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Flixbus-Chef im Interview Flixbus: Chef André Schwammlein spricht im Interview über Ticketpreise, Auslastung und Dieseldebatte

Von Steffen Höhner 22.08.2017, 15:30
André Schwämmlein ist Chef von Flixbus.
André Schwämmlein ist Chef von Flixbus. dpa

André Schwämmlein ist Chef von Flixbus. Nach zahlreichen Übernahmen hat das Münchner Unternehmen auf dem deutschen Fernbusmarkt inzwischen einen Marktanteil von 90 Prozent.

Herr Schwämmlein, wird Ihnen die Arbeit ohne Fernbus-Wettbewerber  nicht langweilig?

Nein, überhaupt nicht. Der Markt ist noch sehr jung. Es gibt noch viele Menschen in Deutschland, die noch nie Fernbus gefahren sind. Die wollen wir auch überzeugen.

Als Quasi-Monopolist ist  die Lage von Flixbus allerdings inzwischen komfortabel. Oder haben Sie  schlaflose Nächte?

Wir sind kein Monopolist. Ein Monopolist muss sich kaum um die Kunden kümmern und kann Preise nach Gutdünken festlegen. Wir stehen im harten Wettbewerb mit anderen Verkehrsträgern wie der Bahn, dem Auto und dem Flugzeug. Wir müssen uns jeden Tag anstrengen und  einen attraktiven Preis anbieten, damit Kunden zu uns kommen.

Das Angebot an Fahrten im deutschen Fernbusmarkt ist in den vergangenen Monaten allerdings um ein Drittel zurückgegangen, nachdem Flixbus viele Wettbewerber übernommen hat. Schadet das langfristig nicht der Entwicklung des gesamten Marktes?

Der Kunde profitiert nicht davon, wenn zwei Busse verschiedener Gesellschaften zu ähnlichen Zeiten nebeneinander herfahren, sondern wenn er tolle Verbindungen aus seiner Stadt heraus hat. Das passiert gerade. Wir nehmen neue Städte ins Programm auf und bieten neue Verbindungen, etwa in Ferienregionen an.

Haben Sie inzwischen die Preise angehoben?

Nein, das ist nicht passiert. Durch höhere Auslastung sind einfach die günstigsten Tickets schneller vergriffen. Wir haben die Diskussion schon länger, doch wir stehen zu unserer Aussage:  Der Fernbus muss das preislich attraktivste Verkehrsmittel bleiben. Folglich wird es auch keine Preiserhöhungen auf breiter Front geben. Wir wollen lieber die Busse voller bekommen, dann ist es für alle ein gutes Geschäft.

In welchem Umfang wird das Streckennetz noch ausgebaut?

Die Fahrpläne für 2018 stehen zwar noch nicht. Sicher ist, dass wir noch stärker touristische Ziele, etwa an der Nord- und Ostsee oder auch in den Alpen, anfahren werden. Zudem werden wir weitere kleine und mittelgroße Städte ans Streckennetz anbinden.

Ab wann rechnet sich die Busfahrt für Flixbus?

Etwas pauschal lässt sich sagen, wenn ein Bus nicht zur Hälfte ausgelastet ist, kann man damit auch kein Geld verdienen. Natürlich sind die Busse freitags voller als an manchen Wochentagen, das gleicht auf mancher Linie die Ergebnisse auch aus.

Verdient Flixbus inzwischen Geld mit den Fahrten?

Im deutschsprachigen Raum sind wir bereits seit letztem Jahr profitabel. Für dieses Jahr streben wir das für die gesamte europäische Flixbus-Gruppe an. Das soll gelingen, obwohl wir etwa in Skandinavien unser Angebot erst etablieren.

Wie viele Menschen fahren jährlich mit Flixbus?

Wir gehen davon aus, dass wir  in diesem Jahr in Europa 40 Millionen Fahrgäste haben. Wir schlüsseln es nicht mehr nach Ländern auf, weil ein  Viertel der Fahrgäste   auf grenzüberschreitenden Fahrten unterwegs ist.

Wird darüber nachgedacht,  die Plattform für andere Verkehrsträger zu nutzen –  etwa für Autos wie bei Uber?

Wir machen uns  natürlich Gedanken, ob wir unseren Kunden auch andere Formen der Mobilität anbieten können. Das Auto liegt uns gerade nicht so nah. Der Trend geht eher zu  kollektiven Verkehrsmitteln. Wir verkaufen über unsere Plattform auch schon vereinzelt Zugverbindungen  – allerdings gibt es nicht so viele private Bahnbetreiber von Fernzügen. Grundsätzlich wollen unsere Kunden zu einem bestimmten Ziel reisen. Die Wahl des Verkehrsmittels ist eher zweitrangig. Von daher macht es Sinn, immer mal wieder Optionen zu prüfen. Konkret ist aktuell aber nichts in Planung.

Wie sehr berührt Sie die Diesel-Debatte?Auch Busse könnten aus einigen Großstädten verbannt werden.

Wir verfolgen aufmerksam die Diskussion, sehen uns und Fernbusse aber als Teil der Lösung statt des Problems. Wenn mehr Menschen auf öffentliche Fernverkehrsträger umsteigen, entlastet das auch die Innenstädte. Für uns fahren moderne Busse, die in der Regel alle drei bis vier Jahre erneuert werden. Die neuen Busse erfüllen alle die Euro-6-Norm, sind also verhältnismäßig sauber. Von daher sind wir  deutlich besser vorbereitet als der Durchschnittsdeutsche, der sein Auto schon mal zehn bis 15 Jahre fährt. Wir machen uns dennoch Gedanken, wie die Antriebstechnologie der Zukunft aussieht. Wir sprechen mit Herstellern, ob Hybrid-Busse mit Elektro- und Diesel-Motor eine Alternative sind.

Nach der Freigabe des Fernbusmarktes war in der Branche ein harter Konkurrenz- und Preiskampf ausgebrochen. Beherrscht wird der Busmarkt von Flixbus, der erst im August den Branchen-Zweiten Postbus übernahm.
dpa