20 Jahre neuer Friedrichstadtpalast 20 Jahre neuer Friedrichstadtpalast: Glamourgirls und Bühnenzauber

Berlin/dpa. - Glamourgirls und Bühnenzauber - in der Friedrichstraße ließ Erich Honecker voller Stolz die Puppen tanzen. Er saß strahlend in der ersten Reihe, als vor 20 Jahren, am 27. April 1984, der Neubau des Berliner Friedrichstadtpalastes mit seiner gewöhnungsbedürftigen Mischung aus postmodernem Plattenbau und orientalischem Fassadenschmuck, den die Berliner auch «Hauptbahnhof von Usbekistan» nennen, feierlich eröffnet wurde.
Eigentlich war die Eröffnung ein halbes Jahr früher noch rechtzeitig zum DDR-Nationalfeiertag am 7. Oktober geplant. «Aber das war unmöglich zu schaffen», wie sich ein Bauleiter erinnert, auch wenn der Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski als «Feuerwehrmann» für dringend benötigte Baumaterialien, die nur im Westen zu beschaffen waren, eingespannt wurde.
Der Neubau ersetzte den zuvor abgerissenen alten Friedrichstadtpalast auf der anderen Straßenseite «Am Zirkus» neben dem Berliner Ensemble. Vor dem Krieg inszenierte Max Reinhardt im dortigen «Großen Schauspielhaus», und in der DDR machte ihn vor allem Showmaster Heinz Quermann mit seiner Sendung «Da lacht der Bär!» populär.
Stargast zur Eröffnung des neuen Hauses war die «goldene Stimme» aus Prag, Karel Gott. Die Berliner Ulknudel Helga «Henne» Hahnemann mischte sich singend unters Publikum und schmetterte ihr Bekenntnis «Ick steh uff Berlin!» in den Saal. Vor allem aber: Die DDR hatte sich den Traum vom «Showbusiness auf Weltniveau» erfüllt. Später drang der Ruf des Berliner Amüsierpalastes sogar bis in die Showmetropole Las Vegas, und auch vom legendären Pariser Lido hieß es bald, der habe auch nicht mehr zu bieten.
Die Berliner und mit ihnen immer mehr Touristen wandern seitdem allabendlich scharenweise in das Haus, das sich stolz Europas größtes Revuetheater nennt, bietet es doch immerhin fast 1900 Zuschauern in dem einem Amphitheater nachempfundenen Saal Platz. In guten Jahren werden 600 000 Besucher gezählt, davon 60 Prozent Touristen.
Viele Stars lockten die Besuchermassen an, ob Louis Armstrong, Juliette Gréco, Shirley Bassey, Peter Maffay, Caterina Valente, Gilbert Bécaud, Ute Lemper, Udo Jürgens und Udo Lindenberg. Eine 19- jährige Nina Hagen («Du hast den Farbfilm vergessen») feierte hier ihre ersten rauschenden Erfolge. Und Liedermacher Reinhard Mey gab sein erstes Konzert in seiner wiedervereinten Vaterstadt im Friedrichstadtpalast.
In der DDR-Zeit war die Bühne neben Quermann und die Hahnemann das Zuhause für so populäre Unterhaltungsprofis wie Eberhard Cohrs und Herbert Köfer. Der «Kessel Buntes» lockte die Besucher ebenso an wie nach dem Mauerfall die Glitzerrevuen wie «Elements» oder «City Lights». Allerdings war der Preis für das Überleben nach der Wiedervereinigung auch ein drastischer Personalabbau. Nicht gespart wurde an der berühmten «Girlreihe», der langbeinigen Truppe mit 32 Tänzerinnen im Gleichklang bis in die Zehenspitzen für die «Kick- Line». Sogar Marlene Dietrich hat sich hier in den Zwanziger Jahren im alten Friedrichstadtpalast mal eingereiht.