1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Die Streithähne scheitern: Die Streithähne scheitern: Leipziger OB Jung wird nicht Chef des Sparkassenverbandes

Die Streithähne scheitern Die Streithähne scheitern: Leipziger OB Jung wird nicht Chef des Sparkassenverbandes

Von Steffen Höhne 27.09.2018, 19:37
Leipzigs Burkhard Jung wird nicht Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes.
Leipzigs Burkhard Jung wird nicht Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. ZB

Halle (Saale) - Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte: Selten ist ein Sprichwort so treffend, wie beim derzeitigen Machtkampf um die Spitze des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV). Sowohl Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) als auch der Bautzener Landrat Michael Harig (CDU) gehen bei ihrer Kandidatur um das gut dotierte Spitzenamt leer aus.

Der Verbandsvorstand schlug am Donnerstag vor, den Amtsinhaber Michael Ermrich (CDU) erneut zu bestellen, teilte der OSV mit. „Dafür gibt es eine eindeutige Mehrheit“, sagte Heinz-Lothar Theel, Chef des Landkreistages Sachsen-Anhalt. Nach MZ-Informationen sah das Votum so aus: 15 Stimmen für Ermrich, fünf für Jung und drei für Harig.

Vorausgegangen war ein öffentlicher Streit über die Postenvergabe: Der OSV ist die Dachorganisation der 45 öffentlich-rechtlichen Sparkassen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Alle sechs Jahre wird der Präsident gewählt. Im Jahr 2013 übernahm der damalige Landrat des Harzkreises, Michael Ermrich, den Banker-Posten in Berlin.

Bei der jetzigen Wahl hatte die kommunale Seite aus Sachsen das Vorschlagsrecht. Die sächsischen Landkreise nominierten Harig, überraschenderweise setzte der Sächsische Städte- und Gemeindetag auf Leipzigs OB Jung als Kandidaten. Beide Verbände arbeiteten in der Vergangenheit oft Hand in Hand, doch bei dieser Personalie konnten sie sich nicht einigen. Es soll sogar einen handfesten Streit geben.

Vor allem für Jung wurde die Diskussion immer mehr zu einer Belastung. Dem 60-Jährigen wurde nachgesagt, dass vor allem das geschätzte Jahresgehalt von 500.000 Euro ihn nach Berlin zieht. Jung ist seit 2006 Rathauschef, Leipzig floriert unter seiner Amtsführung wirtschaftlich. Bei öffentlichen Auftritten wirkt er stets souverän und ist dementsprechend beliebt bei den Bürgern.

Da sich die Sachsen auf keinen Kandidaten einigen konnten, sahen sich die anderen Länder nicht mehr an das sächsische Vorschlagsrecht gebunden. Also wurde Ermrich als dritter Kandidat nominiert. Der 65-Jährige hatte sich in der Diskussion öffentlich nie geäußert, nun hat er die Wettbewerber überholt.

Nach Angaben von Landkreistag-Chef Theel ist es eine „sehr gute Lösung, weil Herr Ermrich in alle Themen gut eingearbeitet ist und die verschiedenen Gremien inzwischen gut kennt“. Seine Amtszeit soll diesmal allerdings nur zweieinhalb Jahre betragen.

„Langfristig suchen wir einen Kandidaten, der zwei volle Amtszeiten bestreiten kann“, sagt Theel. Mit anderen Worten: einen Jüngeren. In diese Kategorie fällt auch Jung nicht mehr. Da die sächsischen Sparkassen die Schwergewichte im OSV sind, haben sie nun wohl ausreichend Zeit für die Suche nach einem gemeinsamen Kandidaten für 2021. Die Wiederwahl Ermrichs ist für den 24. Oktober 2018 geplant. Sie gilt als sicher.

(mz)

Michael Ermrich bleibt Chef des Sparkassenverbandes.
Michael Ermrich bleibt Chef des Sparkassenverbandes.
Stedtler