Telekom Telekom: Auftrag zur Bespitzelung kam offenbar von ganz oben

Berlin/dpa. - In der Bespitzelungsaffäre bei der Deutschen Telekom geraten der ehemalige Konzernchef Kai-Uwe Ricke und der Ex-Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Zumwinkel zunehmend ins Fadenkreuz. Der Auftrag zur Auswertung von Verbindungsdaten sei von «ganz oben» gekommen und mit dem Vorstand abgestimmt worden, sagte der Chef der Berliner network.deutschland GmbH, Ralph Kühn, dem «Handelsblatt» (Mittwoch). Auch der frühere Personalchef des Unternehmens, Heinz Klinkhammer, belastete die beiden Manager. «Der Mitarbeiter der Konzernsicherheit, der diesen Auftrag bekommen hat, hat mir versichert, dass Ricke und Zumwinkel ihm in der Angelegenheit einen Maulkorb erteilt haben», sagte er dem Blatt.
Ricke wies die erhobenen Vorwürfe als «haltlos und unwahr» zurück.Ein Sprecher von Zumwinkel erklärte: «Herr Zumwinkel hat keinenpersönlichen Auftrag erteilt. Die Geschäfte eines Unternehmens führtder Vorstand.»
Die Telekom wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren undverwies auf die Bonner Staatsanwaltschaft, die derzeit die Aufnahmevon Ermittlungen in der Affäre prüft. Am späten Nachmittag wolltesich der Aufsichtsrat der Telekom mit dem Thema befassen. Dabei gehees in erster Linie um eine Aufklärung der Vorfälle, sagte derstellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Lothar Schröder der dpa.
Am vergangenen Wochenende hatte Telekom-Vorstandschef RenéObermann eingeräumt, dass der Konzern in Jahren 2005 und teilweiseauch 2006 Telefon-Verbindungsdaten missbrauchlich benutzt habe. Zuvorhatte das Hamburger Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» die Affäre ansLicht gebracht. Ziel der Operation war es, herauszufinden, wann undwie lange Aufsichtsräte und Telekom-Manager mit Journalistentelefoniert haben. Auf diesem Wege wollte die Telekom herausfinden,wer die Presse mit internen Informationen versorgte. Zu derfraglichen Zeit war Ricke Vorstandschef und Zumwinkel Aufsichtsratdes Bonner Telekommunikationsunternehmens.
Nach weiteren Angaben von Kühn verlief der Kontakt zur Telekomüber die Abteilung Konzernsicherheit. Die erste Ausspähaktion habe2005 stattgefunden. Als Ende 2006 der Wechsel von Kai-Uwe Ricke zuRené Obermann an der Telekomspitze vollzogen wurde, seien neueAufträge ausgeblieben. Da Kühn nach eigenen Angaben noch Forderungenvon über 400 000 Euro gegen die Telekom hatte, drohte er dem Konzernper Fax «mit Konsequenzen». Sein Fax sei später zum «Spiegel»gelangt. «Ich war sauer und habe es dabei sicher etwas übertrieben»,bedauerte Kühn im «Handelsblatt».