Smartphones an Schulen Smartphones an Schulen: Arbeitsgerät oder Ablenkung im Unterricht?

Erfurt - Eltern- und Schülervertreter sehen großen Nachholbedarf beim Umgang mit Smartphones an Thüringer Schulen. „Digitale Medien müssten viel stärker im Unterricht eingesetzt werden“, sagte Landesschülersprecher Patrick Hintsche der Deutschen Presse-Agentur.
Schulen seien in der Pflicht, den Schülern mehr Medienkompetenz zu vermitteln. Auch von Lehrern könne erwartet werden, sich stärker mit dem Thema auseinanderzusetzen.
An der Frage, ob Handys fester Bestandteil in der Schule sein sollten, scheiden sich die Geister. „Das Thema ist ein zweischneidiges Schwert“, findet der Sprecher der Landeselternvertretung, Steffen Reiche-Römuß.
Smartphones an Schulen: Kein einheitlicher Umgang vorgesehen
Einerseits gehörten die Mini-Computer schon lange zum Alltag der Schüler. Andererseits sei es für die Schüler oft schwierig, den Wahrheitsgehalt von Äußerungen im Internet einzuschätzen.
„Und wenn jemand etwa eine Schlägerei auf dem Pausenhof filmt und diese in den sozialen Netzwerken teilt, kann das sogar rechtliche Konsequenzen haben.“ Deshalb müsse der richtige Umgang mit den Geräten viel stärker thematisiert werden.
Ein grundsätzliches Verbot von Handys und Smartphones gibt es in Thüringen nicht. Jede Schule entscheide selbst, wie der Umgang mit den Geräten geregelt sei, sagte die Sprecherin des Bildungsministeriums, Silke Fließ. Entsprechend uneinheitlich sei die Umsetzung.
Smartphones im Unterricht: Verbreiteter als moderne Schulbücher
„Wenn die Geräte im Unterricht genutzt werden, ist die Ablenkung zu groß“, sagte ein Schulleiter einer Regelschule, der seinen Namen nicht nennen will. „Handynutzung reizt dazu, gegen Regeln und Normen zu verstoßen“.
Außerdem müsse sichergestellt werden, dass auch alle Schüler ein Smartphone besäßen, um Benachteiligungen zu vermeiden.
Ein Argument, dass der Landesschülersprecher Hintsche nicht gelten lassen will. Seiner Erfahrung nach habe spätestens ab der sechsten Klasse jeder Schüler ein Smartphone.
„Aktuell ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Schüler ein Smartphone besitzen als ein modernes Schulbuch.“ Laut dem Bildungsministerium haben Erhebungen zufolge mehr als 95 Prozent der Jugendlichen über 14 Jahren ein solches Gerät.
Smartphones an Schulen: „Es müsste viel mehr getan werden“
Bei Pädagogen seien die Smartphones hingegen weniger verbreitet. „Immer mal wieder trifft man auf Lehrer, die nur ein altes Handy besitzen“, erklärte Reiche-Römuß. Dennoch gebe es viele Lehrer und Schulleiter, die sich eine stärkere Einbeziehung von Smartphones in den Unterricht wünschten.
„In unserer Klasse hat jeder ein Smartphone“, sagte die Gymnasiastin Amelie. An der Schule seien Handys eigentlich nur in den Pausen erlaubt. Nur wenn der Computerraum besetzt sei, dürfe auch mal mit Handys recherchiert werden. „Die Smartphones sind viel schneller als die alten Computer der Schule.“
Wenn einer keines dabei habe, werde beim Nachbarn mit hineingeschaut. „Für mehr Nutzung bin ich aber nicht. Wir hängen in unserer Freizeit sowieso die ganze Zeit am Handy, da muss das im Unterricht nicht sein“, meinte die 14-Jährige. Und weil die Geräte so vielseitig seien, sei auch die Ablenkung sehr groß.
„Wir sind keinesfalls gegen die klassischen Arbeitsmethoden„, betonte Landesschülersprecher Hintsche. „Aber es müsste viel mehr getan werden.“ Das betreffe Lehrerfortbildungen, Technik und die allgemeine Akzeptanz moderner Medien an Schulen.
„In manchen Einrichtungen wird noch ausschließlich mit der Tafel und dem Polylux gearbeitet.“ Im Berufsleben gehörten digitale Präsentationen dagegen zum Standard. (dpa)