Nach Ordens-Eklat Semperopernball 2020 in dresden: Unicef beendet Zusammenarbeit
Dresden - Der Dresdner Semperopernball kommt nicht zur Ruhe. Kurz vor der Ballnacht am Freitag zog sich nun auch das Kinderhilfswerk Unicef von der Veranstaltung zurück. „Die Heftigkeit und Unversöhnlichkeit, mit der in den vergangenen Tagen über die Veranstaltung gesprochen wird, überlagert zusehends unser Ziel, dort viele Menschen mit unserem Einsatz für Kinder zu erreichen“, teilte die Organisation mit.
Man habe sich daher dazu entschieden, nicht am Ball teilzunehmen und auch auf die am Abend gesammelten Spenden zu verzichten. Auch das einstige Topmodel Eva Padberg wird nun nicht zum Ball kommen. Padberg sollte die Hilfsorganisation als Unicef-Botschafterin in der Semperoper vertreten.
Die Vergabe des Semperopernball-Preises an den ägyptischen Präsidenten al-Sisi hatte in Deutschland heftige Turbulenzen ausgelöst. Im Streit um die Preiswürdigkeit des Autokraten hatten sich erst Moderatorin Judith Rakers und dann auch deren Vertreterin Mareile Höppner vom Ball zurückgezogen. Auch der ebenfalls als Preisträger vorgesehene SAP-Gründer Dietmar Hopp und dessen Laudator Uli Hoeneß sagten ihr Kommen ab.
Zahlreiche Absagen für Dresdner Semperopernball - Preisträger mit rassistischen Aussagen
Die Ballorganisatoren sagten daraufhin die komplette geplante Preisübergabe ab und wollen in der Oper stattdessen mehr Kultur präsentieren. Doch auch das wird immer komplizierter. Auch das fest eingeplante „Moka Efti Orchestra“, bekannt aus der Serie „Babylon Berlin“ sagte ab. Der WDR-Kinderchor überlegte zeitweise öffentlich, den Auftritt in der Pegida-Hochburg Dresden abzusagen.
Mindestens ein Preis, der sogenannte „St. Georgs Orden“, soll trotzdem vergeben werden, auf einem Empfang vor dem Ball. Doch auch dieser Preisträger steht in der Kritik. Der Chemnitzer Unternehmer Hans J. Naumann, der als Preisträger feststeht, war in der Vergangenheit mit rassistischen Äußerungen aufgefallen.
Semperopernball 2020 nicht ausverkauft – Tickets mit massiven Rabatten noch zu haben
Der ägyptische Präsident al-Sisi soll seinen Preis hingegen wieder verlieren. Das hatte der musikalische Stargast Peter Maffay zur Bedingung für seinen Auftritt gemacht. Die Ball-Organisatoren stimmten zu. Wie man al-Sisi den Preis wieder abnehmen möchte, ist jedoch noch völlig unklar. Die Auszeichnung aus Gold und Edelstein wurde bereits Mitte Januar in Kairo überreicht.
Erstmals seit vielen Jahren könnte der Semperopernball 2020 auch nicht ausverkauft sein. Waren die Tickets in früheren Jahren rasant ausverkauft, gibt es in diesem Jahr zwei Tage vor dem Ball sogar noch Karten für Sitzplätze mit Bühnensicht. Die Karten sind aktuell offenbar selbst mit mehreren Hundert Euro Rabatt nicht verkäuflich. (mz/slo)
