1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Zweiter Weltkrieg: Zweiter Weltkrieg: Fehlende Konsequenz der USA stärkte Hitler

Zweiter Weltkrieg Zweiter Weltkrieg: Fehlende Konsequenz der USA stärkte Hitler

26.08.2009, 09:35

BERLIN/DPA. - «Dieser Aspekt wird viel zu wenig beachtet», sagte derWissenschaftliche Direktor am Militärgeschichtlichen Forschungsamt in Potsdam in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa zum 70. Jahrestag des Kriegsbeginns am kommenden Dienstag (1. September).

Tatsächlich hatten die USA vor dem deutschen Angriff auf Polen zu vermitteln versucht und sich nach dem Scheitern der Verhandlungen für neutral erklärt. Erst nach dem Angriff des mit dem Deutschen Reich verbündeten Japan auf den US-Stützpunkt Pearl Harbor auf Hawaii griffen die US-Amerikaner Ende 1941 in den Krieg ein.

«Der Wehrmachtsführung war sehr bewusst, dass Deutschland denErsten Weltkrieg vor allem wegen des Engagements der USA verlorenhatte», erklärte Müller, der Mitherausgeber der Buchreihe «DasDeutsche Reich und der Zweite Weltkrieg» ist. Zwar hätte eineKriegsandrohung aus Washington den zum Kampf entschlossenen AdolfHitler selbst vielleicht nicht stoppen können. «Sie hätte dann abersicher die Überlegungen der Generäle zu einem Putsch gegen Hitler - die es schon 1938 gab - zur Aktion werden lassen.» Dafür hätten die Beistandverpflichtungen Großbritanniens und Frankreichs für Polen allein nicht ausgereicht.

Auch wenn Russland neutral geblieben wäre, und nicht mit Hitlergemeinsam Polen besetzt hätte, hätte dies den Krieg nach MüllersEinschätzung kaum verhindert: «Hitlers wichtigstes Ziel beim Angriff auf Polen war ja nicht Polen, sondern eine Ausgangsbasis für die Eroberung von Lebensraum noch weiter im Osten.»

US-Präsident Franklin D. Roosevelt dürfte diese Verantwortung der USA gesehen haben, meinte Müller. «Doch wegen innenpolitischer Probleme und des Desinteresses der amerikanischen Bevölkerung an Europa konnte er dem nicht gerecht werden.» Die öffentliche Meinung habe sich erst geändert, als die USA selbst angegriffen wurden. «Das ist das Problem der Demokratie - anders als ein Diktator können Siein so wichtigen Fragen nicht völlig gegen den Willen derBevölkerung handeln.»

Zugleich warnte Müller aber davor, die Rolle der Polenausschließlich auf die des ersten Kriegsopfers zu reduzieren. «Dass die Polen zugleich auch die ersten waren, die den Kampf gegen die Nazis aufnahmen, wird zu selten gewürdigt - auch in Polen selbst.» Immerhin habe ihre Armee auch nach der Niederlage in Teilen weiter existiert und ihren Kampf von Russland und Großbritannien aus fortgesetzt. «Insofern müssten die Polen eigentlich mit zu den Siegermächten gezählt werden - nur dass sie nach dem Krieg um die Früchte ihres Kampfes betrogen und Opfer einer neuen Diktatur wurden.»

Führer und Reichskanzler Adolf Hitler (Mitte links am Tisch) stärkt sich während eines Besuchs des Kriegsschauplatzes in Polen 1939 mit einem Essen aus der Gulaschkanone. (FOTO: DPA)
Führer und Reichskanzler Adolf Hitler (Mitte links am Tisch) stärkt sich während eines Besuchs des Kriegsschauplatzes in Polen 1939 mit einem Essen aus der Gulaschkanone. (FOTO: DPA)
dpa