Trends auf der Anuga in Köln Trends auf der Anuga in Köln: Veganer und Flüchtlinge verändern deutsches Konsumverhalten
Köln - Autotechnisch mag das Gütesiegel „Made in Germany“ momentan etwas angekratzt sein. Lebensmittel aus Deutschland genießen jedoch nach wie vor weltweit einen sehr guten Ruf: Die Exporte legen zu, wenn auch nicht so dynamisch wie es sich die Branche wünschte – und angesichts deutlich schwindender Inlandsumsätze auch dringend bräuchte. Um gut 6,5 Prozent lagen die Umsätze der deutschen Ernährungsindustrie im ersten Halbjahr unter dem des Vorjahreszeitraum, berichtet Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie im Vorfeld der weltgrößten Ernährungsmesse Anuga in Köln (10. bis 14. Oktober). Insgesamt – im In- und Ausland – sank der Umsatz nominal um 4,4 Prozent und preisbereinigt um 2,1 Prozent auf 82 Milliarden Euro.
Preiskrieg im Handel
Der Umsatzeinbruch im Inland lässt sich nicht nur, aber auch durch Preisrückgänge und den Preiskrieg im Lebensmitteleinzelhandel erklären. Auch die Mengen gehen zurück: Die Kunden kaufen weniger, aber bewusster, die Ernährungsgewohnheiten ändern sich. Zu Hause frühstücken immer weniger Menschen, auch mittags ersetzen zunehmend Snacks die komplette Mahlzeit. „Es gibt mehr Erwerbstätige, mehr Pendler, mehr Kinder, die ihr Frühstück in der Kita oder in der Schule einnehmen und mittags in Ganztagsschulen essen“, sagt Franz-Martin Rausch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands des Deutschen Lebensmittelhandels.
Halal großes Thema auf der Anuga
Das Konsumverhalten wird sich weiter verändern, glaubt die Branche. Dachte die Branche dabei bislang vor allem an den demografischen Wandel und die alternde Bevölkerung, geht es nun auch um neue Herausforderungen: Bis Ende des Jahres werden vermutlich rund eine Million Flüchtlinge hier eine neue Heimat finden, wenn auch manche nur auf Zeit.
Halal-Food ist ein großes Thema auf der weltgrößten Ernährungsmesse Anuga, die am 10. Oktober in Köln startet. Zu den Mega-Trends auf der Anuga gehören laut Kölnmesse-Geschäftsführerin Katharina Hamma aber vor allem Lebensmittel für Vegetarier und Veganer sowie für Bequeme – oder wie die Branche sagt: Convenience-Food. Vorgefertigte Gerichte für Single- und kleine Haushalte, die schnell zuzubereiten sind. Auch Nachhaltigkeit ist wichtig.
Bewusstes Essen als Lebensgefühl
Bewussteres Essen sei ein Lebensgefühl, das die junge Generation jetzt antreibe, aber ein Leben lang begleiten wird, so Minhoff. Darauf stelle sich die Branche ein.
Im Schnitt geben deutsche Haushalte nach Angaben des Handelsverbands BVLH 296 Euro im Monat für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke aus. Menschen mit niedrigerem Einkommen kommen mit 154 Euro aus, was gut 15 Prozent ihres gesamten Budgets entspricht. Gutverdienende (ab 3600 Euro) geben zwar nur 11,8 Prozent ihres Einkommens aus, aber in absoluten Zahlen mit 382 Euro mehr als doppelt so viel.
Die zuletzt gesunkenen Lebensmittelpreise werden 2016 nach Einschätzung der Branche steigen, allerdings wohl nur geringfügig.