«Allein gegen die Mafia»: Regisseur Damiano Damiani wird 85
Rom/dpa. - Monatelang begeisterte und erhitzte das blutige Epos über das sizilianische organisierte Verbrechen Zuschauer und Kritiker im In- und Ausland. In seiner italienischen Heimat hatte sich der Regisseur schon längst den Ruf eines «Experten für Politthriller» erworben. Spannende Unterhaltung und gleichzeitig Aufklärung über dunkle Machenschaften in der Gesellschaft sind seit jeher das Motto Damianis. Am Montag (23. Juli) wird der mutige Filmemacher 85.
«Wir können zwar die Wirklichkeit nicht verändern mit unseren Filmen, aber ich kann dazu beitragen, ein Klima der Veränderung zu schaffen, eine geistige Bereitschaft, Veränderung anzustreben», erläuterte Damiani einmal sein Selbstverständnis als Regisseur. Ob Korruption, Selbstjustiz oder Mafia - für den Norditaliener mit der markanten Brille gibt es kein Tabu. Dabei hatte alles eigentlich ganz unspektakulär angefangen: Geboren und aufgewachsen als Sohn kleinbürgerlicher Eltern in Pasiano bei Udine lebte Damiani zunächst als Maler in Mailand und verdiente sich als Zeichner für Zeitungen und mit Polit-Postern sein Geld.
Erst 1959 realisierte er mit dem Vater des neorealistischen Kinos, Cesare Zavattini, seinen ersten Spielfilm («Unschuld im Kreuzverhör»), in dem sich bereits Damianis genaue Beobachtung des Milieus und die später für ihn typische Aufdeckung gesellschaftlicher Zusammenhänge abzeichnen. Seine ersten Filmerfolge feiert er jedoch Anfang der 60er Jahre zunächst mit eher romantischen Streifen. So wird der poetische Film «Insel der verbotenen Liebe» (1961) nach einem Roman von Elsa Morante, der wehmütig und liebevoll von Sehnsucht und Heimweh nach der Kindheit erzählt, zu einem der ersten großen Erfolge. Damiani erhält dafür 1962 bei Filmfestspielen in San Sebastian die «Goldene Schale». «Er kann mit ganz realistischen Mitteln glaubwürdig Romantik etablieren», schwärmte damals ein Kritiker.
Mit «Der Tag der Eule» (1967) und «Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauerte» (1970) findet der Filmemacher dann zu dem, was sein Lieblingsmetier werden soll: Mafia, Korruption und vor allem Aufklärung der dunklen Beziehungen zwischen Staat und Unterwelt. Vom gefeierten Thriller «New York Connection» (1984) mit Michele Placido bis zu «Die Untersuchung» (1986) wird Damiani zum Cosa-Nostra-Spezialisten. 1988 erscheint «Der Zug» mit Ben Kingsley über die Rückkehr Lenins 1917 aus dem Schweizer Exil nach Russland, der 1989 in Monte Carlo mit der «Goldenen Nymphe» ausgezeichnet wird.
Sein bislang letzter Spielfilm «Assassini dei giorni di festa» (Mörder der Festtage) (2003) ist kein gesellschaftskritischer Thriller mehr, sondern ein vielschichtiges Werk über die Beziehung zwischen Wirklichkeit und Fiktion. Für das internationale Publikum wird der Italiener jedoch immer der Schöpfer von «Allein gegen die Mafia» bleiben, Vater der unvergessenen Unterweltserie mit Michele Placido als Kommissar Cattani.