Hypo Real Estate Hypo Real Estate: Geschäftsplan war "Phantasie"

München - Der frühere Chef der Hypo Real Estate (HRE), Georg Funke, soll bereits lange vor der Krise der Immobilienbank im Jahr 2008 starke Zweifel an dem Unternehmen geäußert haben. In einem Telefongespräch am 12. September 2007 habe Funke den Geschäftsplan der irischen HRE-Tochter Depfa als „Fantasie“ bezeichnet, sagte ein britischer Fondsmanager am Donnerstag als Zeuge im Schadenersatzprozess gegen die HRE vor dem Oberlandesgericht München. „Ich habe mir das so notiert.“ Seine Notizen zeigte er im Gerichtssaal den Richtern und Anwälten.
Gut ein Jahr nach dem Telefonat geriet die HRE in größte Not, weil die Depfa Geld langfristig verliehen und sich extrem kurzfristig refinanziert hatte. Nach der Lehman-Pleite ging diese Rechnung nicht mehr auf und die Bank kam nicht mehr an Geld: Es fehlten plötzlich 35 Milliarden Euro. Nach der Notrettung mit Steuermilliarden wurde die HRE im Jahr 2009 verstaatlicht. Die Aktionäre mussten ihre Papiere zum Preis von 1,30 Euro an den Staat abgeben.
Sie werfen dem damaligen Management um Funke vor, die wahre Lage der HRE zu lange verschleiert und ihnen dadurch massive Verluste eingebrockt zu haben. In dem Musterprozess fordern sie mehr als eine Milliarde Euro Schadenersatz. Sollten sie sich vor Gericht durchsetzen, würde dies letztlich die Steuerzahler in Deutschland treffen, da die Bank bis heute im Staatsbesitz ist.
Hoffnung für Anleger
Zum Auftakt des Verfahrens am Montag hatte der Vorsitzende Richter Guido Kotschy den Anlegern Hoffnung gemacht. Die HRE habe sich damals zu optimistisch geäußert und eine Informationslücke entstehen lassen, sagte er. Noch Anfang August 2007 hatte die HRE in einer Pressemitteilung geschrieben, keine negativen Belastungen aus der US-Subprime-Krise zu erwarten. Diese Mitteilung gilt als ein wichtiges Dokument in dem Prozess.
Funke sollte am Nachmittag persönlich in dem Verfahren aussagen. Der Manager war nach dem Desaster bei der HRE von München nach Mallorca gezogen und handelte dort mit Ferienimmobilien.
In der Öffentlichkeit trat er nicht mehr auf, wehrte sich aber in Interviews aus der Ferne gegen den Vorwurf, für das HRE-Drama verantwortlich gewesen zu sein. „Mir wird Unsinniges und Falsches unterstellt“, ließ er über die „Bild-Zeitung“ wissen. Ein Neustart in Deutschland sei ihm deshalb nicht mehr möglich. „Ich werde als schlimmster Gier-Banker, Zocker und Pleitier beschimpft.“ (dpa)