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Wie geht es weiter? Wie geht es weiter?: Was Sie zur Opel-Übernahme durch Peugeot wissen müssen

Von Frank-Thomas Wenzel 23.02.2017, 14:31
Das Opel-Logo in Rüsselsheim. (Symbolbild)
Das Opel-Logo in Rüsselsheim. (Symbolbild) Getty Images Europe

Berlin - PSA-Chef Carlos Tavares deutet diplomatisch verbrämt an, dass bei einer Übernahme von Opel ein harter Sanierungskurs eingeschlagen werden muss. Wir erläutern, warum Beschäftigungs- und Standortgarantieren ihn kaum an massiven Einschnitten hindern können.

Steht es um Opel wirklich so schlecht?

Tavares betonte am Donnerstag, Opel stehe heute da, wo PSA vor vier Jahren war. Damals stand der französische Autobauer mit seinen Marken Peugeot und Citroen auf der Kippe. Das Unternehmen wurde durch den Einstieg des französischen Staates und des chinesischen Autobauers Dongfeng gerettet. Tavares trat seinerzeit seinen Chefposten bei PSA als harter Sanierer an – mit  fortgesetztem Personalabbau, dem Einfrieren von Löhnen und Gehältern und dem Streichen unlukrativer Modelle.

Wird sich genau dies bei Opel wiederholen? 

Wie genau die Umbaupläne von Tavares aussehen, ist derzeit noch unklar. Fest steht, dass sie im Konsens mit dem Betriebsrat und der IG Metall ausgehandelt werden müssen. Fest steht überdies, dass tiefe Einschnitte bei Opel  auch dann anstehen würden, wenn der Autobauer bei seiner bisherigen Mutter General Motors (GM) bliebe – Opel macht seit 1999 Verluste. Allein seit 2012 wurden rund fünf Milliarden Euro verbrannt.  Gewerkschafter hoffen nun, dass mit PSA als Eigentümer die Umstrukturierung glimpflicher ausfallen wird, als unter der GM-Ägide.

Welche Schritte folgen als nächste?

Die Experten sind sich einig, dass PSA die Übernahme selbst nun sehr schnell unter Dach und Fach bringen will, und zwar bis zum Genfer Autosalon, der am 9. März beginnt. Derzeit wird mit Hochdruck verhandelt.

Was sind die entscheidenden Punkte?

Neben den Eckpunkten des Sanierungsprogramms spielen Pensionsverpflichtungen eine entscheidende Rolle. Nach einem Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg geht es um  Ansprüche von Rentnern in Höhe von umgerechnet 8,5 Milliarden Dollar. PSA wolle erreichen, dass diese Verpflichtungen komplett oder zumindest zu einem großen Teil bei GM bleiben. Das Ergebnis dieser Verhandlungen könnte auch Rückwirkungen auf die Sparpläne für Opel haben. Nach dem Motto: Je höher die Pensionslasten fürPSA, desto größter der Druck bei Kostensenkungen.

Wie wird der Umbau bei Opel umgesetzt?

Tavares hat deutlich gemacht, dass PSA die Zielvorgaben machen wird und dass das Opel-Management dies zusammen mit den Arbeitnehmervertretern umsetzen soll. Wobei gewissermaßen als Leitplanken drei Tarifverträge gelten. Diese schließen betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2018 aus. Bis dahin muss auch der Rüsselsheimer Entwicklungszentrum als Ganzes erhalten bleiben, also mit den Ressourcen, um Fahrzeuge komplett entwickeln zu können. Zudem gibt es Standortgarantieren, dass  bis Ende 2020 die Fertigung in den deutschen Werken fortgeführt wird.      

Bremst dies die Umbaupläne von PSA?

Die rund 16000 Beschäftigten können sich noch eindreiviertel Jahre ihrer Jobs sicher sein. Das heißt aber nicht, dass ein Stellenabbau bis dahin komplett ausgeschlossen ist – er ist aber mit Abfindungen oder Altersteilzeit auch kurzfristig möglich.  Und Werkschließungen werden in der Branche ohnehin nur über Zeiträume von mehreren Jahre angegangen, und zwar synchronisiert mit dem Auslaufen der  Fertigungszyklen der jeweiligen Modelle, was  mit einer kontinuierlichen Abnahme der Stückzahlen einhergeht.

Welche Werke sind bedroht?

Das Montagewerk in Eisenach wird immer wieder genannt. Dort werden der Corsa und der Kleinwagen Adam gebaut. Bei beiden Modellen liegen die Absatzzahlen unter Plan. Deshalb gibt es dort Kurzarbeit.

Welche Rolle spielt die Politik?

„Die Politik schaut genau hin“, sagt Jürgen Pieper, Autoexperte vom Bankhaus Metzler. Hierzulande haben ein gutes halbes Jahr vor der Bundestagwahl weder CDU noch SPD Interesse an Werkschließungen und massenhaftem Arbeitsplatzabbau. Gut möglich, dass der Verkauf von Opel an PSA schon bald besiegelt wird. Es könnte dann eine längere Phase mit komplizierten Verhandlungen über Jobs und Standorte und auch über staatliche Unterstützung folgen. Jedenfalls will Tavares laut Bloomberg in den nächsten Tagen schon einmal mit Großbritanniens Premierministerin Theresa May über Hilfen für die beiden Werke der Opel-Schwester Vauxhall in Luton und Ellesmere Port sprechen. Solche Verhandlungen sind auch für die deutschen Standorte denkbar.