Lucky Strike kauft Camel Lucky Strike kauft Camel: Neuer Marktführer durch Mega-Fusion in der Zigarettenbranche

Mega-Fusion in der Zigarettenbranche: Der drittgrößte Tabakkonzern der Welt, die britische BAT, kauft für 47 Milliarden Dollar einen Anteil von 58 Prozent am US-Konkurrenten Reynolds und übernimmt ihn damit komplett.
Mit dem Kauf zieht BAT an Philip Morris (Marlboro) vorbei an die globale Spitze der Branche. Welchen Sinn hat der Mega-Deal angesichts von Schockbildern und Rauchverboten?
Warum fusionieren die Konzerne?
Der Markt für Zigarettenhersteller wird immer schwieriger – Tabak ist keine Zukunftsbranche. Zumindest in den Industrieländern gehen die Regierungen seit langem gegen das Rauchen vor. Warnhinweise auf Zigarettenschachteln, gesundheitliche Aufklärung und Rauchverbote tun ihre Wirkung, die Zahl der Raucher sinkt.
Daneben wird Tabak durch Steuererhöhungen permanent verteuert. Viele große Hersteller waren in der Vergangenheit zwar in der Lage, Rückgänge in Nordamerika und Westeuropa durch Mehrverkauf in den Schwellenländern auszugleichen – China ist ein riesiger Markt. Dennoch bleibt der Druck hoch.
Der Zukauf eines Unternehmens ist daher eine Möglichkeit, zu wachsen. Einsparungen spielen bei der Fusion von BAT und Reynolds anscheinend weniger eine Rolle – BAT rechnet durch die Übernahme von Reynolds nur mit „moderaten Synergiegewinnen“ von 400 Millionen Dollar.
Leisten kann sich der Konzern den Zukauf offensichtlich, denn er hat viel Geld auf der hohen Kante, die Zinsen für Kredite sind zudem niedrig: BAT zahlt 20 Milliarden Dollar des Preises für Reynolds in bar, den Rest in eigenen Aktien.
Welche Marken vereinigen sich jetzt?
Flaggschiff von BAT ist Lucky Strike, Reynolds ist durch Camel bekannt. Dazu kommen weitere Marken des neuen Branchenriesen wie Pall Mall, Lord, Dunhill, Rothmans, Newport oder Prince.
Kommt die Übernahme überraschend und welche Konkurrenten gibt es jetzt noch?
Kommt die Übernahme überraschend?
Nein, bereits vor einigen Monaten war darauf spekuliert worden. Denn das Fusions- und Übernahmekarussell in der Branche dreht sich seit Jahren. Im Jahr 2004 brachte BAT sein US-Geschäft in Reynolds ein und erhielt dafür einen Anteil von 42 Prozent an Reynolds. 2014 übernahm Reynolds den Konkurrenten Lorillard für 27 Milliarden Dollar und verkaufte anschließend die Marken Salem, Winston und Kool an Imperial Tobacco.
Beide wollten damit ihre Stellung gegen den US-Marktführer Altria stärken. Zuletzt hatte BAT die brasilianische Souza Cruz für 2,4 Milliarden erworben und sich zudem für 550 Millionen den kroatischen Tabakkonzern TDR gesichert.
Profitiert BAT vom Brexit?
Ja. Denn die Ankündigung Großbritanniens, aus der EU austreten zu wollen, hat das britische Pfund geschwächt. Das führt im Falle von BAT dazu, dass seine internationalen Einnahmen steigen, wenn sie in Pfund umgerechnet werden. Infolge hat der BAT-Aktienkurs in letzter Zeit stark zugelegt. Davon profitiert der Konzern nun, da er den Großteil der Reynolds-Übernahme mit eigenen Aktien finanziert.
Welche großen Konkurrenten gibt es jetzt noch?
Der gemessen am Börsenwert größte Konzern ist derzeit noch Philip Morris International. Der globale Vermarkter von Marlboro, Virginia Slims, L&M und Chesterfield ist derzeit 148 Milliarden Dollar wert. Philip Morris war ursprünglich Teil des Mischkonzerns Altria. Altria zweigte jedoch sein internationales Geschäft unter dem Namen Philip Morris International ab.
Das US-Geschäft besteht unter dem Namen Altria fort, der Konzern ist der zweitgrößte börsennotierte Zigarettenkonzern (121 Milliarden Dollar). An dritter Stelle folgt BAT mit aktuell rund 112 Milliarden Dollar. Die hier zu Lande wenig bekannte Nummer Fünf ist Japan Tobacco, das mit 74 Milliarden Dollar etwa so viel wert ist wie Reynolds.
Imperial Brands kommt auf 46 Milliarden Dollar. Nicht enthalten in der Liste ist die große Unbekannte der Zigarettenwelt: China Tobacco, das einen riesigen Markt bedient. Da der Konzern jedoch dem Staat gehört, ist sein Wert nicht bekannt.