1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Ausstellungen: Ausstellungen: Sommerhaus am See

Ausstellungen Ausstellungen: Sommerhaus am See

Von Bernd Kluge 02.05.2009, 13:42
Das John Heartfield Haus in Waldsieversdorf (Maerkisch Oderland) in Brandenburg. (FOTO: DDP)
Das John Heartfield Haus in Waldsieversdorf (Maerkisch Oderland) in Brandenburg. (FOTO: DDP) ddp

Waldsieversdorf/ddp. - Der einstige brandenburgische Sommersitz von JohnHeartfield (1891-1968), der mit seinen politischen Fotomontagenberühmt wurde, ist heruntergekommen und marode. «Das soll jedochnicht so bleiben», versichert der Vorsitzende des ortsansässigenJohn-Heartfield-Freundeskreises, Manfred Werner. Ab Samstag (2. Mai,17.00 Uhr) ist das Gebäude an den Wochenenden erstmals für Besuchergeöffnet, wie die Berliner Galeristin und künstlerische Leiterin desneuen Museums, Anke Zeisler, ankündigt.

Die gebürtige Waldsieversdorferin hat sich für das ersteVeranstaltungsjahr viel vorgenommen. Das ehemalige Kaminzimmer desHäuschens wurde zum Heartfield-Kabinett. «Hier werden kleine,wechselnde Ausstellungen aus dem Fundus des Künstlers gezeigt. Einmalgeht es um seinen Bezug zu Brecht, ein anderes Mal um seine Arbeitenfür die Arbeiter-Illustrierte-Zeitung», sagt Zeisler. HeartfieldsSchreibtisch findet hier ebenso seinen Platz, wie das asiatischeKinderspielzeug, das er von seinen Auslandsreisen mitbrachte. Wie zuLebzeiten des Künstlers dekoriert diese Sammlung erneut die großengläsernen Fenstervitrinen des Zimmers.

Die zwei anderen Räume werden für wechselnde Ausstellungen vonzeitgenössischen Künstlern genutzt, «die in irgendeiner Weise einenBezug zu Heartfield haben», erläutert die Kunstwissenschaftlerin. ZumAuftakt werden ab Samstag Plakate und Postkarten von Klaus Staeck,dem Präsidenten der Akademie der Künste Berlin, gezeigt. Sie erinnernin ihrer Gestaltung stark an Heartfields Fotomontagen. Insgesamt 8000Euro Fördermittel stellte das Brandenburger Kulturministerium für dieerste Saison im Heartfield-Haus zur Verfügung.

Die bekanntesten Fotomontagen des 1968 verstorbenen Künstlerssowie ein Teil des Sommerhäuschen-Inventars waren in den vergangenenJahren in der alten Schule von Waldsieversdorf zu sehen, dieinzwischen zu einem Ausstellungszentrum umgestaltet wurde. «Jetztsind wir endlich am authentischen Ort», sagt Zeisler. Der jahrelangeStillstand habe zumindest dafür gesorgt, dass «alles erhalten ist,wie es zu Heartfields Lebzeiten war», fügt sie hinzu.

Lediglich die Sanitäranlagen, der Eingangsbereich und derverwilderte Garten wurden nach Angaben von Werner vor derMuseumsöffnung von Mitgliedern des Freundeskreises erneuert oder aufVordermann gebracht. Für rund 120 000 Euro soll das Anwesen, das seit1999 unter Denkmalschutz steht, dann vor der nächsten Saison komplettsaniert werden.

Fördermittel habe die Gemeindevertretung gerade beim Landbeantragt, sagt Bürgermeister Holger Landsmann (parteilos). Rund 44000 Euro Eigenmittel stellt die Gemeinde seinen Angaben zufolgebereit. «Das war eine schwierige Geburt - denn das Geld hätte manauch in anderen Bereichen gut gebrauchen können», erinnert sichWerner, der bis zur Kommunalwahl im Herbst 2008 über JahreBürgermeister in Waldsieversdorf war.

Ein Rechtsstreit um das 2400 Quadratmeter große Seegrundstückhatte zuvor über Jahre jegliche Nutzung des Künstler-Sommersitzesverhindert. Seit dem vergangenen Jahr ist das juristische Tauziehenvorbei, die Erben des per Bodenreform enteigneten Grafen von Flemmingunterlagen vor Gericht dem Land Brandenburg als Rechtsnachfolger derImmobilie. Die Gemeinde Waldsieversdorf kaufte das Heartfield-Anwesenund bemüht sich seitdem um ein würdevolles Erinnern an den berühmtenzeitweiligen Bewohner des Ortes.

Der sei hier längst nicht vergessen, versichert Werner. Vieleältere Leute hätten Heartfield noch persönlich kennengelernt. «Derhatte keine Berührungsängste, spazierte mit seinem Dackel durchs Dorfoder trank in der Konsum-Kneipe ein Bier», berichtet Werner. DieResonanz auf eine «Test»-Ausstellung für einen Tag habe imvergangenen Jahr bewiesen, dass Heartfield auch außerhalb vonWaldsieversdorf bekannt sei und sich viele Künstler von ihminspirieren ließen. «Seine Werke sind bis heute aktuell, aber bishernicht so öffentlich gemacht worden. Deswegen stößt man damit auf soreges Interesse», ist Museumsleiterin Zeisler überzeugt.

Eine Frau bereitet im John Heartfield Haus in Waldsieversdorf (Märkisch Oderland) in Brandenburg eine Ausstellung vor. (FOTO: DDP)
Eine Frau bereitet im John Heartfield Haus in Waldsieversdorf (Märkisch Oderland) in Brandenburg eine Ausstellung vor. (FOTO: DDP)
ddp