Umstrukturierung Umstrukturierung: Viele Filialen könnten wegfallen

Köln - Thomas P. (Name von der Redaktion geändert) spricht leise. Er fühlt sich sichtlich unwohl in seiner Haut. „Das Schlimmste momentan ist diese Unsicherheit. Das zermürbt“, sagt er und lächelt nervös. Der Mittvierziger ist Schaltermitarbeiter einer Postbank-Filiale in Köln. Seinen richtigen Namen möchte er lieber nicht in der Zeitung lesen – aus Angst vor möglichen Konsequenzen. An diesem Freitag entscheidet der Aufsichtsrat der Deutschen Bank aller Voraussicht nach über die Zukunft der Postbank – und somit über die Zukunft von P. und seinen Kollegen. Schon seit Wochen gibt es Spekulationen, dass die Deutsche Bank ihre ungeliebte Tochter und deren 14 Millionen Kunden im Rahmen von Umstrukturierungen loswerden will. Die Stimmung bei den Mitarbeitern der Postbank ist gedrückt, rund 14500 Menschen bangen um ihre Jobs.
„Wir fühlen uns wie Kollegen, die niemand haben will“, schildert P. die derzeitige Gemütslage in der Kölner Filiale. Schließlich war die Postbank erst vor fünf Jahren mehrheitlich von der Deutschen Bank übernommen worden. Die Hoffnung war damals, dass alles besser wird. „Wir dachten: Da kommen jetzt Profis, die wissen, wie das Geschäft funktioniert.“ Die Schaltermitarbeiter der Postbank seien ja zu weiten Teilen „Hobbybanker“ gewesen – daran habe sich im Grunde bis heute nichts verändert. P. selbst hat vor mehr als 20 Jahren bei der Deutschen Post am Schalter angefangen. Mit Finanzdienstleistungen habe er nichts zu tun gehabt. „Und auch heute sind mehr als 90 Prozent der Tätigkeiten Postdienste.“
Wirklich etwas geändert hat sich in den Jahren nach der Übernahme durch die Bank aus Frankfurt seiner Meinung nach nicht. Vielmehr habe er das Gefühl, dass man an den Mitarbeitern nur habe verdienen wollen. Insbesondere im Backoffice, etwa im IT-Bereich, seien viele Probleme auf die lange Bank geschoben worden und bis heute nicht gelöst.
Die Gewerkschaft Verdi hat ihre Streiks bei der Postbank am Donnerstag auf weitere Bundesländer ausgeweitet. Mitarbeiter in Hamburg, Niedersachsen und Bremen hätten sich ihren Kollegen in anderen Regionen, die teils bereits seit Tagen im Ausstand seien, angeschlossen.
Rund 1500 Mitarbeiter aus 150 Filialen in NRW treten an diesem Freitag in den Ausstand, unter anderem in Köln. Verdi rief die Beschäftigten zudem zu einer Kundgebung vor der Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main auf, zu der die Postbank gehört. (afp)
Und in Zukunft? „Ganz ehrlich? Ich hoffe, die Deutsche Bank spaltet uns ab“, sagt P. Viele seiner Kollegen sehen das ähnlich, sagt er. Als „Deutschbanker“ hätte man sich seit der Übernahme sowieso nie gefühlt. Voraussetzung für die Abspaltung müsse allerdings sein, dass die Postbank zukünftig ein selbstständiges Unternehmen werde. „Wenn wir von einem anderen Konzern übernommen werden, fängt ja gleich alles wieder von vorne an.“
Die Gerüchte, dass etwa die Santander Bank gute Chancen auf den Zuschlag hätte, sorgen laut P. bei den meisten Mitarbeitern für ein mulmiges Gefühl. Schließlich würden Übernahmen in den meisten Fällen mit Job- und Filialabbau einhergehen. Bereits jetzt ist laut Gesamtbetriebsrat ein Einstellungsstopp für Kundenberater, Filialleiter und Mitarbeiter in Service und Verkauf verfügt worden. Die Postbank bestreitet das. „Da ist nichts dran“, sagte Konzernsprecher Alexander Adler auf Anfrage dieser Zeitung.
Die Gerüchte machen nervös. „Spätestens nach der Info des Betriebsrats ist den meisten Kollegen klar geworden, dass die Lage verdammt ernst ist.“ Daher wird sich P. auch an den Streiks beteiligen, die an diesem Freitag beginnen und bis Montag andauern.
Ein höheres Gehalt habe dabei keine Priorität. Vielmehr gehe es darum den Kündigungsschutz, der in der Vergangenheit immer ein elementarer Baustein des Tarifvertrags gewesen sei, bis zum Jahr 2020 auszuweiten. Beim Arbeitgeber stoßen diese Forderungen bislang allerdings auf taube Ohren. Während der Streiks werde man natürlich mit einem Auge nach Frankfurt schielen, wo der Aufsichtsrat der Deutschen Bank tagt. „Hoffentlich herrscht dann endlich Klarheit, in welche Richtung es geht“, sagt P.