Verkleiden nicht erwünscht Verkleiden nicht erwünscht: Karnevalisten wollen mit Kita über Kostüm-Verbot reden

Erfurt - Die Entscheidung eines Erfurter Kindergartens, Kindern das Verkleiden am Rosenmontag und Faschingsdienstag in der Einrichtung zu verbieten, stößt auf Kritik beim Landesverband der Thüringer Karnevalsvereine. „Für uns ist diese Entscheidung überhaupt nicht nachvollziehbar“, sagte der Präsident des Landesverbandes Thüringer Karnevalsvereine, Michael Danz, am Dienstag in Erfurt der Deutschen Presse-Agentur. Ein solcher Fall sei ihm noch nie zu Ohren gekommen.
Der Kindergarten „Campus-Kinderland“ hatte Eltern schriftlich darüber informiert, dass das Verkleiden dort ausgerechnet am Rosenmontag und Faschingsdienstag nicht erwünscht ist. „Mitgebrachte Faschingskostüme bleiben an beiden Tagen im Fach des Kindes“, heißt es in einem Brief an die Eltern. Begründet wurde das Verbot mit einem „kultursensiblen Umgang miteinander“. Mehrere Medien hatten darüber berichtet.
Danz: Verkleiden gehört zu „Urtrieben des Menschen“
Allerdings hatte die Einrichtung das Kostümieren von Kindern für eine gemeinsam mit dem Universitätssportverein Erfurt veranstaltete Faschingsfeier Mitte Januar erlaubt.
Danz sagte, es gehöre zu „den Urtrieben des Menschen“, sich als jemand anders zu verkleiden. Dieser Wunsch werde im Karneval befriedigt. Zwar sei es richtig, dass dabei Stereotype bedient würden und dass es nötig sei, mit diesen Vereinfachungen der Wirklichkeit verantwortungsvoll umzugehen. Doch statt den Kindern komplett zu verbieten, sich an diesen beiden Tagen zu verkleiden, wäre es besser gewesen, die jungen Menschen an dieses Thema heranzuführen, erklärte Danz. Dass sich die Pädagogen in dem Kindergarten stattdessen für ein Verbot entschieden hätten, „zeigt, dass wir ein großes Wissensdefizit haben, was unsere karnevalistischen Traditionen angeht“, sagte Danz.
Kindergarten verteidigt Kostüm-Verbot gegen Kritik
Der Kindergarten, der vom Studierendenwerk in Erfurt betrieben wird, hat sein Verbot von Verkleidungen an den beiden Tagen unterdessen gegen Kritik verteidigt. „Die Kita und das Personal stehen zu dieser Entscheidung“, sagte eine Sprecherin des Thüringer Studierendenwerkes am Dienstag der dpa. In einer im Internet veröffentlichten Stellungnahme des Kindergartens heißt es, bislang hätten gegenüber der Einrichtung nur zwei „Elternteile“ bedauert, dass es am Rosenmontag und Faschingsdienstag keine weitere Karnevalsveranstaltung mit der Möglichkeit, die Kinder zu verkleiden, geben werde.
In der Stellungnahme erneuert die Kita einerseits ihre Vorbehalte gegenüber Kostümierungen. Diese könnten Kindern falsche Vorstellungen etwa von Bevölkerungsgruppen vermitteln. „Zudem kann eine Kostümierung Angst und Überforderung bei den Kindern auslösen.“ Vor allem für Kleinkinder sei es befremdlich, wenn sie ihr Gegenüber nicht mehr erkennen können. „Anhand des Verhaltens ist außerdem oft zu erkennen, dass sich Kinder in ihren Kostümen unwohl fühlen.“ Andererseits erklärt der Kindergarten aber, die Kinder hätten „natürlich“ das ganze Jahr über die Möglichkeit, sich zu verkleiden. „Ihnen werden dafür auch Verkleidungsutensilien zur Verfügung gestellt, die im Voraus von dem pädagogischen Fachpersonal bewusst ausgewählt werden.“
Der Präsident der Thüringer Karnevalisten will nach eigenen Angaben nun das Gespräch mit den Pädagogen des Kindergartens suchen und versuchen, ihnen seine Kritik an ihrer Entscheidung zu erläutern. „Ich will gerne behilflich sein, diese Entscheidung noch einmal zu bedenken“, sagte er. (dpa)