Riester-Rente Riester-Rente: Tchibo-Vorstoß stößt auch auf Vorbehalte
Hamburg/dpa. - «Zehn Brötchen und eine Riester-Rente bitte» -so einfach wird es am Ende wohl nicht. Die Pläne des KaffeeröstersTchibo, in seinen Filialen und in Bäckereien jetzt auch Produkte fürdie Altersvorsorge anzubieten, sehen schließlich vor, nicht direktvor Ort die Policen zu verkaufen. Außerdem ist das Angebot auf zweiMonate befristet - also bis März. Verbraucherschützer dagegen ratendazu, abzuwarten, bis erste unabhängige Preis-Leistungs-Vergleichefür die «Riester-Renten-Produkte» vorliegen: «Keinesfalls sollte manjetzt übereilt irgendwelche Verträge abschließen», warnt AndreasGernt von der Verbraucherzentrale Niedersachsen in Hannover.
In den bundesweit rund 800 Tchibo-Filialen sowie in ausgewähltenBäckereien werden ausschließlich die Broschüren für die «TchiboZuschuss-Rente» verteilt, erläutert Firmensprecher Joachim Klähn inHamburg. Die Beratung der Interessenten finde über eine Hotline undein Service-Center statt, die zusammen mit der Versicherer AXA inKöln betrieben werden: «In den Filialen macht das keinen Sinn», soKlähn. Bei AXA werde auch der Vertrag abgeschlossen.
Der Vorstoß von Tchibo hat den Wettlauf der Versicherungen um dieKunden weiter angeheizt: Bislang hat das Bundesaufsichtsamt für dasVersicherungswesen in Berlin schon fast 3500 Zertifikate auf sogenannte Riester-fähige Altersvorsorgeprodukte erteilt. Schließlichwinkt Versicherern und Banken nach Expertenschätzungen ein Geschäftim Umfang zweistelliger Milliardenbeträge.
Bis Jahresende sei jedoch genug Zeit für einen Vertragsabschluss,um die volle staatliche Grundzulage von 38 Euro (74,32 Mark) für 2002noch mitzunehmen, erläutert Andreas Gernt. Ein Blick auf die Beiträgeder verschiedenen Anbieter lohne sich dabei: «Es gibt gewaltigeKostenunterschiede.» Auch sollten Verbraucher sich überlegen, ob sieeine private Direktversicherung abschließen oder über ihrenArbeitgeber eine betriebliche Altersversorgung anstreben. BeideFormen können durch die Zulage nach dem Altersvermögensgesetzgefördert werden. Offen legen müsse ein Anbieter neben den Abschluss-und Vertriebskosten auch die Kosten für die Verwaltung des Kapitals.
Eine Garantie gebe es ohnehin nur dafür, dass der Verbraucher dieeingezahlten Beiträge plus Zulage als Rente nach dem 60. Lebensjahrausgezahlt bekomme, so Gernt. «Wie hoch die Werterträge nachher seinwerden, kann niemand voraussagen.»
Tchibo wirbt auf Grund der Befristung seines Angebots für denschnellen Abschluss. Dafür weise die Rente durch den Direktvertriebsowie den geringeren Verwaltungsaufwand «deutlich niedrigere Kostenauf als andere Anbieter», so Tchibo-Sprecher Klähn. Doch auch hierrät Gernt zur genauen Prüfung: Gerade eine ausführliche Grundberatungsei bei einer so langfristigen Geldanlage wie der privatenAltersvorsorge «immens wichtig». Auch später bestehe wegen derkomplizierten Materie ein großer Informations- und Beratungsbedarf.
Ob das Tchibo-Modell Nachahmer findet, wird laut Stephan Gelhausenvom Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin vomErfolg abhängen: «Dieser Vertriebsweg ist jedenfalls etwas Neues.»Lediglich Kfz-Policen seien bislang außerhalb der üblichenVerkaufswege angeboten worden, und zwar in Autohäusern.