Rosa Luxemburg Rosa Luxemburg: Rechtsmediziner würde Leiche herausgeben
Berlin/dpa. - Das Rätselraten um die «echte Leiche» von Rosa Luxemburg geht weiter. Um festzustellen, ob es sich bei der in der Berliner Charité entdeckten Wasserleiche tatsächlich um die toteSozialistin handelt, könne nicht nur DNA-Material Luxemburgs, sondern insbesondere auch von weiblichen Verwandten Klarheit bringen, sagteder Leiter der Rechtsmedizin der Charité, Michael Tsokos, am Samstagder Deutschen Presse-Agentur dpa. Tsokos glaubt, die tatsächlicheLeiche der 1919 ermordeten einstigen KPD-Führerin entdeckt zu haben.
Die Spitze der Linkspartei und die Gewerkschaft ver.di an derCharité forderten, die Unklarheiten um den Leichnam von RosaLuxemburg aufzuklären. «Die gesamte Bevölkerung hat darauf Anspruch, da die 1919 mit Karl Liebknecht ermordete Rosa Luxemburg eine herausragende Persönlichkeit der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung war», betonten Gysi sowie Linksparteichef Oskar Lafontaine und der Linke-Vorsitzende Lothar Bisky in einer gemeinsamen Erklärung.
Linksfraktions-Chef Gysi sprach sich für eine Umbettung desLeichnams aus. «Wenn alles so stimmen sollte, stehen wir alle -Bundespräsident, Bundesregierung und wir Linke als Partei - in derVerantwortung, eine würdige Beerdigung in der Gedenkstätte derSozialisten zu organisieren», sagte Gysi dem «Berliner Kurier amSonntag».
Der Rechtsmediziner Tsokos betonte unterdessen, dass seineUntersuchungen nun beendet seien. Alles Weitere liege nicht in seinem Zuständigkeitsbereich. Gleichzeitig erklärte er sich dazu bereit, den mutmaßlichen Leichnam von Luxemburg herauszugeben, wenn sich bestätigen sollte, dass es sich tatsächlich um Überreste dergetöteten Sozialistin handelt. «Mir gehört der Korpus nicht», sagteTsokos dem Berliner «Tagesspiegel» (Sonntag). «Ich bin sofort bereit,ihn herauszugeben, wenn rechtmäßige Ansprüche darauf bestehen.»
Der Rechtsmediziner räumte ein, dies sei auch für ihn bislang ein«einmaliger Fall». Die Situation sei «juristisch ungeklärt»,gegenwärtig sei die Leiche Objekt wissenschaftlicher Forschung. Dieältesten Funde von Leichenüberresten, mit denen er im Institut sonstzu tun habe, stammten aus dem Zweiten Weltkrieg. Darum kümmere sichdie Kriegsgräberfürsorge.
Im Falle Luxemburg gebe es bisher keine Signale seitens derBehörden. Der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, MichaelGrunwald, sagte der dpa, dass ihm bisher nichts zu möglichenErmittlungen seiner Behörde in der Sache bekannt sei.
«Wenn ich DNA-Material bekomme, dann würde ich aktiv werden»,meinte Tsokos. Medienberichten zufolge lebt eine Nichte von Luxemburgin Warschau. Außerdem soll ein Geliebter der Sozialistin bis zuseinem Tod eine Locke in seiner Geldbörse aufbewahrt haben.«Vielleicht gibt es auch jemanden, der einen Hut von ihr oderÄhnliches hat», sagte Tsokos. Es reichten kleinste Mengen anorganischem Material wie Hautschuppen und Haare, um zu klären, ob essich um die Leiche von Luxemburg handelt.
Der angebliche Fund der Luxemburg-Leiche war am Freitag durch dasNachrichtenmagazin «Der Spiegel» publik geworden. Tsokos hatte beiseinem Amtsantritt im Jahr 2007 in einer alten anatomischen Sammlungseines Instituts eine viele Jahrzehnte alte Wasserleiche ohne Kopf,Hände und Füße entdeckt. Dafür, dass es sich bei der Leiche um dietote Luxemburg handelt, sprechen Tsokos zufolge mehrere Indizien. Einwissenschaftlicher Beweis sei wegen fehlender DNA-Spuren bislangallerdings nicht möglich gewesen.
Tsokos ist außerdem überzeugt, dass es sich bei dem Körper, der1919 als Luxemburgs Leichnam auf dem Friedhof Berlin-Friedrichsfeldebeerdigt wurde, nicht um die Sozialistin handelt. Das habe dieAuswertung des historischen Obduktionsprotokolls ergeben.