Religion Religion: Moschee in Berlin-Pankow wird am Donnerstag eröffnet

Berlin/ddp. - Die Wohnhäuser ringsum sindschlicht, manche wirken mit ihrem blätternden Putz schäbig. Nun gibtes einen Neubau im Kiez. Am Donnerstag wird die neue Khadija-Moscheemit einem Festakt eröffnet wird. Mit der Einrichtung derAhmadiyya-Gemeinschaft gibt es erstmals ein neugebautes muslimischesGotteshaus im Osten Berlins.
Zur feierlichen Einweihung werden Prominente aus Politik undGesellschaft erwartet. Zeitgleich haben Unterstützer und Kritiker derNiederlassung der Ahmadiyya-Gemeinde eigene Aktionen angekündigt.Auch die Polizei bereitet sich auf einen größeren Einsatz imnördlichen Stadtteil der Hauptstadt vor.
«Alle Bürger von Heinersdorf sind zur Eröffnung willkommen», sagteder Imam der Ahmadiyya-Gemeinschaft in Berlin-Heinersdorf, AbdulBasit Tariq. Außerdem sei für die nächste Woche ein Tag der OffenenTür geplant. Die Ahmaddiyyas wollen nach den Worten des Imamsfriedlich mit den Anwohnern in Pankow-Heinersdorf zusammenleben.
Das Bauprojekt hatte seit Jahren die Gemüter erhitzt. Schon vorBeginn der Bauarbeiten im Jahr 2007 gab es immer wieder Proteste,Demonstrationen und Ausschreitungen, die sich gegen die Anhänger derAhmadiyya - eine Reformbewegung des Islam - und deren Moscheebaurichteten. Aber auch Sympathisanten schlossen sich zu einerInitiative zusammen. Unter dem Motto «Wir stellen uns quer» hat dieInitiative für Donnerstag einen Aufzug organisiert. Der Bürgerverein«Zukunftswerkstatt Heinersdorf» und die Initiative «Wir sind Pankow:tolerant und weltoffen», zusammen mit der Arbeiterwohlfahrt BerlinNordost sowie der Heinersdorfer Grundschule, wollen mit ihrer Aktionein Zeichen für Religions- und Bekenntnisfreiheit sowie mehr Toleranzsetzen.
Den Aufruf «Wir stellen uns quer» unterstützen die PankowerBezirksverbände der CDU, SPD, FDP, der Grünen und der Linken. DieTeilnehmer des Aufzugs sollen bunte Stoffbänder mitbringen. Diesesollen aneinander geknüpft ein Band des Friedens ergeben, wie dieVorsitzende des Bürgervereins «Zukunftswerkstatt Heinersdorf», SandraCaspers erläuterte. «Wir stehen der Ahmadiyya-Gemeinschaft und demMoscheebau zwar kritisch, aber tolerant gegenüber», sagt Caspers.
Gegen die Eröffnung will hingegen die InteressengemeinschaftHeinersdorfer Bürger (ipahb), die sich als Reaktion auf denMoscheebau 2006 gründete, demonstrieren. Unter dem Motto «FürDemokratie und Menschenrechte - Gegen Antisemitismus, Islamismus undRechts- und Linksextremismus» hat die ipahb einen Aufzug mit etwa 500Teilnehmern bei der Polizei angemeldet, wie ein Behördensprechermitteilte. Die Interessengemeinschaft kritisiert nach eigenen Angabennicht den Bau der Moschee, sondern die Ideologie, das Menschen- sowieFrauenbild der Ahmadiyya.
Auch die NPD will gegen die Moschee und ihre Besucher Stimmungmachen. Die Rechtsextremisten lehnen das Gotteshaus generell ab undplanen in der Nähe eine Mahnwache.
Imam Tariq will auf die Proteste nicht reagieren: «Wir alle habenGlaubens- und Meinungsfreiheit, deshalb werden uns dieDemonstrationen unberührt lassen.» Etwa 250 geladene Gäste, unterihnen Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit,Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (beide SPD) und der 5. Kalifder Gemeinschaft, Hadrat Mirza Masroor Ahmad, aus London, erwartetder Imam zu den Feierlichkeiten. Eröffnet wird die Veranstaltung miteiner Lesung aus dem Koran sowie Ansprachen von Wowereit, Thierse unddes Pankower Bürgermeisters Matthias Köhne (SPD). Sprechen wird auchder Kalif.
Die Moschee ist das fünfte Gotteshaus der Ahmadiyya-Gemeinschaft,nach Stade, Hannover, Rodgau und Weil an der Stadt, das in diesemJahr in Deutschland eröffnet wurde. Die Gemeinde zählt etwa 250Mitglieder in Berlin, in ganz Deutschland sollen ihr bis zu 30 000Menschen angehören.