1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Spitzensportler Stefan Pfannmöller aus Halle: Spitzensportler Stefan Pfannmöller aus Halle: Vom Star-Kanuten zum Millionär

Spitzensportler Stefan Pfannmöller aus Halle Spitzensportler Stefan Pfannmöller aus Halle: Vom Star-Kanuten zum Millionär

Von Steffen Höhne 03.10.2015, 20:07
Stefan Pfannmöller hat in München ein Internet-Unternehmen erfolgreich aufgebaut und verkauft. Heute ist er gleich an mehreren Start-up-Firmen beteiligt.
Stefan Pfannmöller hat in München ein Internet-Unternehmen erfolgreich aufgebaut und verkauft. Heute ist er gleich an mehreren Start-up-Firmen beteiligt. Andreas Stedtler Lizenz

Halle (Saale) - Was verbinden Sie persönlich mit der DDR? Stefan Pfannmöller stutzt. „Billiges Eis und Lada Niva“, sagt er dann mit einem Grinsen. Schoko-Vanille holte er sich als Junge immer in einer Eisdiele auf dem Weg zum Sport. Ein russischer Geländewagen steht heute in seiner Garage. Das Fahrzeug war für DDR-Bürger das, was heute vielleicht ein Porsche Cayenne ist. „Das Auto wird heute noch so gebaut wie damals. Vielleicht finde ich es deshalb so cool.“ Als Deutschland sich vereinigte, war der Hallenser gerade neun Jahre alt. In den vergangenen 25 Jahren hat er schon zwei Karrieren gemacht: eine als Spitzen-Sportler und eine als Internet-Unternehmer. Wenn er wollte, könnte der 34-Jährige bereits die Beine hochlegen - viel Urlaub machen. Doch er ist wie ein Surfer: Er sucht immer die nächste, vielleicht noch perfektere Welle.

Teil ein Sportlerfamilie

Pfannmöller stammt aus einer Sportlerfamilie. Seine Mutter Monika war DDR-Meisterin im Kanu-Slalom. Als Junge probierte er viele Sportarten aus, darunter Fußball und Taekwondo. Erst mit 14 Jahren fing er mit dem Kanu-Sport an - spät im Vergleich mit anderen. Mit seinen zwei Brüdern übte er auf der Saale. An den Wochenenden fuhren sie häufig ins Trainingslager. „Wir haben im Zelt geschlafen, frühmorgens manchmal gefrorene Sachen angezogen“, erinnert er sich. Geschicklichkeit, Ausdauer und Kraft waren ihm wohl in die Wiege gelegt. Schnell zählte er zu den besten deutschen Kanu-Sportlern, nahm im Jahr 2000 bereits mit 19 Jahren an den Olympischen Spielen im australischen Sydney teil. Er war einer der jüngsten Teilnehmer überhaupt.

Damals gab es einen Generationswechsel bei den deutschen Einer-Canadiern. „Ich hatte auch Glück, dass Platz im deutschen Nationalteam frei war.“ So habe er internationale Erfahrung sammeln können. Vor den Olympischen Spielen 2004 in Athen griff Pfannmöller voll an. „Ich war extrem ehrgeizig.“ Einem Journalisten sagte er damals (O-Ton): „Ich habe keine Freundin, weil ich mich voll auf den Sport konzentrieren will. Eine Olympiamedaille ist das Größte.“ Mit seinem langjährigen Trainer Jürgen Köhler gab es Streit - wie in der MZ von 2004 nachzulesen ist - weil Pfannmöller das Training nicht hart genug fand. Rückblickend sagt er: „Als Spitzen-Athlet hatte ich häufig das Gefühl, dass ich noch besser betreut und gefördert werden muss. Als Typ bin ich etwas schwierig.“ Pfannmöller gewann in Athen die Bronze-Medaille.

