Saale Saale: Zukunft der Werft in Mukrena ist ungewiss

Mukrena/dpa. - Der Blick vom Werftgelände an der Saale hinüber auf das Schifferstädtchen Alsleben (Salzlandkreis) ist idyllisch:Häuser mit roten Dächern, das Backstein-Rathaus, einige Sportbooteund die Schleuse sind zu sehen. Am Anleger der Schiffswerft Fischerliegen ein Hausboot und ein Schlepper, ein weiterer bekommt in derHalle eine Generalüberholung und auf dem kleinen Dock zischt einSandstrahlgerät. Das Familienunternehmen ist die einzige Werft an der Saale in Sachsen-Anhalt. Seit 15 Jahren betreiben die Fischers das Unternehmen mit zehn Mitarbeitern. Der Jahresumsatz liegt bei etwa einer Million Euro. Doch die Fischers plagen Existenzängste. Denn: Der Bund will «ihren Fluss» zur Restwasserstraße herabstufen.
«Das bedeutet, dass auch die Unterhaltung des Flusses eingestellt wird», sagt Bernd Fischer, dessen Vater und Großvater Saaleschifferwaren. Er glaubt, dass der Fluss verschlammt und versandet. «Früheroder später kann uns kein Schiff mehr erreichen. Dann kann ichzuschließen.» Noch hat das Bundesverkehrsministerium nicht über dieZukunft der Saale entschieden. Momentan ist sie eineBundeswasserstraße, doch sie könnte bald in die letzte der insgesamtsieben Gewässerkategorien rutschen. Schiffsbauer Fischer versteht dasnicht. «Ich habe zwei Millionen Euro in den Standort investiert. Wirsind ein Unikum an der Saale. Die Tradition dieses Werftstandortsreicht mehr als hundert Jahre zurück», sagt der 53-Jährige.
Der gelernte Schiffsbauer betreut mit seinem Unternehmen Kunden inganz Deutschland. Reedereien, Wasser- und Schifffahrtsämter,Wasserbaufirmen und Sportbootinhaber bringen ihre Wasserfahrzeuge zurSchiffswerft Fischer nach Mukrena. «Wir bauen neu, reparieren undkümmern uns um die Instandsetzung», sagt Karina Fischer, Tochter desInhabers. Auch ein «Schiffs-TÜV» wird angeboten. «Die Auftragslageist gut, weil wir unter anderen für die vielen privatenSportbootbesitzer die einzige Anlaufstelle an der Saale sind.»
Um für den Erhalt der Saale als Bundeswasserstraße zu kämpfen,haben sich die Fischers dem Anfang August gegründeten Saale-Bündnisangeschlossen. «Die Initiative ist unabhängig», sagt die 31-jährigeBetriebswirtin. Und ihr Vater ergänzt. «Politiker dürfen nicht vomSchreibtisch aus Arbeitsplätze vernichten. Dagegen muss man kämpfen,bis es nicht mehr geht.» Für die Werft ist die Saale wie eineNabelschnur. «Der Fluss lebt mit und uns und wir mit dem Fluss.»
Für Manfred Sprinzek, Vorsitzender des Vereins zur Hebung derSaaleschifffahrt Halle, ist die Werft ein Paradebeispiel. «Wird dieSaale tatsächlich eine Restwasserstraße, werden in der RegionArbeitsplätze vernichtet», sagt Sprinzek. «Und das nicht nur in denUnternehmen selbst, sondern auch bei den branchennahen Zulieferernund bei den Subunternehmern. Das darf nicht sein.»
Hoffnung verbreitet jetzt der Bund selbst, der über ein neuesGutachten für die Saale nachdenkt. Das sei ein «unmissverständlichesSignal» dafür, dass die ursprünglichen Pläne zur Herabstufung derSaale als Wasserstraße noch einmal überarbeitet werden sollen, sagteHarald Kreibich, Sprecher des Landesverkehrsministeriums. Mit demGutachten solle nun noch einmal die Wirtschaftlichkeit der Saalegeprüft werden. «Wir gehen davon aus, dass bei dieser Untersuchungein positives Ergebnis herauskommen wird», sagte Kreibich.