Südkorea Südkorea: Über 120 Tote nach Anschlag auf U-Bahn in Korea

Seoul/dpa. - In den ausgebrannten Waggons der zwei Züge seien bisher dieLeichen von mehr als 70 Menschen gefunden worden, sagte derFeuerwehrchef der Stadt, Kim Shin Dong. Zusammen mit den von derPolizei bis zum Abend offiziell bestätigten 52 Opfern werde die Zahlder Toten damit auf mehr als 120 steigen. Die genaue Bestimmung derZahl der Opfer wurde dadurch erschwert, dass viele Leichen bis zurUnkenntlichkeit verbrannt waren. 138 Menschen wurden bei derBrandkatastrophe verletzt. Das koreanische Fernsehen berichtetezuvor, dass Rettungsmannschaften in den Waggons die sterblichenÜberreste von etwa 100 Fahrgästen gefunden hätten. Am Mittwoch solltemit der Identifizierung der Leichen begonnen werden, unter anderemmit Gen-Analysen.
Die Polizei nahm einen offensichtlich geistig verwirrtenTatverdächtigen fest. Augenzeugen berichteten, dass der Mann einenPlastikbehälter mit leicht entzündlicher Flüssigkeit in einen Waggongeworfen habe. Passagiere hätten ihn noch daran zu hindern versucht,den Behälter mit einem Feuerzeug anzuzünden. «Der Mann ließ dasFeuerzeug fallen und der Zug fing Feuer», sagte einer der Fahrgäste.Die möglichen Motive für die Tat waren zunächst nicht bekannt. Dienationale Nachrichtenagentur Yonhap berichtete jedoch unter Berufungauf Ermittler, dass der Mann wiederholt vor Familienangehörigen einenAnschlag auf das Krankenhaus angekündigt habe, in dem er wegen seinerGeisteskrankheit behandelt worden sei.
Der Zug ging in einer U-Bahn-Station im Zentrum der Stadt inFlammen auf. Ob er in Fahrt war oder hielt, war zunächst unklar. DasFeuer sei auf einen zweiten Zug übergesprungen, der aus derGegenrichtung in die Station einfuhr. Die Flammen breiteten sich lautBrandexperten rasch über die gepolsterten Sitze aus. Die meisten dereingeschlossenen Opfer erstickten und starben durch giftigeRauchgase. Die Menschen in der Station versuchten panikartig über dieAusgänge nach draußen zu gelangen.
Zahlreiche Fahrgäste versuchten, über Mobiltelefon Hilfeherbeizurufen. Seine Frau habe ihn zum Zeitpunkt des Unglücksangerufen, sagte ein Mann im Fernsehen. «Es brennt und die Tür istgeschlossen», habe sie gesagt.
Nach Schätzungen der Polizei befanden sich zum Zeitpunkt derKatastrophe mehr als 400 Fahrgäste in den beiden Zügen. ZahlreicheWaggons brannten vollständig aus. Die Stromversorgung in der Stationfiel aus, wodurch der Streckenabschnitt im Dunkeln lag. Das Feuerkonnte erst etwa drei Stunden nach dem Ausbruch gelöscht werden. DieRettungsarbeiten wurden zudem durch giftige Rauchgase erschwert. DieHelfer trugen Menschen auf den Rücken und auf Tragen aus dem U-Bahnschacht. Das Fernsehen zeigte Bilder von weinenden Angehörigen inden Krankenhäusern und an Ort der Katastrophe.
Der südkoreanische Präsident Kim Dae Jung sprach den Angehörigensein Mitgefühl aus. Es werde geprüft, ob die Unglücksstelle in der300 Kilometer südöstlich von Seoul gelegenen Stadt zu einemSonderkatastrophengebiet erklärt werden könne. Die Maßnahme würde zufinanziellen Hilfen und Steuererleichterungen führen. AuchBundesaußenminister Joschka Fischer sprach den Menschen in Südkoreasein Beileid aus. «Wir fühlen mit der koreanischen Bevölkerung inihrem Schock und ihrer Trauer. Unsere Gedanken sind bei den Opfernund ihren Familien und Freunden. Ihnen allen gilt unser tiefempfundenes Mitgefühl», heißt es in einem Kondolenzschreiben anseinen südkoreanischen Amtskollegen, Choi Sung-hong.

