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Schwere Bombenanschläge in Deutschland vereitelt

05.09.2007, 15:50

Karlsruhe/Saarbrücken/dpa. - Wegen der vereitelten Bombenanschläge stehen neben den drei festgenommenen Terrorverdächtigen sieben weitere im Fokus der Ermittler. Davon sind fünf namentlich bekannt, teilte die Bundesanwaltschaft am Mittwoch in Karlsruhe mit.

Die drei am Dienstag festgenommenen Verdächtigen sind zwischen 22 und 29 Jahre alt.

Koordinator und Logistiker der Gruppe soll nach Angaben des saarländischen Innenministeriums ein 28 Jahre alter deutscher Konvertit aus Ulm gewesen sein. Er habe nach und nach die wesentlichen Komponenten zur Herstellung des Sprengstoffes aus Wasserstoffperoxid besorgt, hieß es in Saarbrücken. Auch ein 29 Jahre alter Türke aus Hessen sei in die Beschaffung der Komponenten eingebunden gewesen. Ein 22 Jahre alter Konvertit aus dem Saarland sei zum Zeitpunkt der Festnahme zusammen mit den anderen beiden dabei gewesen, einen Teil des Sprengstoffes herzustellen. Damit sollte die Funktionsfähigkeit getestet werden.

Alle drei Terrorverdächtigen hätten ähnliche Biografien, die von radikalem Gedankengut geprägt seien, teilte das Innenministerium mit. Diese radikal-fundamentalistische Grundeinstellung habe sich durch Aufenthalte in Ausbildungslagern terroristischer Organisationen in Pakistan verfestigt. Dort seien sie auch im Umgang mit Sprengstoff und Waffen geschult worden.

Es sei «eine der bislang schwerwiegendsten Anschlagsplanungen» in Deutschland gewesen, sagte Harms. «Heute ist aus unserer Sicht ein guter Tag für die Sicherheit in Deutschland.» Zugleich habe sich jedoch gezeigt, dass Deutschland Anschlagziel des internationalen islamistischen Terrorismus und nicht nur Ruheraum für Terroristen sei. Für die deutsche Bevölkerung habe keine Gefahr bestanden, weil die Sicherheitsbehörden rechtzeitig über die Aktivitäten informiert gewesen seien.

Ziercke zufolge wurden die in Terrorcamps in Nordpakistan ausgebildeten Verdächtigen im Alter zwischen 22 und 29 Jahren seit sechs Monaten von rund 300 Beamten beobachtet. Mitte Juli gelang es der Polizei sogar, den Inhalt der Fässer gegen eine stark verdünnte Lösung auszutauschen.

Der Fahndungserfolg heizte den Streit in der Koalition über Online-Durchsuchungen von Computern weiter an. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) bestand auf solchen Durchsuchungen, um im «Wettlauf mit den Verbrechern» bestehen zu können. Es sei klar, dass Terroristen für ihre «hochkonspirative Arbeit» alle modernen Kommunikationsmittel nutzten und in hohem Maße übers Internet kommunizierten. Vertreter der SPD betonten dagegen, die Fahndungserfolge hätten gezeigt, dass eine Online-Durchsuchung, wie sie Schäuble anstrebe, nicht zwingend sei.

Alle Politiker lobten den großen Erfolg der Sicherheitsbehörden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, ohne die Computer- Durchsuchungen direkt anzusprechen, der Vorgang zeige auch: «Terroristische Gefahren sind nicht abstrakt, sondern real.» Den zuständigen Behörden müssten alle Möglichkeiten gegeben werden, Aufklärung zu betreiben.

Nach Zierckes Worten steht die Islamische Dschihad-Union in engem Kontakt mit dem Terrornetzwerk El Kaida: «Das leitende Motiv der Gruppe in Deutschland ist der Hass gegen amerikanische Staatsbürger.» Genaue Anschlagziele gab es dem BKA-Chef zufolge noch nicht, die Terroristen hätten aber sowohl militärische US-Einrichtungen als auch vorwiegend von US-Bürgern genutzte Discotheken und Restaurants im Visier gehabt. Einer der Festgenommenen habe Ende 2006 Kasernen im hessischen Hanau ausgespäht. Der BKA-Chef geht von einer «fanatischen Bindung an ein gemeinsames Ziel - nämlich an den Dschihad» aus

Die Islamische Dschihad-Union ist laut Bundesanwaltschaft eine zunächst vorwiegend in Zentralasien aktive sunnitische Gruppierung, die sich von der Islamischen Bewegung Usbekistans abgespalten habe, erläuterte Harms. Unter dem Einfluss von El Kaida habe die Extremistengruppe ihre Aktivitäten auf Europa ausgeweitet. Die deutsche Zelle sei im Winter 2006 gegründet worden.