1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Studie: Studie: Auto per Mausklick bestellen - Zukunftsmusik oder Digitalwahn?

Studie Studie: Auto per Mausklick bestellen - Zukunftsmusik oder Digitalwahn?

Von Stefan Sauer 20.07.2017, 10:47
Symbolbild.
Symbolbild. dpa

Einkaufen im Internet ist längst Normalität. Mittlerweile gibt es (fast) nichts mehr, das sich nicht per Mausklick bestellten ließe, ob Bücher, Mailänder Salami oder Rasenmäher, Smartphones, Urlaubsreisen oder Winterstiefel. Eine Ausnahme ist bisher der Automarkt. Doch bleibt es dabei? Oder graben die Online-Anbieter den traditionellen Autohäusern in naher Zukunft das Wasser ab?

Die Unternehmensberatung EY hat 1058 potenzielle Autokäufer befragt, welchen Absatzweg sie im Jahr 2025 vermutlich bevorzugen würden. Diese Zeitung stellt die Ergebnisse vor.

Probefahrt am Bildschirm?

Geht nicht wirklich, weil sich das echte Fahrgefühl mit dem PC  nicht simulieren lässt. Zudem ist der Kauf eines Fahrzeugs finanziell keine Kleinigkeit. In manchem Haushalt zählt das Auto gleichsam zur Familie. Der Kunde möchte das neue Gefährt daher mit  allen Sinnen erleben, einschließlich persönlicher Beratung und Probefahrt. All das spricht gegen den Online-Kauf und zwar auch in Zukunft.

58 Prozent der  Befragten gaben an, sie würden im Jahr 2025 einen stationären Autohändler aufsuchen, um sich ein neues Fahrzeug zu kaufen. Weitere 14 Prozent nannten ein Probefahrcenter. Nur jeder Zehnte zieht eine Anschaffung über das Internet in Betracht. Nicht einmal 40 Prozent der  potenziellen Kunden gehen davon aus, dass Onlineshops in acht Jahren über eine gute Produktpräsentation und hilfreiche Erläuterungen zum Auto verfügen.

Vorteile der Händler

Das klassische Autohaus bietet aus Kundensicht gegenüber dem Onlinevertrieb mehrere Vorzüge. Am häufigsten nannten die Befragten Preisnachlässe,  fachliche Beratung, gute Erfahrungen aus früheren Käufen und Vertrauen in den Händler. 85 Prozent der Kunden trauen dem stationären Handel auch in einigen Jahren noch zu, die Autos besser zu präsentieren und Fahrzeugfunktionenbesser erklären zu können als das im Internet möglich sein wird.

Muss sich das Autohaus wandeln?

Auf jeden Fall, glaubt EY-Manager Arne Herrmann: „Der Handel sollte sich nicht zurücklehnen, das Verhalten der Kunden ändert sich.“ Den Vertrauensvorschuss der Kunden solle der stationären Handel nutzen, um neue Formate wie etwa Brand Stores in Innenstadtlagen zu entwickeln, findet Herrmann. Dort könnten Käufer ihr Fahrzeug nach Wunsch konfigurieren, sich das Ergebnis am Bildschirm ansehen und aufs Handy laden, um es zum Beispiel vom Familien- und Bekanntenkreis begutachten zu lassen.

Der klassische Autohandel müsse digitale Möglichkeiten besser als bisher nutzen. „Omni-Channel-Strategien, die verschiedene Vertriebskanäle verbinden und Kunden ein konsistentes Erlebnis bieten, sind in der Automobilwirtschaft derzeit aber kaum anzutreffen“, so EY-Beraterin Fabienne Zientek.

Ersatzteilhandel online

Die besten Marktchancen räumen die Befragten dem Onlinehandel im Ersatzteile-Markt ein. Immerhin 17 Prozent würden benötigte Teile im Internet bestellten, während Mehrheit der Befragten für Inspektionen, Reifenwechsel und Reparaturen auch weiterhin herkömmlichen Werkstätten und Autohändlern den Vorzug geben.

Wobei die Frage ist, wie lange und in welcher Zahl es noch Werkstätten für Verbrennungsmotoren geben wird: nur noch 18 Prozent der Befragten würden sich 2025 noch ein Dieselfahrzeug zulegen, 13 Prozent geben einem reinen Elektroantrieb den Vorzug.