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Telekommunikation Telekommunikation: Phonebanking: Einfach aber nicht immer sicher

Von Sebastian Knoppik 08.08.2003, 17:19
Direkter Draht (Foto: dpa)
Direkter Draht (Foto: dpa) Deutsche Postbank AG

Berlin/Bonn/dpa. - Schlange stehen am Bankschalter gehört für viele Kunden heute schon der Vergangenheit an. Das Internet ermöglicht Bankgeschäfte rund um die Uhr von zu Hause aus. Doch auch wer keinen Computer hat oder wem Bankgeschäfte über das Internet zu unsicher sind, muss nicht unbedingt in die Filiale gehen, um Geld zu überweisen oder den Kontostand abzufragen. Die meisten Banken bieten auch das Banking über das Telefon an. Doch das ist nicht immer sicher. Und manchmal zahlt der Kunde auch noch drauf.

Telefonbanking lohnt sich vor allem für Kunden, die keinen Internet-Zugang haben, aber ihre Bankgeschäfte trotzdem von zu Hause aus erledigen möchten: «Aber auch für Kunden, die von unterwegs beispielsweise etwas überweisen möchten, ist Telefonbanking interessant», sagt Kerstin Backofen, Redakteurin bei der in Berlin erscheinenden Zeitschrift «Finanztest».

Trotz dieser Vorteile gehen die Ansichten über die Zukunft des Telefonbanking auseinander. «Der Trend geht eindeutig hin zum Online-Banking. Telefonbanking hingegen wird immer weniger genutzt», berichtet Manfred Stock, der bei der Commerzbank für das Telefonbanking zuständig ist. Bei der Commerzbank in Frankfurt wurden im ersten Quartal dieses Jahr nach eigenen Angaben rund 15 300 Bankgeschäfte per Telefon erledigt. Zum Vergleich: 277 000 mal wurden Buchungen online ausgeführt.

Anders sieht dies die Postbank in Bonn: Diese verzeichne «trotz steigender Nutzung des Online-Banking zweistellige Zuwachsraten beim Telfonbanking», sagt der zuständige Abteilungsleiter Noel Quaedvlieg. So sei die Zahl der Überweisungen am Telefon von 690 000 in der zweiten Jahreshälfte 2001 auf 1,51 Millionen im vergangenen Jahr gestiegen. Für dieses Jahr würden 1,74 Millionen erwartet.

Ähnlich wie beim Online-Banking spielt die Sicherheit auch bei den Bankgeschäften per Telefon eine wichtige Rolle. Die Kunden müssen sich meist mit einem Kennwort oder einer Geheimnummer identifizieren. «Dabei besteht die Gefahrt, dass dieses Passwort mitgehört wird», warnt «Finanztest»-Redakteurin Backofen. Sinnvoll sei es daher, wenn entweder nur bestimmte Stellen von Geheimnummer oder Kennwort abgefragt oder Zusatzfragen, etwa ein Teil des Geburtsdatums, gestellt würden. Die Postbank bietet laut Quaedvlieg den Kunden die Möglichkeit, die Geheimnummer über die Telefontastatur einzugeben.

Was passiert aber, wenn trotz aller Sicherheitsvorkehrungen jemand unberechtigt auf das Konto zugreift und beispielsweise Geld vom Konto überweist? «Zunächst liegt die Haftung beim Kunden», erklärt ein Sprecher der Dresdner Bank in Frankfurt. Diese Haftung gelte zwar eigentlich nur dann, wenn der Kunde sich fahrlässig verhalten habe, sagt Expertin Backofen. Da der Bankkunde beweisen muss, dass er sich nicht fahrlässig verhalten hat, sei dies jedoch nur schwer durchzusetzen. «Man sollte daher unbedingt darauf achten, dass das Kennwort oder die Geheimzahl nicht mitgehört werden können», sagt Kerstin Backofen.

Die Gespräche werden meistens aufgezeichnet. Die Banken wollen damit im Zweifel nachweisen, dass bestimmte Buchungen tatsächlich getätigt wurden. «Das ist auch sinnvoll, da sowohl der Kunde als auch die Bank auf der sicheren Seite sind», sagt Peter Büttgen, Sprecher des Bundesbeauftragen für den Datenschutz in Bonn. Wichtig sei aber, dass der Kunde vorher informiert wird und die Aufzeichnungen nach einer bestimmten Zeit wieder gelöscht werden. «Vor allem darf nur so viel aufgezeichnet werden, wie es zum Nachweis der Transaktionen notwendig ist», sagt Büttgen.

Die Banken bieten verschiedene Formen des Telefonbankings an. Bei der Commerzbank und der Citibank etwa wird der Kunde von einem Mitarbeiter persönlich bedient. Bei anderen Instituten wie der Deutschen Bank muss man mit einem Sprachcomputer vorlieb nehmen. Die Postbank biete ihren Kunden am Telefon automatisierte Lösungen über den Sprachcomputer und Serviceleistungen durch Mitarbeiter an, so Quaedvlieg. Die Dresdner Bank ermöglicht den Telefon-Service nur für das Abwickeln von Wertpapiergeschäften. Andere Banken bieten nicht das komplette Leistungsspektrum für das Girokonto am Telefon an.

Und auch die Kosten unterscheiden sich zum Teil beträchtlich: Bei der Deutschen Bank und der Postbank etwa zahlt der Kunde 9 Cent in der Minute, bei der DiBa sind es 6 Cent je Anruf. Die Dresdner Bank bietet 50 Prozent Rabatt für Buchungen über das Telefon. Bei der Commerzbank hingegen zahlt der Kunde für jede Überweisung 20 Cent - zusätzlich zu den Telefongebühren von 9 Cent in der Minute. «Dies liegt daran, dass die Überweisung per Telefon für uns am meisten Kosten verursacht», begründet Commerzbank-Mitarbeiter Stock die Zusatzgebühren.

Wer ein neues Konto mit Telefonbanking eröffnen möchte oder bei seinem bestehenden Konto künftig seine Bankgeschäfte per Telefon abwickeln möchte, sollte sich die Bedingungen also vorher genau anschauen. «Die Banken bieten sehr unterschiedliche Kontomodelle an, auch beim Telefonbanking. Es lohnt sich hier auf jeden Fall zu vergleichen», sagt Expertin Backofen. Aber nicht nur ein Blick auf die Kosten ist zu empfehlen. Auch die Sicherheitshinweise seiner Bank sollten sich Kunden vor der ersten Abwicklung übers Telefon genau durchlesen. Sonst kann es im Fall des Missbrauchs teuer werden.