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Teure Staubfänger Teure Staubfänger: Sammlungen lassen sich selten zu Geld machen

Von Florian Oertel 06.04.2006, 17:16
Ein Junge zeigt zwei Kinder-Überraschungseier. (Foto: dpa)
Ein Junge zeigt zwei Kinder-Überraschungseier. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Mancher mag sich da fragen: Warum nicht auchFiguren, Briefmarken oder andere begehrte Dinge sammeln, sie imrichtigen Moment verkaufen und damit viel Geld kassieren? Weil nichtin jedem Ei ein «Regenkobold» steckt und sich der richtige Momentauch bei anderen guten Stücken schwer vorhersagen lässt, lautet dieAntwort.

Davon kann Johann Lorenz aus Hamburg ein Lied singen. Seit Jahrenhandelt er regelmäßig privat mit CDs und Schallplatten - zuletzt vorallem online. Dabei macht er immer wieder gute Geschäfte. «Das Bestewerden knapp 100 Euro für eine LP aus den späten Achtzigern gewesensein», erzählt er. «Ich hatte sie lange zuvor für etwa 6 Euro gekauftund damit gerechnet, irgendwann maximal 15 Euro dafür zu bekommen.»Wäre die gleiche Platte wenig später erneut angeboten worden, sagtder Experte, hätte sie vielleicht nur noch die Hälfte eingebracht.

Diese für Lorenz angenehme Überraschung zeigt: Ob sich mit einerSammlung oder mit Einzelstücken daraus Geld machen lässt, ist kaum zukalkulieren. Und das gilt längst nicht nur für Tonträger: «Seien esalte Möbel oder auch Kunst, diese Dinge unterliegen schwer zuerklärenden und schwer prognostizierbaren Wertentwicklungen»,erläutert Edda Castelló von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Das heißt zum einen: Wer mit seiner Sammlung Geld verdienen will,muss sich bestens auskennen. «Da ist richtige Recherche nötig. Esgibt dafür Sammlerbörsen- und Kataloge», sagt Peter Kossmack vomModelleisenbahnhersteller Fleischmann aus Nürnberg. Zum anderen giltaber auch: «Man kann selbst dann auf die Nase fallen, wenn manprofunde Kenntnisse hat», sagt Verbraucherschützerin Edda Castelló.

Oft haben sich die Sammler die Kenntnisse über Jahre angeeignetund kennen die kostbaren Stücke genau, etwa den «Regenkobold» aus dem«Ü-Ei». «Es sind Werte da und auch bekannt, aber man muss riesigesGlück haben, an sie heran zu kommen», sagt Adalbert Wiederholt vomBund Deutscher Philatelisten in Bonn. Seine Mitglieder haben sicheinem Klassiker unter den Sammelobjekten verschrieben: Briefmarken.

Wer tatsächlich einen Glückstreffer gelandet hat, bekommt ihnmeist nicht als Schnäppchen. «Denn wer sich als Käufer auskennt, wirdoft auch auf einen Verkäufer treffen, der sich auskennt», sagt EddaCastelló. Zudem hat er keine Garantie, das teuer erstandene Stückauch Gewinn bringend wieder loszuwerden. «Das müssen Siewahrscheinlich ein paar Jahre horten und dann versuchen, es über eineAuktion zu verkaufen», erkärt Briefmarken-Spezialist Wiederholt.

Eine gesuchte und daher wertvolle CD zu lange im Regal stehen zulassen, kann laut Johann Lorenz dagegen verhängnisvoll enden - wennsie zwischenzeitig wieder veröffentlicht wird: «Es gibt CDs, diedeshalb auf eBay binnen weniger Monate von 500 auf 60 Euro gefallensind.» Denn anders als bei Schallplatten sind nur wenige CD-Sammlerauf die originalen Auflagen aus.

Wo es schon versierte Sammler schwer haben, stehen die Sterne fürEinsteiger ganz schlecht. So ist laut Wiederholt etwa eine «geerbte»Briefmarkensammlung meist weniger wert als erhofft. Auch wer seineCD-Sammlung verkaufen will, die im Laufe der Jahre immer größergeworden ist, ohne dass sich der Besitzer irgendwie spezialisierthat, darf keine Wunder erwarten: «Da können schon welche dabei sein,die im Wert gestiegen sind. Aber die Chance, dass sich eine begehrteRarität darunter befindet, ist eher gering», sagt Johann Lorenz.

Manche vermeintliche Rarität entpuppt sich bei näherem Hinsehenauch als etwas ganz anderes: als Fälschung oder als mehr oder wenigerwertlose Massenware. Manche «Ü-Ei»-Figur zum Beispiel ist in Wahrheitein Windei. Mehrere Hunderttausend gefälschte Figuren seien auf demMarkt zu haben, ist auf www.eierlei.de zu lesen. Und weil die wahrenSammler auch auf Zubehör wie Beipackzettel bestehen, werden diesegleich mit gefälscht.

Noch besser aufpassen müssen Fans von geprägtem Metall: «Gerade imZusammenhang mit Ereignissen wie der Fußball-WM werden dieunterschiedlichsten Münzen und Medaillen angeboten», sagt Uwe Döhler,Finanzexperte bei der Stiftung Warentest in Berlin. Münzen sind dabeioffizielle Zahlungsmittel in speziellen Prägungen, Medaillen darf imPrinzip jeder herausgeben. Vorsicht ist laut Döhler in beiden Fällengeboten. «Denn selbst beim offiziellen Zahlungsmittel ist nichtgesagt, dass der Wert über den aufgeprägten hinaus steigt.»

Wer dabei einen Staubfänger erwischt hat, der auch mit Mühe nichtweiterzuverkaufen ist, dem bleibt meist nur, sich damit abzufinden.So sieht es auch bei riesigen Briefmarken- oder CD-Sammlungen aus,die sich nicht versilbern lassen - aber zum Glück oft trotzdem nichtwertlos sind: «Wenn man es liebt, abends Briefmarken anzuschauen»,sagt Edda Castelló, «dann ist das ein Wert an sich.»