Software im Test: Was Steuerprogramme leisten
Hamburg/Berlin/dpa. - Den Kampf mit der Steuererklärung wollen sich viele durch PC-Programme erleichtern. Welche wirklich hilfreich sind und ob sie in jedem Fall den Steuerberater ersetzen, wurde nun getestet.
Für wen empfiehlt es sich wirklich, «die Steuer» über ein maximal 50 Euro teures Programm zu erledigen, und wer lässt sich lieber persönlich beraten? Und was leistet das kostenlose «Elster-Formular»?
«Kein Programm kann ihnen eine schöne Tasse Kaffee anbieten - ein Steuerberater schon», sagt Frank Badenius. Er muss es wissen, weil er für die in Hamburg erscheinende Zeitschrift «Computerbild» jüngst die neuesten Lösungen getestet hat - wobei es freilich nicht vorrangig um Kaffee ging. Dabei zeigten sich zwar deutliche Unterschiede von Lösung zu Lösung. Trotzdem lasse sich eines pauschal festhalten: Einen einfachen Steuerfall kann aktuelle Software in der Regel genauso gut erledigen wie ein Berater.
Was ist ein einfacher Steuerfall? Nach Badenius' Worten fällt in diese Kategorie nicht nur der unverheiratete Angestellte, der zur Miete wohnt und das nur ein paar Hundert Meter vom Büro entfernt. «Dazu gehört durchaus auch die kleine Familie mit Kindern und Wohneigentum.» Mittlerweile seien die Programme sogar so ausgereift, dass sich damit auch komplexere Fälle abwickeln lassen, sagt Uwe Rauhöft vom Neuen Verband der Lohnsteuerhilfevereine (NVL) in Berlin.
So ist die «Steuer-Spar-Erklärung 2010» von der Akademischen Arbeitsgemeinschaft mit dem «Abgeltungssteuer-Experten» ausgestattet. Der prüft, welche Kapitalerträge in der Erklärung anzugeben sind. Und hat das Finanzamt nicht in erhoffter Höhe Geld zurückerstattet, überprüft das Programm, woran das liegt - und ist gegebenenfalls mit dem «Einspruchs-Generator» zur Hand. Im «Computerbild»-Test hat die etwa 30 Euro teure Software die Note 1,72 und Rang drei erreicht.
Den ersten Platz teilen sich zwei Lösungen von Buhl Data - mit der Note 1,60: «Tax 2010 Standard» für nur 15 Euro und das teurere «WISO Sparbuch 2010» (40 Euro). Der Anbieter bewirbt letzteres Programm, das sich auch für Steuerpflichtige mit Einkünften aus Vermietung und Verpachtung oder Einkünften im Ausland eignen soll, auf der eigenen Webseite deutlich stärker. Auch der «Taxman 2010» von Lexware kam im Test «gut» weg. Die mit 2,37 niedrigere Durchschnittsnote ergab sich laut Badenius etwa aus der weniger einfachen Bedienung.
Die aktuellen Lösungen seien «kontextsensitiv», fasst der Experte zusammen: Der Nutzer hat umfangreiche Möglichkeiten, seinen ganz persönlichen Fall abzubilden und abzuwickeln. «Aber natürlich steckt dahinter keine künstliche Intelligenz.» Jedes Programm stoße irgendwo an Grenzen. «Es kann zum Beispiel nicht wissen, ob Sie im Lauf des Jahres teure Fachliteratur gekauft haben.» Ein findiger Berater frage gezielt danach.
Ein gutes Programm hat zwar auch Möglichkeiten, derartige Posten ins Spiel zu bringen. Aber der Nutzer wird nicht unbedingt mit der Nase darauf gestoßen. «Eine Steuersoftware ist ein Werkzeug, und wie es mit Werkzeugen so ist: Man muss damit umgehen können», sagt Uwe Rauhöft. Deshalb schränkt er seine Aussage, die Lösungen taugten auch für komplexe Fälle, ein: Der Nutzer sollte schon vorher einigermaßen wissen, was er absetzen kann und was nicht.
Das gilt umso mehr für alle, die sich auch das recht kleine Geld für eine kommerzielle Software sparen und das kostenlose sogenannte Elster-Formular verwenden wollen. «Wer bisher das Papierformular ohne Probleme allein ausgefüllt hat, für den ist das ideal», sagt Rauhöft. Das große «aber»: Hier gibt es keine Tipps und Tricks, die zu einer möglichst üppigen Rückzahlung verhelfen sollen.
«Man muss dazu wissen, dass dahinter das Bayerisches Landesamt für Steuern steht», so Rauhöft. Zu Erklärung des Begriffs: Wer sich ein Steuer-Programm kauft, wird wahrscheinlich auch auf das Wort «Elster» stoßen. Es steht für elektronische Steuererklärung und ist in die meisten aktuellen Lösungen eingebaut - zum Übermitteln der Daten ans Finanzamt. Das Elster-Formular ist dagegen eine eigenständige Software zum Erstellen und Übermitteln der Erklärung.
Weder dieses noch ein Kauf-Programm zu nutzen, sondern zu einem Berater zu gehen, das rät Frank Badenius gerade denjenigen, die ihr Erspartes auf verschiedene Weise angelegt und vielleicht auch noch Mieteinkünfte haben: «Der erkennt dann die Zusammenhänge besser und fängt Fehler ab.» Denn es besteht ja nicht nur die Gefahr, hier und da zu wenig rauszuholen: Wer vergisst, bestimmte Dinge einzubringen und sich deshalb Ärger mit dem Amt einhandelt, ist unter Umständen noch weitaus blöder dran.
Elster-Formular herunterladen: https://www.elster.de/elfo_home.php