Schlecker-Insolvenz Schlecker-Insolvenz: Land gegen Beteiligung an Transfergesellschaft
Magdeburg/MZ. - Die Drogeriekette Schlecker schließt in Sachsen-Anhalt neun Filialen mehr als zunächst angekündigt. Nach einer überarbeiteten Liste des Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz sind es jetzt 84 Filialen, die Ende des Monats dicht machen. Besonders betroffen ist Halle. In der Stadt werden neben den drei bekannten Geschäften nun drei weitere geschlossen (siehe Tabelle). Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens im April bleiben damit noch 78 Filialen im Land erhalten. Bundesweit hat sich die Zahl der Filialen, die geschlossen werden sollen, auf rund 2 200 erhöht. Insgesamt 11 000 Stellen sollen dabei gestrichen werden.
Schwierige Lösung
Seit gestern ist zudem klar, dass sich das Land voraussichtlich nicht an einer Transfergesellschaft für die Schlecker-Beschäftigten beteiligen wird. Dies war eine der zentralen Forderungen der Gewerkschaft Verdi. Eine solche Lösung sei schwierig, weil die Mitarbeiter hierzulande weit verstreut seien, erklärte Beate Hagen, Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. Hagen betonte aber: „Es wird Hilfen geben.“ Mehrere andere Bundesländer wollen dagegen eine gemeinsame Transfergesellschaft gründen, um die Mitarbeiter weiter zu beschäftigen und zu qualifizieren. Insolvenzverwalter Geiwitz strebt dazu ein Staatsdarlehen von 71 Millionen Euro an.Annelie Schneider, Sprecherin von Verdi in Mitteldeutschland, bezeichnete die Ankündigung Sachsen-Anhalts als Skandal. „Das ist angesichts der Situation auf dem Arbeitsmarkt ein Verrat an den beschäftigten Frauen.“ Bislang hatte Verdi noch gehofft, auch Sachsen-Anhalt bei einer Transfergesellschaft ins Boot holen zu können.
Die Fraktionschefs von CDU und SPD im Landtag, André Schröder und Katrin Budde, sprachen sich aber für eine landeseigene Lösung aus. „Die ist auf jeden Fall zielgerichteter, als drei Millionen Euro in eine Transfergesellschaft zu stecken, von der niemand weiß, wie sie funktionieren soll“, sagte Schröder. Die Summe soll das Land als Bürgschaft für die geplante Transfergesellschaft von Bund und Ländern bereitstellen. Schröder rechnet damit, dass das Geld auch abfließen würde. Laut CDU-Fraktionschef führt das Arbeitsministerium deshalb Verhandlungen mit der Landesarbeitsagentur. Die bestätigte Agentur-Chef Kay Senius zwar. Doch anders als das Land befürwortet er die Gründung einer Transfergesellschaft. „Damit könnten Kündigungsschutzklagen vermieden werden. Außerdem kann der Insolvenzverwalter die Situation stabilisieren.“Während die Verhandlungen laufen, bangen alle Schlecker-Mitarbeiter im Land um ihren Job. Denn bislang soll die Kündigungsliste mit den entsprechenden Namen nur den Betriebsräten bekannt sein. Nach Schätzungen der Regierungsfraktion stehen auf dieser Liste etwa 150 bis 200 Namen. Diese Zahl wollte Verdi-Sprecherin Schneider jedoch nicht bestätigen. „Die Angabe ist völlig aus der Luft gegriffen.“ Eigene Zahlen konnte sie aber nicht nennen. Die Mitarbeiter selbst sollen erst in der kommenden Woche schriftlich von Schlecker über ihre Zukunft informiert werden. „Die Verunsicherung bei den Kolleginnen wächst damit weiter“, so Schneider.
Prekäre Arbeitsverhältnisse
Morgen beschäftigt sich der Magdeburger Landtag auf Antrag der Linken mit der Schlecker-Insolvenz. Fraktionschef Wulf Gallert kritisierte, dass Schlecker über Jahre vor allem Frauen in prekären Arbeitsverhältnissen beschäftigt habe und nun der Staat für die Rettung des Konzerns aufkommen solle. Er sagte auch, dass eine Transfergesellschaft nur eine zeitliche Lösung für das Problem sei.