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Strauss-Kahn soll Währungsfonds führen

10.07.2007, 14:22

Brüssel/dpa. - Die EU-Finanzminister haben sich schnell auf den französischen Sozialisten Dominique Strauss-Kahn als Kandidaten für den Chefposten beim Internationalen Währungsfonds (IWF) geeinigt. Bei ihrem Treffen kürten sie den früheren französischen Finanzminister mit großer Mehrheit.

«Wir sind überzeugt davon, dass er ein ganz ausgezeichneter geschäftsführender Direktor des IWF wird», sagte der amtierende Vorsitzende der Ministerrunde, der portugiesische Ressortchef Fernando Teixeira dos Santos. Der IWF-Spitzenposten muss zum Herbst neu besetzt werden, weil der bisherige Chef, der Spanier Rodrigo Rato, am 28. Juni überraschend zurückgetreten war. Rato hatte den Posten erst am 1. Juni 2004 vom heutigen Bundespräsidenten Horst Köhler übernommen.

Die Europäer haben traditionell das Vorschlagsrecht für die IWF-Spitze, während der Chefposten der Weltbank von den USA besetzt wird. Für den Weltbank-Vorsitz hatten die Amerikaner unlängst Robert Zoellick als Nachfolger des zurückgetretenen Paul Wolfowitz durchgesetzt. Auch die Europäer hätten sich deshalb an das herkömmliche Prozedere gehalten, erklärte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück.

«Wir waren uns einig, dass wir so schnell wie möglich einen Kandidaten benennen sollten», sagte Steinbrück nach dem Treffen. Er kenne Strauss-Kahn sehr gut und halte ihn für einen von allen Seiten respektierten und wegen seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten anerkannten Kandidaten. Der Berliner Minister wies Spekulationen zurück, Deutschland habe Strauss-Kahn auch im Hinblick auf eine Neuregelung an der Spitze des europäischen Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS unterstützt. «Das sind Vernetzungen und Verquickungen, die mit der Realität nichts zu tun haben.»

Strauss-Kahn zeigte sich erfreut über die Unterstützung durch die EU und bestätigte damit seine Kandidatur für die IWF- Leitung offiziell. Er war am Wochenende vom französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy als Kandidat vorgeschlagen worden. Er hatte die Kandidatur bereits dem US-Präsidenten George W. Bush, dem britischen Regierungschef Gordon Brown und dem spanischen Ministerpräsidenten José Luis Rodríguez Zapatero präsentiert. Aus Kreisen der Bundesregierung hatte es bis zuletzt lediglich geheißen, Strauss-Kahn sei ein starker europäischer Kandidat. Steinbrück bestätigte, dass es bereits vor rund zehn Tagen Vorabstimmungen gegeben habe. Man habe die Namen aber nicht veröffentlichen wollen, «damit sie nicht verbrannt werden.»

Die Tatsache, dass mit Strauss-Kahn erneut ein Franzose einen wichtigen internationalen Wirtschaftsposten besetze, sei zwar Gegenstand der Diskussionen, letztendlich aber kein Hinderungsgrund gewesen. Er halte nichts von einem solchen Proporzdenken. Letztendlich gehe es um die Qualität des Kandidaten, sagte Steinbrück.

Neben dem Franzosen galt auch der frühere polnische Regierungschef Marek Belka als potenzieller Nachfolger Ratos. Belka war von der polnische Regierung ins Gespräch gebracht worden. Der britische Ressortchef Alistair Darling regte für die Zukunft eine Reform der Kandidatenkür an.