Applaus für Volker Lechtenbrink in «Frost/Nixon»
Hamburg/dpa. - Großer Erfolg für die Hamburger Kammerspiele: Michael Bogdanovs spannende, straffe Inszenierung von Peter Morgans Dokumentardrama «Frost/Nixon» erhielt dort bei der deutschen Erstaufführung viel Beifall.
Volker Lechtenbrink (65) brilliert als amerikanischer Ex-Präsident Richard Nixon, der 1977 im Fernsehen von Talkmaster David Frost zu seinem historischen Schuldgeständnis in Zusammenhang mit der Watergate-Affäre getrieben wurde. Als der Journalist überzeugt Kabarettist Michael Ehnert. Auch in den Nebenrollen ist der Abend - etwa mit Roland Renner als Rechercheur Jim - gut besetzt. Das wirkungsvoll gebaute, weniger tief auslotende Dialogstück von 2006, das schon als Kinofilm Furore machte, thematisiert das Verhältnis von Macht und Medien.
Im sachlich-kalten 70er-Jahre-Ambiente, das vor allem aus Bürostühlen und zwei TV-Studio-Sesseln besteht (Ausstattung: Holly McCarthy), präsentiert Bogdanov auch mit schwarzem Humor zwei Männer im Streben nach Anerkennung: Der erfolgreiche britische Boulevard-Talker möchte mit den Nixon-Interviews den amerikanischen Fernsehmarkt erobern, das 1974 auf öffentlichen Druck zurückgetretene Staatsoberhaupt will sich damit auf leichte Art rehabilitieren - und 600 000 Dollar an Honorar kassieren. Souverän und ausdrucksstark bis in kleinste Gesten verkörpert Lechtenbrink, der eine dunkle Perücke trägt, diesen Nixon zunächst als von seiner Überlegenheit überzeugten Zyniker: Steif in der Haltung, gibt er sich mal gönnerhaft und launig, dann wieder rhetorisch unschlagbar gerissen.
Auch Ehnert als leichtgewichtiger, anbiedernd grinsender Fernsehmann vermag von Beginn an zu fesseln. Eine Videoleinwand zeigt das präzise Mienenspiel beider Akteure so nahe wie ein Fernsehschirm. Der knapp zweistündige Abend kulminiert im letzten Interview-Duell: Als Frost, durch einen sarkastischen Anruf des Widersachers angestachelt, an Format zulegt und Nixon am Ende sein Geständnis entlockt, offenbart mehr als die Aussage die Kamera auf dem geschlagenen Gesicht Lechtenbrinks das Verbrechen - somit punktgenau die Bedeutung der Medien im politischen Spiel. Autor Morgan, der auch das Drehbuch zum Film «Die Queen» (2006) schrieb, mischt wahres Geschehen mit Fiktion. Zugunsten der zentralen Wortschlacht deutet er dabei etwa psychologische Entwicklungen nur an.