Geprägt von Trump-Beraterin "Alternative Fakten" ist Unwort des Jahres 2017

Darmstadt - Das „Unwort des Jahres“ 2017 heißt „alternative Fakten“. Das gab die Sprecherin der unabhängigen Jury, die Linguistik-Professorin Nina Janich, am Dienstag in Darmstadt bekannt.
"Die Bezeichnung ist der verschleiernde und irreführende Ausdruck für den Versuch, Falschbehauptungen als legitimes Mittel der öffentlichen Auseinandersetzung salonfähig zu machen“, hieß es in der Begründung.
Kellyanne Conway erfand „alternative Fakten“
Geprägt hat den Ausdruck Kellyanne Conway, Beraterin von US-Präsident Donald Trump. Es ging in dem TV-Interview um die Besucherzahlen, die zu Trumps Amtseinführung registriert wurden, und eine Aussage des damaligen Pressesprechers Sean Spicer dazu. Dieser hatte behauptet, Trump habe mehr Publikum gehabt als Obama – was offensichtlich falsch war. Conway rechtfertigte Spicers Ausführungen als „alternative Faken“.
Eine sechsköpfige Experten-Jury hat das Unwort aus 684 verschiedenen Vorschlägen ausgesucht. Nur etwa 80 bis 90 dieser Vorschläge entsprachen überhaupt den Kriterien der sprachkritischen Aktion, wie Janich sagte. Daraus habe die Fach-Jury knapp 20 Wörter in die engere Wahl gezogen.
Rüge für „Shuttleservice“ und „Genderwahn“
Die Jury rügte auch die Begriffe „Shuttleservice“ und „Genderwahn“. Der Begriff „Shuttleservice“ wurde vom CSU-Bundestagsabgeordneten Stephan Meyer in Bezug auf Seenotrettungseinsätze von Nichregierungsorganisationen im Mittelmeer für Flüchtlinge in Schlauchbooten benutzt. Damit würden sowohl die flüchtenden Menschen als auch vor allem diejenigen diffamiert, die ihnen humanitäre Hilfe leisteten, erklärte die Jury.
Mit dem Ausdruck „Genderwahn“ werden laut den Sprachwissenschaftlern „in konservativen bis rechtspopulistischen Kreisen zunehmend Bemühungen um Geschlechtergerechtigkeit in undifferenzierter Weise diffamiert“.
2016 gewinnt „Volksverräter“
Zum „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 jedes Jahr ein Begriff gekürt, der gegen das „Prinzip der Menschenwürde“ oder gegen „Prinzipien der Demokratie“ verstößt, weil er gesellschaftliche Gruppen diskriminiere oder „euphemistisch, verschleiernd oder gar irreführend“ sei. 2016 war die Wahl auf „Volksverräter“ gefallen, 2015 auf „Gutmensch“. (dpa, afp)