Insolvenz Air Berlin: Lufthansa kauft große Teile - Vertragsunterschrift heute erwartet

Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin hat sich mit der Lufthansa auf den Verkauf von Unternehmensteilen geeinigt. Lufthansa übernehme die Tochtergesellschaften Niki und LGW sowie 20 weitere Flugzeuge, teilte Air Berlin am Donnerstag mit. Die Verhandlungen mit der Fluggesellschaft Easyjet, die ebenfalls Interesse an Air Berlin geäußert hatte, dauern demnach noch an.
Air Berlin - die nach Lufthansa bisher zweitgrößte deutsche Fluglinie - hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Der Flugbetrieb seitdem war nur durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro gesichert.
Die Geschäftsführung hatte drei Wochen lang exklusiv mit dem deutschen Marktführer Lufthansa sowie mit dem britischen Billigflieger Easyjet über den Verkauf von Teilen des hoch verschuldeten Unternehmens verhandelt. Fraglich war zuletzt, ob auch eine Einigung mit Easyjet gelingt.
Weiter Verhandlungen mit Easyjet
Anders als mit der Lufthansa ist sich Air Berlin mit der britischen Fluggellschaft Easyjet noch nicht über einen Verkauf einig. „Wir verhandeln heute mit Easyjet weiter“, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Nach früheren Aussagen der Air Berlin interessiert sich Easyjet für 27 bis 30 Mittelstreckenflugzeuge.
Spohr hatte der „Rheinischen Post“ gesagt, Lufthansa werde von Air Berlin „voraussichtlich 81 Flugzeuge übernehmen, 3000 Mitarbeiter einstellen und dafür in Summe 1,5 Milliarden Euro investieren“. Er bekräftigte damit Pläne des Unternehmens.
80 Prozent der Mitarbeiter erhalten neuen Arbeitsplatz
Air Berlin hatte mitgeteilt, die Airline sehe gute Chancen, dass etwa 80 Prozent der 8000 Mitarbeiter bei anderen Unternehmen einen neuen Arbeitsplatz erhalten könnten.
Aus Sicht Spohrs wird das Aus für Air Berlin und andere Anbieter die Ticketpreise nicht nach oben treiben. „Denn der Wettbewerb wird sich in Europa und auch weltweit verschärfen“, sagte er der Zeitung. „Wir gehen von weiter sinkenden Preisen aus.“ Im Konzern werde man sich mit der Tochter Eurowings selbst Konkurrenz machen. „Da wo es bisher nur Lufthansa und Air Berlin gab, wie beispielsweise zwischen München und Köln, kommen nun Eurowings-Flüge als Ersatz für Air Berlin hinzu.“
Spohr kündigte zugleich ein Angebot an, „um im Ausland gestrandeten Passagieren der Air Berlin die Heimreise zu einem fairen Preis anzubieten, sofern wir die Kapazitäten dafür haben“. Aus Lufthansa-Kreisen hieß es dazu, es sei schwer zu schätzen, um wie viele Passagiere es dabei gehe. Seit 25. September ist bekannt, dass Air Berlin alle Langstreckenflüge am 15. Oktober einstellt.
Generell wird Air Berlin voraussichtlich ab Ende Oktober nicht mehr unter eigener Flugnummer fliegen, wie es in einem Brief der Firmenleitung an die Mitarbeiter vom Montag hieß. Der insolventen Gesellschaft sei ein eigenwirtschaftlicher Verkehr unter dem Airline-Code AB „nach gegenwärtigem Erkenntnisstand spätestens ab dem 28. Oktober nicht mehr möglich“. Tickets für spätere Flüge verlieren ihre Gültigkeit. Der Flugverkehr der nicht insolventen Töchter Niki und LG Walter soll weitergeführt werden. (dpa)