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ARD ARD: Verbaler Waffenstillstand bei Günther Jauch

Von Markus Decker 16.02.2015, 05:29
Günther Jauch
Günther Jauch dpa Lizenz

Berlin - Fangen wir mit dem Positiven an. Statt vier oder fünf Leute einzuladen, hat Günther Jauch diesmal nur drei Zeitgenossen in seinen Gasometer gebeten, um den Ukraine-Konflikt zu diskutieren: den russischen Botschafter Wladimir M. Grinin, den ukrainischen Botschafter Andrij Melnyk sowie den Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Norbert Röttgen (CDU). Dahinter steckte wohl die Idee einer ruhigen, konzentrierten Sendung. Diese Idee ist zu loben.

Nur ging sie nicht auf. Der Schuss ging nach hinten los.

Grinin, seit 1971 im diplomatischen Dienst und ganz die alte sowjetische Apparatschik-Schule, ließ sich nicht hinter die Fassade gucken. Stattdessen sagte er Sätze wie: „Wir haben immer für die friedliche Lösung plädiert.“ Oder: „Wenn Sie Beweise haben, zeigen Sie sie mir.“ Beweise für ein militärisches Eingreifen Russlands. Grinin, ebenso ruhig wie zynisch, handelte im Sinne seines Präsidenten Wladimir Putin. Er diskutierte nicht, er machte kalt lächelnd Politik. Und wirkte ansonsten ziemlich müde.

Grinin und Melynk wollten sich nicht streiten

Sein Kollege Melnyk blieb unterdessen seltsam gehemmt. Und als es um den rechten Sektor in der Ukraine ging, da stotterte er sogar ein bisschen. Das ließ nicht auf ein besonders gutes Gewissen schließen. Überhaupt hatten Grinin und Melnyk offenbar beschlossen, sich nicht zu streiten. Es herrschte eine Art verbaler Waffenstillstand. Man kann das für einen politischen Fortschritt halten. Immerhin schweigen in der Ost-Ukraine seit Sonntag tatsächlich die Waffen; das ist erstmal die Hauptsache. Doch der Sendung tat diese Starre natürlich gar nicht gut.

Das gab Röttgen mit seinen ohnehin enormen rhetorischen Fähigkeiten gleichsam die Möglichkeit zum Durchmarsch. Anfangs hielt sich der CDU-Politiker noch höflich zurück. Er sagte mit Blick auf entsprechende Überlegungen in den USA: „Es wäre falsch, Waffen zu liefern. Es wäre ein Kriegsbeschleuniger.“ Andererseits formulierte er sehr klar, dass es Putins Ziel sei, den Westen zu spalten. Deshalb sei es auch falsch, wenn sich die USA nun ganz aus dem Konflikt heraushielten. Die Deutschen wiederum dürften nicht dem Glauben anhängen, sie könnten eine große Schweiz sein, betonte Röttgen. Das sei eine Illusion. „Wir sind betroffen. Und wir müssen uns kümmern.“

Das alles war gut und schön. Neu war es nicht. So wurde es eine leider ziemlich nutzlose Sendung.

CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hinterließ bei Günther Jauch den stärksten Eindruck.
CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hinterließ bei Günther Jauch den stärksten Eindruck.
dpa Lizenz