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Porträt Porträt: Michael Hayden

Von Gabriele Chwallek 12.05.2006, 13:00

Washington/dpa. - Er wisse wahrscheinlich mehr als jeder andere über die Geheimdienstarbeit, kenne das Geschäft von innen und außen, sagen sowohl Republikaner und Demokraten. Tatsächlich ist der 61 Jahre alte Vier-Sterne-General der Luftwaffe an Erfahrung kaum zu übertreffen und gilt als ein Mann, der Probleme anpackt, als ein «Troubleshooter», der gern dann eingesetzt wird, wenn es irgendwo brennt.

Als der Luftwaffengeneral beispielsweise 1999 an die Spitze der Nationalen Sicherheitsbehörde NSA rückte, dem geheimsten und größten der 16 US-Spionagedienste, hatte er es mit einem gigantischen Apparat zu tun, der sich Jahrzehnte lang den Herausforderungen des Kalten Krieges gewidmet hatte und dringend für die neuen Aufgaben des 21. Jahrhunderts «in Schuss gebracht» werden musste. Jeder bescheinigt ihm, dass er diese Mammutarbeit mit Bravour bewältigt hat - obwohl er es, wie es ein Insider formulierte, in der NSA mit einer Reihe von «Dinosauriern» zu tun hatte - langjährigen Mitarbeitern, die sich gegen Veränderungen sträubten.

Dabei hat sich Hayden seine Verbindlichkeit und seinen freundlichen Umgangston bewahrt. Es sei angenehm, mit ihm zu arbeiten, sagen viele derzeitige und ehemalige Mitarbeiter. Im Weißen Haus schätzt man zudem seine außergewöhnliche Fähigkeit, Vorgänge gut und zugleich anschaulich zu erklären. Deshalb wird er auch immer wieder herangezogen, wenn es gilt, komplizierte Sachverhalte zu analysieren.

Ranken sich Bedenken gegen seine Berufung hauptsächlich darum, dass Hayden kein Zivilist ist und der CIA einen militärischen Stempel aufdrücken könnte, so bescheinigen ihm Experten trotz seiner militärischen Karriere einen Hang zum unabhängigen Denken und Flexibilität. Das hat ihm selbst, so sagen Insider, auch persönlich den Übergang vom Kalten Krieg in das derzeitige Sicherheitsumfeld mit Herauforderungen durch Terroristen und «Problemstaaten» wie dem Iran erleichtert.

Dass er unkonventionell sein kann, spiegelte sich beispielsweise in seiner Zeit als NSA-Chef in seinem lockeren Umgang mit Journalisten wider. Und wie «aufmüpfig» er manchmal in der Sache ist, zeigt die Kritik, die er während des Balkankonflikts als Geheimdienstler beim US-Europakommando in Deutschland an der Washingtoner Regierung übte. Er nannte die USA zu «pro-bosnisch» und zu wenig verständnisvoll, was die serbische Seite betreffe.

Hayden verfügte lange Zeit über persönliche enge Beziehungen zu vielen Demokraten im Kongress - aber das Verhältnis kühlte sich ab, als das nach dem 11. September 2001 unter seiner Leitung durchgeführte Programm zum Abhören von US-Bürgern publik wurde. Für viele seiner Freunde, die seine Unabhängigkeit schätzten, war die Nachricht ein Schock. Nachteilig könnte sich nach Meinung von Experten auch auswirken, dass Hayden in seiner Geheimdienstkarriere hauptsächlich auf die technische Seite des Spionagedienstes spezialisiert war, während heute dem Anwerben von Agenten für den «Einsatz vor Ort» Priorität eingeräumt wird.

Der am 17. März 1945 geborene Hayden war von 1989 bis 1991 Direktor für Verteidigungspolitik und Rüstungskontrolle im Nationalen Sicherheitsrat, danach stand er unter anderem an der Spitze der Luftaufklärungsbehörde sowie des Vereinigten Kriegsführungszentrum, bevor er die Führung der NSA übernahm. Seit 2005 ist er stellvertretender nationaler Geheimdienstdirektor.