Neue Generalmusikdirektorin Ariane Matiakh: Neue Generalmusikdirektorin die Staatskapelle Halle

Halle (Saale) - Alle sind glücklich. Bernd Wiegand, der Oberbürgermeister. Der Geschäftsführer der städtischen Bühnen, Stefan Rosinski, auch. Und Fabian Borggrefe vom Orchestervorstand. Ein Zustand, den man auch in Kunstdingen in der schönen Stadt Halle nicht oft erlebt. Aber so, wie die Dinge nun liegen, ist tatsächlich aller Grund zur Freude gegeben.
Wer im März des vergangenen Jahres eines der beiden Anrechtskonzerte der Staatskapelle Halle mit der Pianistin Ragna Schirmer besuchte, hat Ariane Matiakh schon bei der Arbeit gesehen. Das ist großartig gewesen: hoch konzentriert, mit Gefühl und Temperament.
Nun ist man in Halle über den langen Schatten der Männerwelt gesprungen und hat die Französin als Nachfolgerin von Josep Caballé-Domenech gewählt, am Montag wurde sie im halleschen Stadthaus offiziell vorgestellt. Zum Beginn der kommenden Saison 2019/20 tritt sie an, aber natürlich wird es zuvor schon viel Gemeinsames zu tun geben für das Orchester und seine künftige Chefin.
Frau als Generalmusikdirektorin der Staatskapelle Halle: Seltene Konstellation
Eine Konstellation übrigens, die Matiakh zufolge in ihrem Heimatland Frankreich überhaupt nicht vorkommt. In Deutschland hat sie zumindest immer noch Seltenheitswert - auch wenn unlängst in Magdeburg mit der aus Russland gebürtigen Anna Skryleva ebenfalls eine „Generalin“ zur Chefin bestellt worden ist. Grundsätzlich tun sich Männer offenbar noch schwer, eine Frau am Dirigentenpult für mindestens ebenbürtig zu halten.
Die Sorge hat es in Halle nicht gegeben, wie schön. Im Gegenteil: Fabian Borggrefe vom Orchestervorstand berief sich ausdrücklich auf eine Mehrheit seiner Kolleginnen und Kollegen, als er Ariane Matiakh mit einem Beitrag zur Geschlechterdebatte auf charmante Weise willkommen hieß: „Qualität geht vor Geschlecht. Und wenn es dann noch eine Frau ist - um so schöner!“
Eine große Ehre hat die Neue vom Jahrgang 1980 ihre Berufung genannt. Natürlich wird sie liefern müssen. Sogar schneller als gedacht: Am kommenden Sonntag und Montag springt sie beim Anrechtskonzert kurzfristig für einen erkrankten Kollegen ein. Dann kann sich das Publikum schon mal einstimmen auf die eben Gekürte.
Sie kommt, strahlt und dirigiert. Aus der Vergangenheit sind ja einige Fehlstellen überliefert: Von CD-Produktionen war die Rede gewesen, von Tournee auch, um das qualitativ hochstehende und gut besetzte Orchester bekannter zu machen jenseits der Stadt- und Landesgrenzen. Viel ist nicht passiert.
Ariane Matiakh hat sich das durchaus auf den Zettel genommen. Sie beruft sich dabei auch auf ihre internationale Erfahrung und Reputation. Und die ist beachtlich: Während ihres Studiums in Wien bei Leopold Hager besuchte sie Meisterklassen mit Seiji Ozawa und erhielt zusätzliche künstlerische Impulse von Nikolaus Harnoncourt. Von 2005 bis 2009 war sie erste Assistentin an der Opéra und dem Orchestre National de Montpellier und arbeitete in dieser Zeit unter anderem mit James Conlon, Emmanuel Krivine und Alain Altinoglu.
Ihr internationaler Durchbruch kam 2006, nachdem sie dort kurzfristig für James Conlon einsprang und mit überragendem Erfolg Schostakowitschs Leningrader Sinfonie leitete.
So könnte Halles Staatskapelle von der neuen Generalmusikdirektorin profitieren
Halles Staatskapelle wird von der Reputation und der Energie der neuen Dirigentin zweifellos profitieren. Stärken und auch ein paar Schwächen habe sie bei der bisherigen Zusammenarbeit schon entdeckt, nun will sie das Orchester zum Strahlen bringen - auch auf Reisen. Aber das Repertoire wird sich ebenfalls verändern.
Neben der Pflege des Traditionellen, zumal der Barockmusik, die in Halle von hohem Stellenwert ist, denkt Ariane Matiakh auch an Werke französischer, slawischer und skandinavischer Komponisten. „Man hört viel zu selten Sibelius!“, sagt sie. Das ist leider wahr und wird sich demnächst wohl ändern.
Was sich nicht ändern wird, ist die Zahl der Orchestermitglieder - zumindest, wenn der Stadtrat billigt, was Oberbürgermeister Wiegand, der Aufsichtsrat der Bühnen Halle und deren Geschäftsführer Rosinski beschlossen haben. 115 Musiker sollen bleiben. Das Land Sachsen-Anhalt geht beim Haushaltsansatz für seine Förderung, die allerdings wieder etwas zulegen wird nach den herben Kürzungen der Vorgängerregierung, jedoch weiter von den einmal verabredeten 99 Stellen aus. Das heißt: Will die Stadt Halle mehr Musik, muss sie sie auch bezahlen.
Ariane Matiakh will dieses Orchester hervorragend klingen lassen. Das ist ihr Job. Für den man ihr Türen und Herzen öffnen soll. (mz)