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Vietnam Vietnam: Bauboom mit deutschem Flair

25.02.2010, 06:38
Architekturmodelle für Hanoi in Ho Chi Minh Stadt (FOTO: DPA)
Architekturmodelle für Hanoi in Ho Chi Minh Stadt (FOTO: DPA) FNC/Mott Visuals

Hanoi/dpa. - Rund um die Uhr sind die Arbeiter am Projekt «U-SilkCity» im Einsatz. Hier entsteht eine edle Hochhauslandschaft mitSwimming Pools, Parks und Boutiquen sowie eleganten Wohnungen, die soauch in Paris, London oder Berlin nicht fehl am Platze wären.Vietnams rasantes Wachstum nährt eine wohlhabende Mittelschicht, dieexpandiert. Schickes Wohnen ist in. Deutsche Wohnideen auch. In «U-Silk City» zeichnet das deutsche Architektenbüro Franken Architektenfür das Design verantwortlich.

«Hier wird schon eher geklotzt als gekleckert», sagt derGeschäftsführer des Joint Venture Franken Nguyen-Consulting,Christoph Cellarius (34). «Es ist wohl das größte Wohnbauprojekt inVietnam, und es gibt keine größere Baustelle in Europa.» Die Zahlensprechen für sich: die Baustelle ist einen knappen Kilometer lang,das Gelände gut neun Hektar groß, es entstehen neun Türme mitzwischen 25 und 50 Stockwerken, vier Etagen mit Geschäften, Kino,Fitnessstudio, Swimmingpool und 3059 Wohnungen zwischen 80 und 600Quadratmetern für rund 12 000 Menschen.

An diesem Abend werden auf der Baustelle massige Stahl-Pfähle biszu 80 Meter in den Lehmboden gerammt, gleichzeitig wird Betongegossen. Bagger, Raupen, Bohrer, Betonmischer, Betonpumpen sind imEinsatz. Innerhalb von 18 Monaten werden hier locker 50 Etagenhochgezogen. «Die Baukosten liegen bei 390 Millionen Euro -schätzungsweise ein Drittel von dem, was so etwas in Deutschlandkosten würde», sagt Cellarius.

Alles passiert in rasantem Tempo. Die ersten Wohnungen sollen inweniger als zwei Jahren bezugsfertig sein. Viele der Wohnungen warenschon vor Baubeginn verkauft. Quadratmeterpreise von mehr als 1700Euro sind an der Tagesordnung. Die US-Immobilienfirma Savillsschätzt, dass in Hanoi bis 2012 rund 10 000 neue Wohnungen auf denMarkt kommen. Deutsches Knowhow macht das Projekt besondersattraktiv. «Hier soll jetzt keine deutsche Landschaft entstehen, aberdeutsche Ideen verwenden wird schon, dafür haben wir ja auch denAuftrag bekommen», sagt Design-Direktorin Lotte Stürmlinger (34).

Dazu gehören die 2,90 hohen Decken, und die Verglasung vom Bodenzur Decke. Die Architekten haben den Bauherrn - ein riesigesFirmenkonglomerat - auch mit ihren Himmelsgärten überzeugt - großeEinlassungen in der Fassade, die mehr Licht in die Wohnungen bringenund wo einige Wohnungsbesitzer in luftiger Höhe auf 20 Quadratmeternal fresco dinieren können. Das Projekt heißt «U-Silk City» weil es 40Auto-Minuten südwestlich der Innenstadt in einem Stadtteil entsteht,wo früher Seidenverarbeiter lebten.

Abgesehen von der Exportbranche hat Vietnam dieWeltwirtschaftskrise unerwartet gut gemeistert. «Man strotzt vorSelbstvertrauen», sagt Jan Noether, Geschäftsführer der deutschenHandelskammer in Vietnam. 2009 «sage und schreibe 5,5 ProzentWachstum, und die Weltbank erwartet 2010 sogar 6,5 Prozent - einemärchenhafte Entwicklung.» Wer schnelles Geld gemacht hat, spekuliertgerne mit Wohnungen. 2000 Euro Anzahlung reichen oft aus für einenschnellen Kauf, und im heißen Markt können die Besitzer die Wohnungmit Gewinn veräußern, noch ehe große Raten fällig sind, berichtetedie «Vietnam Investment News».

 «Es ist ein Privileg, ein so großes Projekt begleiten zu dürfen»,sagt Cellarius. «Man hat viele Freiheiten und alle sind offen fürneue Vorschläge.» Das große Geld ist für deutsche Architekten inVietnam noch nicht zu verdienen. Oft seien nur zweieinhalb Prozentder Bausumme als Architektenhonorar vorgesehen, berichtete diedeutsche Handelskammer in Hanoi im vergangenen Jahr. In Deutschlandsind weitaus höhere Sätze üblich. Es zählt das Prestige.