Wie ist Matthias Domaschk gestorben? Wie ist Matthias Domaschk gestorben?: Tod des DDR-Oppositionellen bleibt rätselhaft

Erfurt - 38 Jahre nach dem Tod des DDR-Oppositionellen Matthias Domaschk in Stasi-Haft können die Umstände immer noch nicht geklärt werden. Zwar gebe es konkrete Indizien, dass der damals in den Dokumenten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) geschilderte Ablauf und der von der Stasi behauptete Selbstmord so nicht stattgefunden haben, teilte eine Arbeitsgruppe der Thüringer Staatskanzlei am Dienstag mit. Doch eindeutige Zeugenaussagen über die konkreten Vorgänge in diesem Zeitraum fehlten. „Der letzte Beweis ist uns nicht gelungen“, sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke).
Domaschk war am 12. April 1981 im Alter von 23 Jahren in Gera gestorben, nachdem ihn die DDR-Staatssicherheit festgenommen und stundenlang verhört hatte. Er war in der oppositionellen Gruppe der Jungen Gemeinde in Jena aktiv. Er hatte gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestiert und Kontakt zur Bürgerrechtsbewegung „Charta 77“ in Prag.
Tod von Matthias Domaschk: Arbeitsgruppe stellt zahlreiche Ungereimtheiten fest
Anfang der 1990er Jahre waren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen mangelnder Beweise eingestellt worden. Im März 2015 hatte Ramelow auf die Bitte der einstigen Lebensgefährtin von Domaschk, Renate Ellmenreich, die neue Arbeitsgruppe eingerichtet.
Die Gruppe konnte neben den MfS-Unterlagen unter anderem auch die Akten der staatsanwaltlichen Untersuchung sichten. Zudem wurden Zeitzeugen befragt - allerdings sei es nicht gelungen, mit damals unmittelbar beteiligten MfS-Mitarbeitern zu sprechen, sagte der Historiker Henning Pietzsch am Dienstag.
„Nach den Indizien, die uns vorliegen, die wir überprüft haben im Detail, kann es so nicht abgelaufen sein, es spricht alles dagegen“, sagte Pietzsch. Die Arbeitsgruppe stellte zahlreiche Ungereimtheiten fest. Dazu gehörten widersprüchliche Angaben etwa bei der Bezeichnung der Räume in der MfS-Untersuchungshaftanstalt und der Uhrzeiten.
Welcher MfS-Mitarbeiter hat Domaschk als letztes lebend gesehen?
So sei Domaschk nach Darstellung der Stasi tot in einem Besucherzimmer mit der Nummer 121 aufgefunden worden. Aus Bauunterlagen der Haftanstalt gehe aber hervor, dass der Raum mit der Nummer 121 im Jahr 1981 wohl das Treppenhaus gewesen sei.
Auch bei der Frage, welcher MfS-Mitarbeiter Domaschk als letztes lebend gesehen hatte, gab es demnach unterschiedliche Angaben in den Akten. Weitere Zweifel gebe es unter anderem an den Ergebnissen der Obduktion. Die Art der Würgemale passe einem von der Gruppe beauftragten Gutachten eines Gerichtsmediziners zufolge nicht zur Version des Erhängens. (dpa)