Tod von Robert Enke schockt die Fußballwelt
Hannover/dpa. - Fußball-Deutschland steht unter Schock: Nationaltorwart Robert Enke ist tot. Das bestätigten der Präsident des Bundesligisten Hannover 96, Martin Kind, und die Polizei am Dienstagabend. Enke wurde 32 Jahre alt.
«Das ist ganz furchtbar», sagte Kind. Ersten Erkenntnisse der Polizei deuten auf einen Selbstmord hin. Der achtmalige Nationalspieler war gegen 18.25 Uhr von einem Zug erfasst und tödlich verletzt worden, teilte die Polizei mit. Es gab polizeiliche Untersuchungen an einem Bahnübergang in Neustadt am Rübenberge, in der Nähe von Enkes Wohnort.
Kind war von der Sitzung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) aus Frankfurt/Main zurückgekehrt, am Flughafen bekam er den schockierenden Anruf. «Man rechnet mit vielem, aber nicht mit so etwas», sagte Kind der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Ich weiß nicht, warum es und wie passiert ist», sagte Kind. Der 96-Chef ist sich sicher, «dass es nichts mit Fußball zu tun hat».
Enke hatte wegen einer Erkrankung, die als Bakterien-Infektion des Darmes angegeben wurde, vier Länderspiele verpasst. Er war auch nicht für die beiden Länderspiele gegen Chile und die Elfenbeinküste am 14. und 18. November eingeladen worden. Löw hatte dem Hannoveraner aber deutlich signalisiert, dass er weiter ein Favorit auf die Nummer eins bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika sei. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erfuhr erst unmittelbar nach der Rückkehr vom ersten Training in Bonn von der Katastrophe.
«Er war labil», berichtete Kind. Das sei in der Öffentlichkeit wohl nicht aufgefallen. «Er hat das überlagert», erklärte der 96- Clubchef. Der verheiratete Fußballprofi und seine Frau hatten vor drei Jahren ihre Tochter Lara im Alter von zwei Jahren verloren, die an einem angeborenen Herzfehler litt und im Krankenhaus starb.
Nach der EM und dem Rücktritt von Jens Lehmann war Enke bald Stammtorhüter der DFB-Auswahl geworden. Sein erstes Länderspiel bestritt Enke vor zwei Jahren beim 0:1 gegen Dänemark. Bereits beim Confed Cup 1999 hatte er zum DFB-Kader gehört, blieb aber ohne Einsatz. Insgesamt hütete er in sechs von elf Länderspielen in der Saison 2008/09 das Tor. Löw hatte sich allerdings nicht ausdrücklich für Enke als neue Nummer Eins ausgesprochen, so dass sich dieser auch weiterhin dem Konkurrenzkampf gegenüber Rene Adler, Tim Wiese und Manuel Neuer stellen sollte.
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) zeigte sich tief betroffen vom Tod Robert Enkes. «Deutschland verliert einen Ausnahmesportler und einen sensiblen Menschen, der für viele ein Vorbild war. Wir trauern um ihn und unser Mitgefühl ist bei seiner Frau, seiner Familie, seinen Angehörigen und vielen Freunden», sagte Wulff am Dienstagabend nach einer Mitteilung der Staatskanzlei.