staatsoper unter dem neuen Intendanten Nikolaus Bachler war kein großer Erfolg.
Einige Bravos und viele Buhs gab es für die mit Spannung erwartete Neuinszenierung der Verdi-Oper «Macbeth» unter der Regie des Österreichers Martin Ku?ej. Es war sozusagen eine Zweifach-Premiere: Für den Österreicher Bachler, der bisher das Wiener Burgtheater geleitet hatte, markierte «Macbeth» den Beginn seiner Intendanz in München. Für Ku?ej war es sein Münchner Operndebüt.
Verdis Oper, nach der gleichnamigen Tragödie William Shakespeares, schildert den brutalen Aufstieg und Fall des schottischen Heerführes Macbeth zum König von Schottland und seine Entwicklung zum Tyrannen. Ku?ejs Inszenierung stützt sich auf den Science-Fiction-Horrorfilm «Das Dorf der Verdammten», in dem ein Ort von einer außerirdischen Macht in Form von gleichzeitig geborenen Kindern heimgesucht wird, die ihre Umgebung durch Hypnose zu grausamen Taten zwingen. Als Bühnenbild dienen ein mit Totenköpfen übersätes Schlachtfeld, einige Plastikvorhänge, ein Kronleuchter sowie ein Zelt. Die Kostüme sind unauffällig, stimmungslose Lichtwechsel unterbrechen den Handlungsfluss zu häufig.
Mit Verdis Musik oder dem gut einstudierten Chor kann Ku?ej offenbar nur wenig anfangen, dieser bleibt entweder unsichtbar oder zieht sich auf offener Bühne an und aus. Statisten schminken sich oder urinieren, was mit Buhrufen quittiert wurde. Nackte Männer hängen kopfüber von der Decke, Macbeth träumt von halbnackten Models, die sich durchsichtige Regenmäntel überziehen. Das wirkt alles eher beliebig und plakativ. Ein paar Gags sorgen beim Publikum für Erheiterung: Ku?ej lässt Macbeth schweben, ein Hund apportiert Banquos abgeschlagenen Kopf. Emotional berührt das nicht, zumal sich die Personenregie im Wesentlichen darauf beschränkt, die Hauptpersonen hin- und herlaufen zu lassen.
Zeljko Lucic bot als Macbeth gesanglich die beste Leistung des Abends. Er besitzt einen schön timbrierten italienischen Bariton und wusste vor allem die lyrischen Stellen mit viel Ausdruck zu gestalten. Darstellerisch gewann er erst nach der Pause an Profil. Es ist das große Verdienst der Bühnenpräsenz Nadja Michaels, dass wenigstens ein Teil der Personenregie im Gedächtnis bleibt. Als indisponiert angekündigt, hatte sie deutliche Schwierigkeiten mit Atmung und piani, bewältigte die mörderische Partie der Lady Macbeth jedoch mit großem Einsatz. In weiteren Rollen überzeugten Roberto Scandiuzzi (Banquo) und Dimitri Pittas (Macduff).
Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters stand der italienische Dirigent Nicola Luisotti, der nach der Pause einige Buhs erhielt. Vieles wirkte gehetzt, laut, oberflächlich, mit den Sängern jedoch scheint Luisotti detaillierter gearbeitet zu haben. Im Vorfeld der «Macbeth»-Premiere soll es während der Proben zu Spannungen zwischen dem Dirigenten und dem Regisseur gekommen sein, weil beide eine unterschiedliche Auffassung von Werktreue haben. Am Ende der Vorstellung spendete das Publikum aber auch Luisotti freundlichen Applaus. Der Österreicher Ku?ej, der 2011 neuer Intendant des Bayerischen Staatsschauspiels und damit Nachfolger von Dieter Dorn werden soll, musste dagegen einige Buhs einstecken.