Siemens Siemens: Wer soll Kleinfelds Nachfolge antreten?

München/dpa. - In der Führungskrise beim Elektrokonzern Siemensrückt eine Lösung näher. Für diesen Sonntag sei eine außerordentlicheAufsichtsratssitzung geplant, sagte eine Siemens-Sprecherin amFreitag und bestätigte damit einen Bericht der «Financial TimesDeutschland» (Freitag). Die Zeitung hatte unter Berufung auf mit derAngelegenheit vertraute Personen berichtet, dass neben Informationenzur aktuellen Lage bei Siemens auch der Punkt «Personalien» auf derTagesordnung der Sitzung des Kontrollgremiums stehe. DieUnternehmenssprecherin wollte sich dazu nicht äußern. Insiderschließen dem Bericht zufolge nicht aus, dass der neue Siemens-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme in der Sitzung einen Nachfolger fürden scheidenden Vorstandschef Klaus Kleinfeld präsentieren wird. Auchdazu wollte sich die Siemens-Sprecherin keine Stellungnahme abgeben.
Kleinfeld hatte nach Widerstand gegen seine Vertragsverlängerungim Aufsichtsrat seinen Rückzug angekündigt. Die bisher ungelösteNachfolge-Frage hatte den von der Schmiergeld-Affäre um schwarzeKassen gebeutelten Konzern in den vergangenen Wochen zusätzlichbelastet. Als Wunschkandidat Crommes galt lange Zeit der Chef desIndustriegase-Konzerns Linde, Wolfgang Reitzle, der Siemens aber ineiner E-Mail an Linde-Führungskräfte vor wenigen Tagen definitiv eineAbsage erteilte. In Aufsichtsratskreisen war Medienberichten zufolgezuletzt von einer Liste mit mehreren Kandidaten die Rede gewesen.
Für Sonntag hat das Präsidium des Siemens-Aufsichtsrates nachInformationen der «FTD» nun alle 20 Mitglieder des Gremiums zu derSitzung geladen. Angestrebt werde, dabei einen Nachfolger fürKleinfeld zu präsentieren und zu wählen, habe es im Umfeld desUnternehmens geheißen. Allerdings sei auch denkbar, dass dasPräsidium lediglich eine Wasserstandsmeldung abgebe oder mehrereKandidaten präsentieren werde. Das hänge davon ab, wie das Präsidiumin den nächsten Tagen mit seinen Beratungen vorankomme.
Zu Informationen der «FTD», wonach bei der Sitzung auch übereinen Aufstieg des derzeitigen Leiters der Siemens-SparteGebäudetechnologie, Heinrich Hiesinger, in den Zentralvorstandberaten werden solle, verlautete aus Branchenkreisen: «Das ist nichtganz falsch». Hiesinger gilt als Vertrauter des früheren Siemens-Aufsichtsratsvorsitzenden Heinrich von Pierer, der vor einigen Wochenzurückgetreten war. Dem Vernehmen nach könnte Hiesinger fürEuropachef Johannes Feldmayer in den Zentralvorstand nachrücken, dernach der Affäre um die verdeckte Finanzierung der Arbeitnehmer-Organisation AUB beurlaubt worden war. Feldmayers Aufgaben wareninterimsmäßig an andere Vorstände verteilt worden.
In Branchenkreisen hieß es derweil, bei der Sitzung gehe es nebendem derzeitigen Stand der Untersuchungen zur Siemens-Schmiergeldaffäre auch um Personalien, aber nicht in erster Linie umdie Nachfolge an der Vorstandsspitze. «Wenn es gelungen sein sollte,die Kleinfeld-Nachfolge zu konkretisieren, wird man sich sicher damitbeschäftigen, wenn nicht, dann nicht.»