Kanufahren ist kein Profisport

Um so überraschender hängte er 2007 die Paddel an die Wand. „Kanufahren ist kein Profisport. Man kann davon nicht leben.“ Dies war auch der Grund, warum er parallel zum Training in Augsburg Wirtschaftsinformatik studierte. Ursprünglich wollte er bei einer großen Unternehmensberatung anheuern, doch dafür reichten den Personalchefs seine Abi-Noten nicht. „Auch dies war in der Rückschau gesehen ein Glück.“ Mit Florian Calmbach und Martin Junker, die er vom Studium kannte, gründete er das Internet-Unternehmen Netzathleten. Die Idee war, ähnlich wie damals das erfolgreiche StudiVZ, ein Netzwerk für Sportler zu gründen. Pfannmöller lebte damals in einer kleinen Münchner Wohnung, sein Einkommen lag auf Praktikantenniveau. Die Gründer mussten irgendwann feststellen, dass ein soziales Netzwerk, das von möglichst vielen Teilnehmern lebt, in der Nische nur schlecht funktioniert. Also änderten sie im laufenden Betrieb das Geschäftskonzept. Jeder Unternehmensberater hätte davon wahrscheinlich abgeraten, doch es erwies sich als richtig. „Wir konzentrierten uns dann auf die Vermarktung von kleineren Sportwebsites“, erzählt Pfannmöller. Das funktionierte. Im Jahr 2012 verkauften die Gründer das Unternehmen für 20 Millionen Euro an den Fernsehsender RTL.

Pfannmöller spricht von einem „life changing event“ - ein Ereignis, das das Leben verändert. „Auf einmal musst Du nicht mehr für ein Gehalt arbeiten, sondern nur dafür, erfolgreich zu sein.“ Gemeinsam gründen die drei Unternehmer anschließend in München „Venture Stars“, eine Art Brutkasten für kleine Internet-Unternehmen. Sie sammeln bei Investoren Geld ein und unterstützen junge Firmen, die mit Blumensträußen, Ernährungspillen, Hundefutter und Katzenkratzbäumen handeln. An den Firmen sind sie beteiligt. „Um im Internet erfolgreich zu sein“, sagt Pfannmöller, „braucht man nur eine gute Idee, eine Handvoll fähiger Menschen und ein wenig Technik.“

Unumwunden gibt er zu, dass der Online-Verkauf von Katzenfutter nicht sonderlich innovativ ist. Auch eine Katze oder Hund besitzt er nicht. „Wir sind dennoch besser als andere.“ Nach seinen Erfahrungen können etablierte Großunternehmen vor allem die Geschäfte gut abwickeln, die standardisiert sind. Im Onlinehandel würden sich Preise und Produktanordnungen allerdings fast täglich, manchmal sogar stündlich ändern. „Der Kunde entscheidet mit seinen Klicks, es findet so eine ständige Optimierung statt“, sagt er.

Fäden laufen bei Pfannmöller zusammen

Für den Tierbedarfs-Versender E-Pet-World hat Pfannmöller nun einen starken Partner mit ins Boot geholt. Die Sendergruppe Pro7/Sat 1 beteiligt sich an dem Unternehmen. Im Gegenzug erhält E-Pet-World freie Werbezeit. TV-Werbung sei meist der „Tipping Point“, erklärt Pfannmöller. Die Firma erreiche eine große Zahl potenzieller Kunden. Der monatliche Umsatz von E-Pet-World, der derzeit bei einer Million Euro liegt, soll sich so vervielfachen.

Auch wenn Pfannmöller selbst nicht mehr der Geschäftsführer ist, so laufen doch viele Fäden bei ihm zusammen. „Ein Start-up hat ständig neue Schwierigkeiten.“ Glaube man die Logistik im Griff zu haben, gebe es Probleme mit der Website oder frisches Kapital sei nötig. Doch dieser instabile Zustand reizt ihn. Wie einst beim Kanu-Sport kommt es auf Geschicklichkeit, Ausdauer und Kraft an. Sind die Unternehmen erfolgreich am Markt, so sollen sie verkauft werden. „Ewig will ich jedenfalls nicht Hundefutter verkaufen“, sagt Pfannmöller.

Was reizt ihn noch? Privat nimmt er an kleineren Motorsport-Rennen teil. Ihn fasziniert nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Technik. Auch beruflich sucht Stefan Pfannmöller nach einem neuen Projekt: „Ich kann mir durchaus vorstellen, etwas Langfristiges aufzubauen, das einen 20 Jahre lang beschäftigt.“ Was das sein soll, weiß er noch nicht oder verrät es noch nicht. Vom Unternehmer Pfannmöller wird also in der Zukunft sicher noch zu hören sein. (mz)

Erfolgsfahrt: Das Foto zeigt Stefan Pfannmöller im Halbfinale des Canadier-Einers im Hellinikon Olympia Komplex während der Olympischen Spiele 2004 in Athen.
Erfolgsfahrt: Das Foto zeigt Stefan Pfannmöller im Halbfinale des Canadier-Einers im Hellinikon Olympia Komplex während der Olympischen Spiele 2004 in Athen.
AFP Lizenz