Zentralrat bricht katholisch-jüdischen Dialog ab
Berlin/dpa. - Die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, will den Dialog mit der katholischen Kirche vorerst aussetzen. Knobloch sagte der «Rheinischen Post», dass es unter den bisherigen Voraussetzungen «zwischen mir und der Kirche sicher kein Gespräch geben» werde.
«Ich habe es hier nicht mit Menschen zu tun, die nicht wissen, was sie tun.» Der Papst sei «einer der gebildetsten und intelligentesten Menschen, die die katholische Kirche hat», sagte sie weiter
Der Zentralrat der Juden hat die jüngsten Bekundungen von Papst Benedikt XVI. zu einer «unbestreitbaren Solidarität» mit den Juden «freudig aufgenommen», erwartet aber jetzt auch «Konsequenzen» für die Bereitschaft des Vatikans zum katholisch-jüdischen Dialog. «Wir hören die Worte wohl, allein es fehlt der Glaube, wie ernst es der Vatikan damit meint», sagte der Generalsekretär des Zentralrates, Stephan Kramer, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die jüngsten Äußerungen von Knobloch.
Kramer betonte, es gehe um nichts Geringeres, als dass dem Judentum von seinen Gegnern seine Existenzberechtigung abgesprochen wird. Zwar sei die jüngste Äußerung des Papstes zu begrüßen, er habe jedoch die Diskussion bisher auch laufen lassen. «Was heißt denn "unbestreitbare Solidarität" konkret, welche Konsequenzen hat das?»
Die Papst-Reden von den Muslimen bis zur Pius-Bruderschaft zeigten nicht gerade eine große Bereitschaft zum Versöhnungsdialog. «Der Papst will zur fundamentalistischen Position der katholischen Kirche zurückkehren, das ist seine Sache, was aber bedeutet das für den katholisch-jüdischen Dialog? Wir machen uns Sorgen darüber, dass die Worte gut gemeint sind, aber nicht identisch sind mit den Taten des Vatikans.»
Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann bezeichnete das Leugnen des Holocaust durch den wieder in die katholische Kirche aufgenommenen Bischof Richard Williamson als «ungeheuerlich und empörend». Es sei äußerst schmerzlich, dass die Aussagen Williamsons zum Holocaust zu einer schweren Störung des christlich- jüdischen Verhältnisses geführt hätten, teilte Wiesemann am Donnerstag in Speyer mit. Für die katholische Kirche gebe es kein Zurück hinter die Fortschritte, die sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der Ökumene und im Dialog mit den jüdischen Brüdern und Schwestern ergeben hätten.
Williamson und die drei weiteren Bischöfe der ultrakonservativen Pius-Bruderschaft, die vor wenigen Tagen von Papst Benedikt XVI. wieder in die katholische Kirche aufgenommen worden waren, müssten sich «unmissverständlich und glaubwürdig hinter die Beschlüsse des Konzils stellen», forderte Wiesemann. Er bedauere, dass die Bemühungen des Papstes, die kirchliche Einheit wiederzugewinnen, durch die skandalösen Ansichten Williamsons «auf unerträgliche Weise» in Misskredit gebracht worden seien.