Zum Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 Zum Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953: Kränze und Gedenkstunden

Berlin/dpa. - Schily sagte zu dem Aufstand: «Seine politische Bedeutungerschließt sich erst aus der Retrospektive: Was 1953 noch fehlschlug,vollendete sich 1989.» An der Gedenkstunde auf dem StädtischenFriedhof Seestraße nahm auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierseteil. In der Gedenkstätte für die Häftlinge politischer Gewalt imehemaligen Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen legte SPD-Generalsekretär Franz Müntefering einen Kranz nieder.
Nach der Gedenkfeier demonstrierten vor dem Städtischen Friedhofdrei Mitglieder von DDR-Opferverbänden gegen die Beteiligung der PDSam Berliner Senat. Ihre Verbände waren der Gedenkstunde ferngebliebenund hatten in Charlottenburg eine eigene Kundgebung veranstaltet.
An der Leipziger Straße/Ecke Wilhelmstraße, wo vor 49 JahrenPanzer gegen die Demonstranten vorrückten, wollte die SPD am spätenMontagnachmittag mit einem Teppich aus 1000 roten Rosen an jeneMenschen erinnern, die «ihr Leben im Kampf für Freiheit,Gerechtigkeit und Frieden gelassen haben».
Am Sonntag hatten Politiker von CDU und CSU davor gewarnt, der PDSnach der Bundestagswahl am 22. September an die Macht zu verhelfen.Das Vermächtnis des 17. Juni 1953 bleibe aktuell, sagte der CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Michael Glos. Die CDU bekräftigteihre Forderung nach einem nationalen Einheits- und Freiheitsdenkmal.
Auf dem CDU-Parteitag in Frankfurt/Main sagte Helmut Kohl beiseinem ersten Auftritt auf einem CDU-Parteitag nach der Spendenaffäreseiner Partei, das Zusammengehen der SPD mit der SED-Nachfolgeparteisei eine «Schande». Dass Berlins Regierender Bürgermeister KlausWowereit (SPD) an diesem Tag vor einem Jahr an den Grabstätten derdamals erschossenen Menschen einen Kranz niedergelegt habe, sei beiProtesten als «Verrat» kritisiert worden. «Und sie hatten recht.»
Der Berliner CDU-Bundestagskandidat Volker Liepelt kritisierte,dass Wowereit mit seiner Abwesenheit bei der Feierstunde derBundesregierung die Opfer des 17. Juni desavouiert habe. Zudem seidie Anwesenheit von PDS-Politikern ein Höhepunkt an Heuchelei.
Wowereit, der aus persönlichen Gründen nicht teilnehmen konnte,erklärte, der 17. Juni sei Verpflichtung, Mahnung und Erinnerung anden Widerstand gegen Unfreiheit und Ungerechtigkeit.
Nach Erkenntnissen der Zentralen Ermittlungsstelle Regierungs- undVereinigungskriminalität in Berlin kamen am 17. Juni 1953 mindestens125 Menschen ums Leben. Rund 1600 Teilnehmer des Aufstands wurden zuFreiheitsstrafen verurteilt. Die DDR-Justiz vollstreckte mindestenszwei Todesurteile.
Auslöser für den Aufstand war die Erhöhung von Arbeitsnormen. DieSED-Führung unter Walter Ulbricht war außer Stande, selbst mit denUnruhen fertig zu werden. Die sowjetische Besatzungsmacht verhängteden Ausnahmezustand über Ost-Berlin, 13 Bezirks- und 51 Kreisstädtesowie eine Reihe von Landkreisen. Zur Niederschlagung der Unruhenwaren auch sowjetische Panzer im Einsatz.