Architektur Architektur: Libeskind entwarf Atelierhaus für Barbara Weil

Palma/Madrid/dpa. - Daniel Libeskind ist nicht nur für große Prestigeprojekte zu begeistern: Auf Mallorca ist am Wochenende ein Atelier- und Galeriehaus eröffnet worden, das der Star-Architekt für die US-Künstlerin Barbara Weil entworfen hat. Es ist nicht nur das erste nach den Plänen des 57-Jährigen entstandene Privathaus, sondern nimmt sich mit einer Fläche von 385 Quadratmetern und einer Bausumme von rund 1,1 Millionen Euro geradezu bescheiden aus im Vergleich zu anderen Werken des Meisters. «Ich hatte hier die Möglichkeit, die Verbindung zwischen Intimität und Weite, zwischen Häuslichkeit und Kultur zu erforschen», sagte Libeskind, der persönlich zur Eröffnungsparty am Samstagabend erschien.
Das nach vier Jahren fertig gestellte «Studio Weil» ist ein Kubus aus Beton, Stahl und Panzerglas mit schrägen Wänden und steilen Schlitzfenstern, das an einer schmalen Küstenstraße hoch über der Bucht von Port d'Andratx im Südwesten der spanischen Ferieninsel thront. Zuweilen wirkt das futuristische Bauwerk wie eine riesige Vitrine. «Daniel Libeskind hat auf Mallorca unbemerkt ein Meisterwerk gebaut», urteilte «Die Zeit».
Er habe nicht versucht, eine Dialektik zwischen dem Gebäude und der Landschaft zu schaffen, so der Architekt, nach dessen Plänen das Jüdische Museum in Berlin entstand und der den Zuschlag zum Bau des neuen World Trade Centers auf «Ground Zero» in New York erhalten hat. «Es ist Landschaft in Form eines Hauses und ein Haus als künstlerische Landschaft», schrieb er auf seiner Internetseite. Dabei ließ er sich auch von dem mallorquinischen Philosophen Ramón Llull (1232-1315) inspirieren, der einst versuchte, die Welt anhand eines Systems beweglicher Kreisscheiben zu interpretieren.
Dass Libeskind zusagte, mag auch an einer Seelenverwandtschaft mit Barbara Weil (70) liegen, wie es die aus Chicago stammende Künstlerin nennt. Sie arbeitete anfangs vor allem mit Kartonpapier, das sie zu architektonischen Formen schnitt und faltete - so, wie es Libeskind mit seinen Gebäuden macht. «Das Projekt ist eine Fusion aus Kunst und Architektur.» Die Malerin und Bildhauerin lebt seit mehr als 30 Jahren auf Mallorca und ist vor allem für ihre leuchtenden, mit Autolack gespritzten zwei- und dreidimensionalen Kunstwerke aus Fiberglas bekannt. In der «Insel auf der Insel», wie sie das Bauwerk bezeichnet, will sie nicht nur ihre Arbeiten ausstellen, es soll auch ein Treffpunkt für junge Künstler aus aller Welt sein.

